Bottrop. Der Charakter des Tieres, die Wohnsituation des Besitzers: Bottrops Tierheim achtet auf viele Aspekte, um ein Zuhause fürs Leben zu finden.

Zeus ist einer der schwer vermittelbaren Hunde. Der Cane Corso lebt bereits seit zwei Jahren im Tierheim Bottrop. Manche Tiere verbringen ihr halbes Leben im Tierheim, andere wiederum finden schnell eine neues Zuhause. Aktuell am schwerersten zu vermitteln seien die Kleintiere, kurz danach folgten Katzen, sagt Hildegard Frank-Tüllmann, Leiterin des Bottroper Tierheims.

Bei Katzen ist die Vermittlung besonders nach der Pandemie zurückgegangen. Bei den Kaninchen, Hamstern und Vögeln läuft die Vermittlung ebenfalls sehr schwerfällig. Womöglich hänge das mit einem Interessenwechsel zusammen. „Häufig werden Kaninchen oder Hamster für Kinder oder Jugendliche angeschafft. Dabei achten wir gewissenhaft darauf, wie die Eltern sich den Umgang mit Tieren vorstellen. Auch die kleinen Tiere sind kein Spielzeug“, betont die Tierheimleiterin.

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Es ist meistens nicht ganz einfach, sich ein Tier aus dem Tierheim anzuschaffen. Wer sich für einen Vierbeiner aus dem Tierheim interessiert, muss zunächst ein Selbstauskunftsbogen ausfüllen. Dieser informiert das Tierheim über die persönlichen Daten, die Wohnsituation, die Berufstätigkeit und die Hundeerfahrung des Bewerbers. Zusätzlich gibt es ein Gespräch mit einer eingehenden Befragung, danach wird das weitere Vorgehen beschlossen. „Wir achten genau darauf, an wen die Tiere vermittelt werden, denn wir wollen, dass das nächste Zuhause eines Tieres auch das letzte ist“, betont Frank-Tüllmann.

Bottroper Tierheim: Coronafolgen erschweren die Vermittlung

„Leider schaffen wir das nicht immer. Gerade in der Coronazeit wurden viele Tiere unüberlegt angeschafft. In dem wieder startenden Berufsleben fällt dann auf, dass die Zeit für das Tier fehlt und die Besitzer ihm nicht gerecht werden können“, stellt Silke Hankamer, Mitarbeiterin des Tierheims, mit Bedauern fest. Dementsprechend komme es nicht selten vor, dass Tiere nach der Vermittlung wieder ins Tierheim zurückgebracht würden. Auch wenn ein Hase nicht so viel Zeitaufwand wie beispielsweise ein Hund benötigt, ist es nicht zu unterschätzen, ein Tier bei sich aufzunehmen.

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Auch bei Hunden ist es oftmals schwer, ein treues Zuhause zu finden. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Ist ein Hund bereits älter und ziemlich groß, ist es erfahrungsgemäß schwieriger, ihn zu vermitteln. Der Charakter eines Hundes spielt eine wichtige Rolle. „Manche Hunde sind schwer händelbar oder sogar bissig, für die benötigt es sehr erfahrene und sachkundige Hände, um einen solchen Hund führen zu können.“ Auch die aktuelle wirtschaftliche Lage komme der Vermittlung nicht zugute, denn oft fehlten dadurch die finanziellen Mittel, um größere tierärztliche Behandlungen bezahlen zu können. „Gerade bei Hunden ist die Abgabe-Quote sehr hoch“, erklärt Hildegard Frank-Tüllmann.

Vorerkrankungen sind nicht unbedingt ein Vermittlungshemmnis

Bereits vor der Vermittlung kommen Fragen auf wie: „Muss der Hund denn oft zum Tierarzt?“, sagt Silke Hankamer. Doch diese Frage sei leider nicht im Vorhinein zu beantworten. Trotzdem seien bereits bestehende Vorerkrankungen der Tiere nicht unbedingt ein Vermittlungshemmnis, denn es gebe „einige Tierfreunde“, bei denen die Vierbeiner trotzdem die Chance bekommen, ein lebenslanges Zuhause zu beziehen.

Um die Vermittlung der Tiere zu unterstützen, unternehmen die Tierfreunde viel. Von ärztlichen Untersuchungen bis hin zu Physiotherapie und das Anbieten speziellen Futters. „Der Schäferhund Misha wird zusätzlich zu seinen Gassigängen von einer Hundetrainerin körperlich und geistig ausgelastet“, gibt Silke Hankamer ein Beispiel. Nicht selten komme es vor, dass Tiere in einer sehr schlechten Verfassung im Tierheim abgegeben würden und man sie aufpäppeln müsse. Silke Hankamer hat selbst schon kleine oder schwache Hunde aus dem Tierheim aufgenommen und gepflegt.

Monty und Harry (Vermittlungshemmnis durch Athrose) warten auf ein neues Zuhause.
Monty und Harry (Vermittlungshemmnis durch Athrose) warten auf ein neues Zuhause. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Haltung der Tiere im Tierheim Bottrop

Die Hunde leben einzeln oder zu zweit in Zwingern. In der Regel werden sie zwei Mal täglich ausgeführt. Um ihnen zusätzlich genügend Auslauf zu gewähren, gibt es im Tierheim mehrere Freiläufe, in denen sie stundenweise herumtollen können. „Abends findet dann hier eine Hundeparty statt“, sagt Silke Hankamer.

Ab 18 Uhr werden die Hunde abwechselnd Zwinger für Zwinger auf dem Hof freigelassen, bis die Mitarbeiter das Tierheim verlassen. In den heißen Jahreszeiten stehen zusätzlich mehrere Planschbecken auf dem Hof, in denen sich die Hunde abkühlen können. Auch die Katzen bekommen ihre notwendige Beschäftigung. In den Freilufträumen wohnen bis zu fünf Katzen zusammen. Mit vielen Klettermöglichkeiten und Verstecken ist für genügend Beschäftigung gesorgt. Ein festes Zuhause ersetzt das aber nicht.

Tierheim veranstaltet Basare

Wer das Tierheim unterstützen will, kann eine „stille Partnerschaft“ für ein Tier abschließen und monatlich einen selbst gewählten Betrag an das Heim schicken. Zusätzlich ist es möglich, als Pate dem Tier eine „eigene“ Spende zu schicken, wie zum Beispiel ein neues Halsband.

Um Spenden zu sammeln, veranstaltet das Tierheim regelmäßig Basare. Das sind die nächsten Termine, jeweils von 11 bis 17 Uhr: Samstag, 3. September, und Sonntag, 4. September, Samstag, 1. Oktober, und Sonntag, 2. Oktober, Samstag, 5. November, und Sonntag, 6. November.

Geöffnet hat das Tierheim montags bis mittwochs sowie freitags und samstags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr.

Das Tierheim Bottrop ist erreichbar unter info@tierheim-bottrop.de oder unter 0204193848.