Bottrop-Kirchhellen. Nach sechswöchiger Komplettschließung ist Bäcker Kläsener in Kirchhellen wieder geöffnet. Doch längst ist nicht alles wieder beim Alten.

Erst gravierender Personalmangel. Und dann dazu noch der Druck, Ressourcen zu schonen, Energie einzusparen: Dass sich das sehr konkret auf den Filialbetrieb der Bäckerei Kläsener mit Hauptsitz in Kirchhellen auswirkt, spüren die Kundinnen und Kunden deutlich. Sechs Wochen musste das Backstubenlädchen an der Hauptstraße 59 komplett schließen, nachdem die verantwortliche Kollegin unersetzbar erkrankt war. Und seit der Wiedereröffnung in dieser Woche gelten dort verkürzte Öffnungszeiten.

Backstubenlädchen in Kirchhellen bleibt montags geschlossen

Auf der Kläsener-Internetseite stehen noch die alten Öffnungszeiten des Backstubenlädchens: Montag bis Freitag von 6 bis 12.30 Uhr und Samstag von 6 bis 13 Uhr. Doch der Aufsteller vor dem Laden verrät die aktuelle Anpassung: Dienstag bis Samstag von 5 bis 11 Uhr. Aktuelle Krisen und Ressourcenmangel werden dort als Begründung genannt.

Markus und Hans-Theo Kläsener erläutern im Gespräch mit der Redaktion, was das genau bedeutet. Zunächst einmal sind da die Folgen der Corona-Pandemie. Gleichzeitig mit der Erkrankung der verantwortlichen Kollegin des Backstubenlädchens habe es in anderen Kläsener-Läden – insgesamt gib es neun – Coronafälle gegeben. „Teilweise gab es Zeitpunkte, zu denen es sechs, sieben Coronafälle gleichzeitig waren“, sagt Markus Kläsener.

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Dazu kommt das grundsätzliche Problem des Personalmangels auch in dieser Branche: „Vor fünf Wochen habe ich acht Stellen im Verkauf ans Arbeitsamt gemeldet“, berichtet Hans-Theo Kläsener. „Oder auch im Nachwuchsbereich: Zum Teil bekommen wir gar keine Bewerbungen.“ So hätten zwei weitere Läden in Gladbeck zumindest nachmittags ebenfalls schließen müssen; in Wohngebieten bleibe das nachmittags teils so.

Markus Kläsener, hier im Frühjahr mit Mitarbeiter Burim Sylejmani, in der Backstube.
Markus Kläsener, hier im Frühjahr mit Mitarbeiter Burim Sylejmani, in der Backstube. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Andere Handwerksbetriebe machen Betriebsferien. Aber ganz schließen, das können wir nicht“, so der Bäckermeister. Schon wegen der Filialen, die etwa an Lidl-Discounter angeschlossen sind. Also war die erste Lösung die sechswöchige Sommerferienschließung an der Hauptstraße 59. „Einige Kunden sind in der Zeit auf das Café oder Bistro in Kirchhellen ausgewichen“, sagt Markus Kläsener.

Drei Bäckerei-Filialen in Kirchhellen – das bedeutet dreimal Licht, dreimal Ofen-Betrieb

Parallel spitzte sich die Frage zu, wie angesichts aktueller Krisen Ressourcen geschont werden könnten, ergänzt Hans-Theo Kläsener: „Drei Filialen in Kirchhellen – das bedeutet dreimal Licht und dreimal Ofen-Betrieb.“ Man habe überlegt, wie man bei „bestem Kundenservice“ Synergien schaffen und „unsere Ressourcen bestmöglich verteilen“ könne. „Es wird darüber diskutiert, Strom und Gas zu sparen. Dem müssen aber Taten folgen“, unterstreicht Hans-Theo Kläsener.

Nicht zuletzt, um explodierende Energiekosten für den Betrieb im Zaum zu halten. „Noch haben wir laufende Lieferverträge“, so Hans-Theo Kläsener. Doch es gibt schon Überlegungen, Gas zu sparen. „In der Backstube arbeiten wir halb mit Gas und halb mit Strom. In den Filialen wird über Strom gebacken.“ Dort könnte künftig mehr gebacken und die Gasöfen auf einen Minimalbetrieb heruntergefahren werden.

Zudem: „Die Ware, die hier im Backstubenlädchen nicht verkauft wird, wird im Anschluss auf die anderen Filialen verteilt“, erklärt Hans-Theo Kläsener. Retouren, wie sie früher gefahren worden seien, seien nicht mehr zeitgemäß; hochwertige Rohstoffe müssten auch hier optimal eingesetzt werden.