Bottrop. Seit 14 Jahren suchen das Tierheim Bottrop und die WAZ-Redaktion eine Bleibe für Tiere in Not. 2021 waren Exoten und echte Herzensbrecher dabei.

  • Seit 14 Jahren suchen das Tierheim Bottrop und die WAZ für Tiere in Not ein neues Zuhause.
  • 45 Tiere suchten auf diesem Weg im Jahr 2021 eine neue Bleibe. Mehr als die Hälfte davon konnte vermittelt werden.
  • Vögel, Hunde, Katzen, Kaninchen, Schildkröten oder Chinchillas - auch im Jahr 2021 waren viele Exoten und auch echte Herzensbrecher dabei.

Hunde und Katzen, verschiedene Vögel, Kaninchen, Schildkröten oder sogar Chinchillas – es waren viele verschiedene Tierarten und Rassen, für die das Bottroper Tierheim gemeinsam mit der WAZ-Lokalredaktion im zu Ende gehenden Jahr ein neues Zuhause gesucht haben. Seit mehr als 14 Jahren heißt es regelmäßig samstags im Lokalteil der WAZ und auf der lokalen Internetseite der WAZ „Tier in Not“. In diesem Jahr suchten 45 Tiere auf diese Weise ein neues Zuhause.

Hildegard Tüllmann und Rosemarie Ortkemper vom Tierheim in Bottrop freuen sich, dass die Rubrik nun schon seit mehr als 14 Jahren erscheint.
Hildegard Tüllmann und Rosemarie Ortkemper vom Tierheim in Bottrop freuen sich, dass die Rubrik nun schon seit mehr als 14 Jahren erscheint. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In mehr als der Hälfte der Fälle habe es auch geklappt, freut sich Hildegard Tüllmann, die Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop. Dabei sind es nicht unbedingt die leichten Fälle, die das Tierheim auf diese Weise ins Schaufenster stellt.

Tierheim Bottrop: Chinchillas sind schwer zu vermitteln und eigentlich etwas für Liebhaber

Die Chinchillas etwa seien nur etwas für Liebhaber. Und so flauschig-kuschelig sie auch aussehen so gilt doch: „Sie sind keine Kuscheltiere und mögen den Körperkontakt mit Menschen nicht so besonders.“ Das haben die Tierheim-Verantwortlichen so extra herausgestellt, um die Besonderheit dieser Tiere herauszustellen und um Menschen, die möglicherweise falsche Vorstellungen haben könnten, sofort abzuhalten. Doch es hat trotzdem geklappt, inzwischen sind auch die beiden Chinchillas vermittelt.

45-mal hieß es in diesem Jahr „Tier in Not“ im Lokalteil und auf der Internetseite dieser Zeitung. In vielen Fällen gelang es dem Tierheim tatsächlich, auf diesem Weg die Tiere zu vermitteln.
45-mal hieß es in diesem Jahr „Tier in Not“ im Lokalteil und auf der Internetseite dieser Zeitung. In vielen Fällen gelang es dem Tierheim tatsächlich, auf diesem Weg die Tiere zu vermitteln. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch ältere Hunde oder Tiere, bei denen in der Erziehung noch ein Nachholbedarf besteht fänden auf diesem Wege oftmals noch ein neues Zuhause, sagt Hildegard Tüllmann.

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Bestes Beispiel dafür: der 14-jährige Chihuahua-Mix Nico. Nachdem Tierheim und Lokalredaktion den Senior vorgestellt hatten, hat der Hund inzwischen ein neues Zuhause bei Rita (69) und Josef (74) Ringleb in Essen gefunden. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tierheim ein unglaubliches Glücksgefühl.

Bottroper Tierheim verschweigt mögliche Probleme nicht

Wichtig sei es, in der Beschreibung keine falschen Erwartungen zu wecken, mögliche Probleme auch zu benennen, sagen Hildegard Tüllmann und Rosemarie Ortkemper. Und so weist das Tierheim dann eben auch immer darauf hin, wenn Tiere alt und kränklich sind, sich mit Kindern oder Artgenossen nicht verstehen oder schlecht erzogen sind. So könne sich jeder eine realistische Vorstellung davon machen, ob er mit dem Tier wohl klarkommt.

