Bottrop. Im Neubau des Josef-Albers-Museums Quadrat läuft der Innenausbau auf Hochtouren. Die erste Ausstellung ist geplant. Ein Einblick in die Räume.

Auch wenn die vielen Baugerüste innen und außen noch eine andere Sprache sprechen: Der Innenausbau der neuen Josef-Albers-Galerie läuft auf Hochtouren. Das heißt, dass der (bis vor kurzem noch namenlose) Erweiterungsbau des Josef-Albers-Museums Quadrat die Bau-Endphase erreicht hat. Damit macht das Museum, das sich in den vergangenen vier Jahrzehnten als wichtigster Sammlungs-, Forschungs- und Ausstellungszentrum neben den USA für das Werk von Josef Albers etabliert hat, einen enormen Schritt nach vorne.

Die Bedeutung des Bottropers Josef Albers für die Kunst des 20. Jahrhunderts – bis heute erfahre durch diese Namensgebung des Neubaus noch einmal eine ausdrückliche Würdigung und betone den Schwerpunkt des Hauses als Albers-Zentrum, so Museumsdirektor Heinz Liesbrock zur Namenswahl.

Erste Ausstellung ab 15. Mai ist ganz Josef Albers gewidmet

Auch in der ersten Ausstellung ab 15. Mai 2022 wird sich alles um Leben und Werk des bekanntesten Sohnes der Stadt drehen: Josef Albers im (alten) Josef-Albers-Museum und in der neuen Josef-Albers-Galerie. Mit dieser umfassenden Würdigung des bedeutenden Künstlers und Exponaten aus den USA, Europa und natürlicher der umfangreichen Bottroper Sammlung, geht dann auch die Ära Heinz Liesbrock nach fast 20 Jahren im Quadrat langsam zu Ende. Wohlgemerkt langsam: Denn mindestens eine weitere Ausstellung nach der Eröffnungsschau ist bereits konzipiert, wie der Chef des Hauses auf der Baustelle verrät.

Noch liegen die Konstruktionen der so genannten Scheddächer frei. Sie werden aber bald, wie schon die Wände, verkleidet. Nichts wird dann in den neuen Ausstellungsräumen von der Kunst ablenken.
Noch liegen die Konstruktionen der so genannten Scheddächer frei. Sie werden aber bald, wie schon die Wände, verkleidet. Nichts wird dann in den neuen Ausstellungsräumen von der Kunst ablenken. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Noch führt der Weg in den Neubau durch ein Tor auf der Nordseite, das künftig für die Anlieferung reserviert sein wird. Ein ebenerdiger Zugang zum neuen, selbstverständlich klimatisierten Depot. Dort können Lkw direkt vorfahren, auch große Teile anliefern. „Eine enorme Verbesserung zum Altbau, wo Exponate zum Teil nur über die Vordertreppe angeliefert werden konnten“, so Liesbrock.

Auch Flächenmäßig stieß man an Grenzen. Die drei alten Depoträume, davon einer nicht klimatisiert, platzen aus allen Nähten. Neuerwerbungen, darunter immer wieder auch Albers-Werke, können nun adäquat untergebracht werden. Dank großer Aufzüge lassen sich Kunstwerke bald bequem und sicher auf die Ausstellungsebene transportieren. Klima, Brandschutz, gefahrlose Transportwege: Ein Aspekt, der bei Leihgaben anderer Häuser oder Sammlern eine immer wichtigere Rolle spielt.

Große Aufzüge für die Anlieferung gab es bislang im Altbau nicht. Museumsleiter Heinz Liesbrock und Stellverterin Ulrike Growe zeigen die neuen Funktionswege und führen durch den Anbau vom Depot über die Arbeitsräume bis zur Ebene mit den neuen acht Ausstellungsräumen.
Große Aufzüge für die Anlieferung gab es bislang im Altbau nicht. Museumsleiter Heinz Liesbrock und Stellverterin Ulrike Growe zeigen die neuen Funktionswege und führen durch den Anbau vom Depot über die Arbeitsräume bis zur Ebene mit den neuen acht Ausstellungsräumen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Eine zweite schöne Eingangs- und Aufenthaltssituation“

Dazu kommen auf der Stadtgartenebene Räume für Bibliothek, Archiv und die Kunstvermittlung. „Vor allem für Schulklassen oder unsere Workshopteilnehmer haben wir demnächst nicht nur schöne Räume mit Blick in den Park, sondern auch Platz für Material. Bis jetzt teilten wir uns einen Raum mit der VHS“, beschreibt Ulrike Growe die bisherige Situation. Der Eingang für Arbeitsgruppen liegt auf der Ostseite, gegenüber dem bald wieder hergerichteten Kastanienrondell. „Eine zweite schöne Eingangs- und Aufenthaltssituation neben dem Haupteingang am Anni-Albers-Platz“, wie die stellvertretende Museumsleiterin betont.

