Bottrop. Bottrops Museum Quadrat wächst: Unter großem Medieninteresse gab es Mittwochnachmittag einen ersten Rundgang durch die neue Josef-Albers-Galerie.

Die Josef-Albers-Galerie ist fertig. So steht der Eröffnung der ersten großen Ausstellung, die dem Namenspatron gewidmet ist, nichts mehr entgegen. Beim ersten offiziellen Medientermin überzeugten sich am Mittwochnachmittag zahlreiche Teilnehmende von der Qualität wie auch der Funktionalität dieses für die nächsten Jahrzehnte wohl letzten Erweiterungsbaus des Museumszentrums Quadrat im historischen Stadtgarten.

Für die Stadt bedeutet dieses 13-Millionen-Projekt einmal einen Quantensprung für das regional wie überregional beachtete Haus, zumal des Josef-Albers-Museums mit seiner bedeutenden Sammlung von Arbeiten des berühmten Bottropers. Auf 700 Quadratmetern zusätzlicher Ausstellungsfläche können künftig Wechselausstellungen gezeigt werden, ohne wie bislang die wertvolle ständige Albers-Sammlung abhängen zu müssen – bekanntermaßen der Hauptgrund für die Erweiterung.

Dazu kommen auf der Erdgeschossebene noch einmal 700 Quadratmeter für die museumspädagogische Arbeit des Hauses, Büros, Bibliothek aber auch zeitgemäße Depots. Mit dieser Erweiterung dürfte aber nach der kürzlich erfolgten Erweiterung des Kulturzentrums auch die Bautätigkeit im städtischen Kulturbereich vorläufig abgeschlossen sein.

Ausbau des Museum Quadrat in Bottrop für 13 Millionen Euro

Vergeben, wenn auch nicht vergessen, scheint angesichts des harmonischen Ergebnisses die Kostensteigerung von geplanten rund zehn auf nun etwa 13 Millionen Euro (aus staatlichen wie privaten Töpfen) ebenso wie Verzögerungen bei der Bautätigkeit. Im bundesweiten Vergleich zu anderen Baumaßnahmen nicht nur im Kulturbereich möchte man für Bottrop fast sagen: kaum der Rede wert.

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Jetzt öffnet sich ein Bau, der sich zwar am bestehenden und auf Quadraten beruhenden Bestand der denkmalgeschützten Architektur von Bernhard Küppers orientiert, aber im Detail, wie auch dem rechteckigen Grundriss, erkennbar Eigenständigkeit atmet. „Wir wollten in Bottrop keinen Bilbao-Effekt, keine architektonische Riesenskulptur mit bunter oder glitzernder Fassade“, sagte Architektin Annette Gigon beim ersten Spatenstich für den Anbau vor vier Jahren.

Herausforderung: das Finanzlimit – nur wenige Nachbesserungen

Das Schweizer Architektenbüro Annette Gigon und Mike Guyer hatte 2016 sich im Wettbewerb gegen 24 Teilnehmer durchgesetzt. Heute beschreibt Gigon als besondere Herausforderung für die Architekten, dass ihr Gebäude ein Anbau sei an einen bestehenden Bau, der die Moderne weiterleben lässt und dennoch im Neubau eine eigene Handschrift tragen sollte. Herausfordernd sei natürlich auch das Finanzlimit gewesen, vor allem in Zeiten von Kostensteigerungen, in denen vieles in Deutschland auf einmal sogar teurer sei als in der Schweiz. Die Zusammenarbeit mit Bottrop sei aber auf jeden Fall angenehm gewesen.

Die Architektin Annette Gigon bei der ersten Führung durch die neue Josef-Albers-Galerie. Hier steht sie am neuen Übergang vom Alt- in den Neubau.
Die Architektin Annette Gigon bei der ersten Führung durch die neue Josef-Albers-Galerie. Hier steht sie am neuen Übergang vom Alt- in den Neubau. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch Nachbesserungen habe es nur wenige gebeben, zum Beispiel bei den Fenstern, die vor allem im Bereich der Pädagogikräume größer geworden sind. Lediglich beim Fußboden – der heute in edlem Holz statt dem ursprünglich geplanten eingefärbten Beton daherkommt – und der leichten Verlegung der Übergangsbrücke von Alt- zu Neubau seien größere Änderungen erfolgt.

„Ein weiterer Quadrat-Bau im Stadtgarten wäre zu wuchtig gewesen“

Die Abweichung von der Quadratidee der früheren Bauteile begründet Annette Gigon nicht nur mit der Eigenständigkeit des Neubaus, sondern auch mit Blick auf die Umgebung. „Wir wollten dem Park, vor allem auch dem schönen Kastanienrondell, dem Biotop und den Skulpturen Raum geben, ein neues Quadrat wäre einfach zu wuchtig gewesen.“

Übergang zwischen Alt- und Neubau: Teilnehmende des ersten Medienrundgangs vor der Brücke, die den Küppers-Bau (l.) mit der neuer Josef-Albers-Galerie (r.) verbindet.
Übergang zwischen Alt- und Neubau: Teilnehmende des ersten Medienrundgangs vor der Brücke, die den Küppers-Bau (l.) mit der neuer Josef-Albers-Galerie (r.) verbindet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

So erscheint der Anbau großzügig aber nicht erdrückend. Sheddächer von oben verteilen gleichmäßiges Licht und vier großer Fenster, die in den acht neuen Ausstellungsräumen immer auch den Park erleben lassen, nehmen so die Leichtigkeit und Naturverbundenheit der älteren Bauteile in neuer Formensprache auf. Die unterschiedlich großen Räume – die Architektur innen ist nicht variabel – ermöglichen künftigen Besuchern einen konsequenten Parcours, gelenkt durch Ein- und Ausblicke sowie Blickachsen. Die Feuerprobe wird das neue Haus im Oktober haben. Annette Gigon: „Ich bin sehr glücklich, dass die erste Ausstellung hier Josef Albers gewidmet ist.“ Und gemeinsam mit Oberbürgermeister Bernd Tischler formuliert es der scheidende Museumsdirektor Heinz Liesbrock so: „Wir hoffen, dass viel Schönes jetzt in diesem Haus passieren kann, wir haben die Vorlage geliefert.“ Neben vielen anderen ist es Liesbrocks Netzwerken, der Überzeugungskraft und unermüdlichem Einsatz für die Kunst, für Josef Albers, zu verdanken, dass dieser Neubau nun steht. Eine Fotostrecke finden Sie auf waz.de/bottrop.

Die Sponsoren - Die erste Ausstellung

Den Neubau ermöglich haben neben dem Bund, dem Land NRW, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe haben die RAG, die RAG-Stiftung, die Evonik-Stiftung, die Brost-Stiftung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie die Josef & Anni Albers Foundation.

Die Eröffnung von „Josef Albers. Huldigung an das Quadrat“, der ersten Wechselausstellung im Neubau, findet am 19. Oktober statt.