Bottrop. Justyna Janetzek zeigt ihre raumgreifenden Stahlskulpturen und Zeichnungen erstmals in Bottrops B12. Danach gibt’s Frankenstein in Kirchhellen.
Fünf riesige Skulpturen aus Stahl scheinen von der Decke der neuen Galerie B12 zu schweben. Die zusammengeschweißten Stahlleisten teils in Rohfassung, teils weiß oder himmelblau lackiert, wirken wie mit dem markanten Deckengebälk verwoben, verbunden und gliedern den großen rechteckigen Raum neben dem Kulturzentrum. Mit einer Serie kleinformatiger Zeichnungen, einem Großformat, das direkt dem Eingang gegenüber einen starken Akzent in Blautönen auf der ansonsten leeren Fläche setzt, und einer stählernen Wandskulptur wächst alles zu einer Einheit, einem Kunstwerk, zusammen.
Die Arbeit wurde speziell für den Raum der B12 geschaffen – Auftakt zum Stadtflimmern
„Die fragile Haut der Welt“ nennt Justyna Janetzek ihre Arbeit. Trotz des robusten Industriematerials ein flüchtiges Werk, denn nach der Ausstellung wird es nie mehr so sein wie jetzt – wenn es überhaupt bleiben wird. Denn die polnische Künstlerin, die soeben noch im Städtischen Museum Lüdenscheid mit dem Ida-Gerhardi-Preis ausgezeichnet wurde, hat Skulpturen wie Zeichnungen eigens für den Bottroper Raum als einen Werkkomplex geschaffen.
Auch interessant
Die Bezugnahme auf den jeweiligen Raum, dessen Architektur scheint trotz des harten Materials nie das menschliche Maß aus dem Blick zu verlieren: Das ist auch in diesem großen Raum zu spüren. Dass sie die Decke in ihre Arbeit einbeziehen musste, schien von Anfang an klar. „Das Gebälk ist sehr dominant, dazu aber auch mit bis zu 1000 Kilo pro Balken sehr belastbar, da eine Skulptur einfach auf den Boden zu stellen, wäre für mich gar nicht infrage gekommen“, sagt Justyna Janetzek. So scheinen ihre Skulpturen, die ursprünglich einmal aus gut 100 Einzelteilen bestanden, fast schon körperlich mit der Dachkonstruktion verwoben zu sein.
Lesen Sie mehr aus Bottrop:
- Hitze und Dürre: Bottrops Wälder gleichen einem Pulverfass
- Neue Streetworkerin in Kirchhellen: Vertrauen ist die Basis
- Spenden: Schule Grafenwald sammelt für ukrainische Erstklässler
- Fotostrecke: Das sind die schönsten Bilder vom Kirchhellener Dorffest
Schweißen, lackieren, zusammensetzen: Justyna Janetzek arbeitet selbst. Es wird nichts ausgelagert, abgegeben. „Der größte Teil dieser Skulpturen entsteht bei mir im Atelier auf etwa 80 Quadratmetern, dann wird am Ausstellungsort zusammengesetzt. Farbe, Oberflächen, Material wirken unterschiedlich, je nach Blickrichtung und Lichteinfall.“ So ähnlich ist es auch bei den Zeichnungen. Da greift die Künstlerin zum Beispiel auf Industriefolie zurück, bringt sie auf Papier auf, zeichnet und malt mit Acrylstift, Fineliner, Bleistift Linien, Schraffuren, offene Flächen – alles wirkt geometrisch, nimmt nicht nur farblich Bezug auf die schwebenden Skulpturen.
Die Schau „Die fragile Haut der Welt“ eröffnet am Freitag, 19. August, 18 Uhr, offiziell auch die Kulturreihe „Stadtflimmern“ in B12 am Kulturzentrum, Böckenhoffstraße 12. Zu sehen bis 15. Oktober. Am gleichen Abend, 20.30 Uhr, sind August Zirner und das Spardosen Terzett mit „Frankenstein“ zu Gast im Atelier Meilensteine, Bottroper Straße 141.