Museumsdirektor Heinz Liesbrock (r.) und Stellvertreterin Ulrike Growe (l.) führen mit Hochbauamtsleiter Andreas Schnellbach durch die neue Josef-Albers-Galerie. Alle Ausstellungsräume werden indirekt durch Tageslicht beleuchtet.
Museumsdirektor Heinz Liesbrock (r.) und Stellvertreterin Ulrike Growe (l.) führen mit Hochbauamtsleiter Andreas Schnellbach durch die neue Josef-Albers-Galerie. Alle Ausstellungsräume werden indirekt durch Tageslicht beleuchtet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Innen laufen gerade die Trockenbauarbeiten. Arbeiter bringen riesige Gipsplatten auf Wänden an. Dahinter verschwindet alles, was die künftig makellos daherkommenden Ausstellungsräume stören könnte. Schächte, Leitungen: alles, was für Energie, Brandschutz, Klimatisierung wichtig ist. Auch die noch offen liegenden Metallkonstruktionen der so genannten Scheddächer sind in Kürze nicht mehr zu sehen.

„Wir haben einen hohen Anspruch an die Oberflächen aber auch an Raumklima, Natur- und Kunstlicht in einem Haus wie diesem“, sagt Andreas Schnellbach, Leiter des Hochbauamtes. Kein Streiflicht auf den Wänden, klimatisch optimale Bedingungen für die künftig hier gezeigten oder gelagerten Kunstwerke.

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Übergabe des Baus Ende des Jahres

Neben den Trockenbauern sind Fachleute aus den Bereichen Dachbau, Elektrik oder Metallbau zurzeit im Innern beschäftigt. Trotz momentan angespannter Personal- und Liefersituation gerade im Handwerk und Ankündigung einiger Engpässe, sieht Schnellbach den Fortgang auf der Baustelle aktuell nicht gefährdet. Ende des Jahres werde auf jeden Fall die Bauübergabe stattfinden.

Dann müsse das Haus erst einmal trocknen, wie Schnellbach sagt. Das heißt, die Klimatisierung läuft dann schon, es wird geschaut, ob alles ordnungsgemäß funktioniert und wie sich das Raumklima entwickelt, bevor überhaupt wertvolle Exponate in die neuen Räume kommen.

Die Metallverkleidung ist längst an den Fassaden angebracht. Blick vom Biotop, das bald neu angelegt wird, auf die neue Josef-Albers-Galerie, wie der Erweiterungsbau künftig heißt.
Die Metallverkleidung ist längst an den Fassaden angebracht. Blick vom Biotop, das bald neu angelegt wird, auf die neue Josef-Albers-Galerie, wie der Erweiterungsbau künftig heißt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Acht fest definierte Räume gibt es dann auf der neuen Ausstellungsebene“, sagt Heinz Liesbrock. Alle werden blendfrei durch Tageslicht erhellt, eine direkte Sonneneinstrahlung auf Wände, was Exponate schädigen könnte, werde es im Gegensatz zum Altbau dort nicht geben. Vorrichtungen zum Abdunkeln, so dass zum Beispiel auch ganz empfindliche Papierarbeiten bei entsprechendem Kunstlicht gezeigt werden können, und vier große Fenster in jede Himmelsrichtung, runden das Beleuchtungskonzept ab.

Kurze Geschichte des Bauhergangs

2016 gewann das Zürcher Architektenbüro Gigon/Guyer den Wettbewerb für die Erweiterung des Josef-Albers-Museums. Baubeginn war dann 2018. Durch Verteuerung der Bauleistungen aufgrund der Lage auf dem Markt, musste 2019 Mehrkosten von 3,2 Mio. Euro eingeplant werden.

Jetzt wo ein Großteil der Arbeiten beendet bzw. beauftragt ist, zeichnet sich ab, dass es keine Mehrkosten geben wird. Gesamtkosten: 12,86 Mio. Euro. Von den ursprünglich geplanten 9,67 Mio. Euro wurden bereits 5,5 Mio. Euro durch private Förderer und 4 Mio. Euro durch Bund und Land getragen.

Ein massiver Eichenboden im Naturton wird die 700 Quadratmeter des Neubaus bedecken. „Eine Dekoration wird es, abgesehen von einigen Holzelementen im Bereich der Türen oder Raumübergängen, nicht geben“, so der Museumsdirektor. Von den künftig dort gezeigten Werke soll eben nichts ablenken.