Bottrop. Michaelismarkt, Herbstkirmes und verkaufsoffener Sonntag: In der Bottroper Innenstadt wurde am Wochenende drei Tage lang intensiv gefeiert.
Das Wochenende stand in der Innenstadt im Zeichen zweier Großveranstaltungen. Während es auf der hell erleuchteten Osterfelder Straße und dem Berliner Platz bei der Herbstkirmes aus den Boxen dröhnte und aus zahllosen Lampen flackerte, ging es auf dem Kirchplatz beim Michaelismarkt beschaulicher zu.
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Handgemachte Musik und Fackellicht bestimmten dort den Samstagabend. Auf der Kirmes war an einigen Engpässen das Durchkommen schwierig, auf dem Cyriakusplatz umringten die Besucher in lockerer Runde mit Kindern in der ersten Reihe die Darbietungen. Eröffnet wurde am Samstagabend mit der „Feuershow“. Begleitet von Sackpfeife und großer Davul - Trommel schwang Feuergauklerin Alana tanzend Fackeln, wirbelte Feuerkugeln rhythmisch an Ketten herum, ließ brennende Reifen um den Körper kreisen und erzeugte mit der „Feuerbüchse“ große Flammen. Wenn die „Todesseile“ auf dem Boden aufprallten, sprühte Funkenregen über das Pflaster.
Gaukler Jeremias jonglierte reimend mit einem „Hexenbesen“ auf der Nase und spielte bei kleinen Zaubereien und vielen „Sprüchen“ mit dem Publikum. Seine kleine Feuerjonglage entzündete der Spaßmacher mit einem ausgeliehenen „Taschendrachen“ Feuerzeug. Als „Bankräuber“ schleppte er eine Sitzbank herbei. Die Märchentante „Fabulix“ erzählte im kleinen Zelt mit fellbelegten Bänken mittelalterliche Märchen, zur frühen Stunde für Kinder und solche, die es geblieben sind. Die Hörer werden mit in die Geschichte einbezogen und müssen helfen, eine riesige Rübe aus der Erde zu ziehen und „sie zogen und zogen und zogen“ lautstark mit. Später gab’s auch Märchen für Erwachsene, eher erotisch-witzig und eindeutig-zweideutig.
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Das mittelalterliche Flair zog am verkaufsoffenen Sonntag besonders Familien in die Innenstadt. Mittelalterliche Waffen aus Holz üben anscheinend eine besondere Faszination auf Kinder aus, die mit Schwert, Schild, Bogen, Armbrust oder Axt „bewaffnet“ über den Platz zogen Bogen- oder Armbrustschießen bei der Drachenjagd oder im Märchenwald mit Eulen, Hexen oder Wölfen als Zielfiguren waren stark nachgefragt.
Wer wollte, konnte auch mit Axt und Messer auf Zielscheiben werfen. Mitglieder und Darsteller des Düsseldorfer Mittelalter-Vereins „Leones Pugnae“ (Löwen der Schlacht) erklärten an ihren Zelten alte Waffen und ihre Funktionen:„ Einige befördern anders zum Tode, bei einigen geht es schneller.“ Der sechsjährige Felix trug begeistert Helm, Schild und ein viel zu schweres, aber „echtes“ Schwert und bekam nur noch ein „Cool“ heraus. Gekleidet sind die Mitglieder, die regelmäßig auf mittelalterlichen Festen auftreten und auch an Schaukämpfen teilnehmen, in Gewändern des 13. Jahrhunderts. Die Frauen tragen unter den Schulterumhängen Kleider mit „Höllenfenstern oder Teufelsfenstern“, große Öffnungen an den Seiten, die den Blick auf das Untergewand ermöglichten.
Mit Trommelwirbel zog am Sonntag das Marktgericht des Landvogts auf den Platz. Ein „Weib“ wurde von einem Zeugen lautstark beschuldigt Äpfel gestohlen zu haben. Es drohen Peitschenhiebe, aber ein Gottesurteil soll entscheiden. Nachdem die Angeklagte den Kochlöffel als Waffe abgelehnt hatte, trat sie im Schwertkampf gegen den Zeugen an und siegte. Im zweiten Fall wurde eine Hexe angeklagt: „Sie muss brennen!“ Hier zeigten im Gottesurteil zwei Recken die hohe Kunst des Schwertkampfes und natürlich kam die „Hexe“ frei. Das Publikum nahm’s begeistert auf in der immer voller werdenden Innenstadt.
Altes Handwerk, historische Instrumente und Spiele von Anno dazumal
Beliebtestes Fotomotiv war wohl das gewaltige Shire-Ross Samson mit Reiter Baron Heinrich von Berlau und die Spielleute von „Belicha“ und „Thekenspieler“, die mit ihren historischen Instrumenten und uralten Melodien unterhielten. Beim bunten Markttreiben war so manches Besondere dabei. Beim „Vornamenkundigen“ konnte man urkundlich „das Geheimnis des eigenen Vornamens“ mit Herkunft, Geschichte und Bedeutung entdecken.
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Auf einem Bollerwagen stand das „Mäuseroulette“, laut Betreiber das „älteste Marktspiel.“ Der Schmied war an seiner Kohlenesse von Kindern umlagert, die ein kleines Hufeisen herstellen wollten. Der fünfjährige Tobias schlug abwechselnd mit dem Handwerker auf das heiße Eisen ein und fürs Entgraten durfte am Rad des Schleifsteins drehen, bevor er seinen Eltern stolz sein Werk präsentierte. Nach langer Pause ein guter Neustart für Markt und Kirmes in der Innenstadt.