Kirchhellen. Durch vermehrtes Jagen ist der Anstieg des Wildschweinbestandes gestoppt. Trotzdem kann man im Dorf morgens an der Mülltonne einer Sau begegnen.
. Rund 440 Jäger sind organisiert in der vor 60 Jahren gegründeten Kreisjägerschaft Bottrop. Deutlich älter ist der bereits 1928 gegründete Hegering Kirchhellen, dessen Mitglieder mit elf Revieren deutlich mehr Flächen betreuen als der Hegering Alt-Bottrop, Beide Hegeringe haben ungefähr gleich viele Mitglieder und in den letzten Jahren eine gemeinsame Aufgabe bewältigt: das Anwachsen der Wildschweinbestände in Bottrop zu bremsen.
Das erste Wildschwein im Dorf, erinnert sich KJS-Sprecher Peter Kleimann, wurde in den 80er Jahren an der Gahlener Straße gesichtet: „Die kommen aus dem Weseler Wald“. Bis vor wenigen Jahren ist der Bestand des Schwarzwildes stark angestiegen.
Regionalverband blies zur Jagd
Der Regionalverband Ruhr (RVR) als größter Waldbesitzer in der Kirchhellener Heide und die Mitglieder der Hegeringe Alt- Bottrop und Kirchhellen haben deshalb zur Jagd geblasen, berichtet Kleimann, früher selbst Chef des Hegerings Kirchhellen. Dazu kam die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest, die sich vor allem über die Wildschweinbestände ausbreitet. Infizierte Tiere sterben fast immer, laut Schweinepest-Verordnung müssen zudem alle Schweine des betroffenen Gebietes getötet werden.
Deshalb haben die Jäger die Schwarzwildjagd verstärkt und sich an den Jagden des RVR mit eigenen Jagden im Norden und Westen Kirchhellens beteiligt. Mit guten Ergebnissen, sagt Kleimann: Im abgelaufenen Jagd-Jahr sind in Bottrop 200 Wildschweine geschossen worden. Kleimann: „Ich teile die Einschätzung von Förster Markus Herber vom Landesbetrieb Wald und Holz, dass wir jetzt den Wildschweinbestand stabil halten.“
Wildsau an der Mülltonne
Das wird aber nicht verhindern, dass demnächst wieder einmal ein Anwohner der Gahlener Straße an seiner Mülltonne einem Wildschwein begegnen wird. Oder dass in Grafenwald die Sauen wieder mal „eine Wiese auf links drehen“, wie Kleimann das Stöbern des Schwarzwilds nach Leckereien unter der Erde beschreibt. „Wildschweine sich hochgradig intelligente Tiere.“ Gerade jetzt, wo Mais- und Getreidefelder ihnen gute Deckung bieten. Und sie lernen. Am Vossundern oder am Fernewald liegen Sauen 20 Meter neben den Wegen, weil sie wissen: Weder Hund noch Mensch dringen durch dieses Brombeergestrüpp zu mir vor.“
Auch Rotwildbestand ist stabil
Auch den Bestand an Rotwild schätzt Kleimann als stabil ein: „Wir halten nach einem Abschussplan den Nachwuchs klein, auch wenn manche Förster sich wegen der Verbiss-Schäden größere Strecken wünschen mögen.“
Stichwort Nachwuchs: Die Themen Jungjägerausbildung und Schießtraining „ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Bottroper Kreisjägerschaft“, berichtete der Vorsitzende Bernd Riesener bei der Jahreshauptversammlung. Der erste Schießstand der Kreisjägerschaft wurde vor fast 25 Jahren umgebaut zum Waldpädagogischen Zentrum am Ruhehorst. Heute ist die KJS Mitglied bei der Betreibergesellschaft des Schießstandes Freudenbergs. Und an den Jungjägerkursen will die Kreisjägerschaft selbst dann festhalten, wenn sie nicht kostendeckend sind. Das haben die Jäger vor Jahren beschlossen, um ihren Nachwuchs zu sichern.
Kreisjägerschaft Bottrop
Der damalige Vorsitzende des Hegerings Bottrop, Max Lohdick, gab den Anstoß zur Gründung der Kreisjägerschaft (KJS) am 4. Juni 1959. Bis dahin waren die Jäger bei der KJS Gelsenkirchen organisiert. Die Mitgliederzahl lag bei der Gründung bei 41 und hat sich in den letzten Jahren auf 440 eingependelt, je zur Hälfte aus Bottrop und Kirchhellen.