Der 14-jährige Chihuahua-Mix-Rüde Nico hat nach dem Aufruf in der Zeitung und im Internet ein neues Zuhause in Essen gefunden.
Der 14-jährige Chihuahua-Mix-Rüde Nico hat nach dem Aufruf in der Zeitung und im Internet ein neues Zuhause in Essen gefunden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Tierfreunde Bottrop wünschten sich, dass es auch anderswo so gehandhabt werde. Doch gerade bei Vermittlungen oder Verkäufen auf Internetportalen gebe es nicht selten Probleme. „Die Menschen zahlen dort teils hunderte Euro für Hunde ohne Papiere und Impfungen und haben oft auch keine Vorstellungen, ob sie mit einem Tier dieser Rasse überhaupt zurecht kommen.“

Halter und Tier müssen am Ende auch zusammen passen

Ein trauriges Beispiel für so einen Fall ist Schäferhund Mischa. Der einjährige Rüde hat trotz des Aufrufs in Zeitung und Internet bisher kein neues Zuhause gefunden.

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Sein Herrchen war mit dem stürmischen jungen Hund überfordert, entsprechend schwierig ist das Tier im Moment noch. „Mischa ist ein übermütiger, verspielter, jedoch unerzogener Rüde und seinen männlichen Artgenossen gegenüber nicht immer freundlich“, heißt es in dem Aufruf vom Oktober.

Malteser-Mix Bürnie gehörte in diesem Jahr zu den absoluten Lieblingen. Sogar aus dem Ausland kamen Anfragen beim Bottroper Tierheim an.
Malteser-Mix Bürnie gehörte in diesem Jahr zu den absoluten Lieblingen. Sogar aus dem Ausland kamen Anfragen beim Bottroper Tierheim an. © Tierfreunde Bottrop

Da die passenden Halter zu finden, das sei schwierig, sagt Hildegard Tüllmann. „Generell gucken wir uns das vorher genau an, schauen auch, ob die Interessenten auch die Bedürfnisse der Tiere erfüllen können.“ Es sei eben nicht unbedingt jeder in der Lage, die Ansprüche eines jungen verspielten Welpen mit entsprechendem Bewegungsdrang zu erfüllen. Und so gebe es eben auch Unterschiede zwischen den Rassen. Ziel sei es schon früh diejenigen herauszufiltern, die sich eben damit beschäftigt hätten gegenüber denen, die sich meldeten, weil der Hund „so niedlich“ war.

Bottroper Tierheim ist wegen der Pandemie für Publikumsverkehr weiter geschlossen

Grundsätzlich sei die Rubrik fürs Tierheim gerade auch in Pandemiezeiten ein Möglichkeit, die Tiere noch einmal anders zu präsentieren. Denn noch immer ist das Tierheim geschlossen, können Interessierte eben nicht spontan vorbeikommen. „Und ich erhalte immer wieder positive Rückmeldungen von Leuten, die sich freuen, auf diese Weise Tiere zu sehen, die bei uns leben“, berichtet Hildegard Tüllmann.

Und manchmal nutzt das Tierheim die Zeilen in der Zeitung auch, um entlaufene Tiere und ihre Besitzer wieder zusammenzubringen. Im Sommer begäben sich häufig Schildkröten auf Wanderschaft und würden dann irgendwo gefunden und im Tierheim abgeliefert. In einigen Fällen hätten die Besitzer sie dann auch abgeholt – leider nicht in allen. Ähnlich funktioniere es auch bei entflogenen Vögeln.

Perserkatze Nora machte im Sommer 2006 den Auftakt zur Rubrik

Im Sommer 2006 erschien die Rubrik zum ersten Mal. Nora, eine Perser-Mix-Katze wurde vorgestellt. Auch damals schon kein leichter Fall. Eine leicht gehbehinderte Katze ist schwierig zu vermitteln. Längst erscheint die Rubrik „Tier in Not“ nicht mehr nur in der gedruckten WAZ. Auch auf ihrer Internetseite stellt die Lokalredaktion die Tiere vor – mit teils überragendem Erfolg.

Malteser-Mix Bürnie gehörte zu denen, die besonders viel Aufmerksamkeit erregten – gemessen an Seitenaufrufen im Internet oder auch daran, wie vielen Menschen in den sozialen Netzwerken der Text angezeigt wurde. Fürs Tierheim bedeutet das dann immer viel Arbeit. Über 100 Menschen wollten Bürnie aufnehmen, inzwischen ist er vermittelt. Auf diesen Aufwand stelle man sich aber auch ein, sagt Hildegard Tüllmann. „Dann machen wir eben zu zweit oder zu dritt Büroarbeit.“

Auch Collie-Rüde Pinocchio war so ein Fall. Er kam aus schlechten Verhältnissen, lebt nun bei seinen neuen Haltern in Oberhausen und ist dort sehr glücklich. Es seien diese Fälle, die auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tierheim glücklich machten, sagt Hildegard Tüllmann. „Das ist unser schönster Lohn.“