Bottrop-Kirchhellen. Nach Reinigungsaktion: Angelverein Petri Heil wünscht sich mehr Kontrollen durch Ordnungsdienst und Polizei. Auch Naturschutzbehörde soll helfen.

Die Reinigung des Heideseeufers durch den Angelverein Petri Heil fördert seit Jahren so manche Kuriosität ans Tageslicht – zum Beispiel ein kaputtes Schlauchboot. Die neueste Kuriosität des vergangenen Wochenendes ist etwa ein alter Wäscheständer. „Wer trocknet denn seine Wäsche an einem See?“, fragt ein Mitglied von Petri Heil und schüttelt den Kopf. Und ebenfalls im Fundus: ein alter Fahrradsattel mit verrosteter Stange und ein aufblasbarer Schwimmring. Mehrmals im Jahr reinigen Mitglieder des Angelvereins, der das Gewässer vom Regionalverband Ruhr gepachtet hat, in einer großen Aktion das Ufer. Zwei Jahre mussten sie wegen der Pandemie damit warten.

Junge Enten fast an Müllresten erstickt - Frust bei Anglern und Vereinsmitgliedern

Demzufolge ist etliches zusammengekommen. Die blauen Mülltüten hat die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung zur Verfügung gestellt und sind leider wieder mit unnützem Zeug gefüllt. Tücher mit Fäkalien, Zigarettenstummel, Pizzaschachteln, leere Bierflaschen und Kaffeebecher, Bonbonverpackungen, Dosen und Plastikflaschen, um nur ein paar Dinge aufzuzählen. Ein Angler hat an einer Stelle die Überreste des Produktes „Babybel“ gefunden. Der Käse ist in einer roten Hülle aus Kunstwachs verpackt. Beinahe wäre dieses achtlose Wegwerfen tödlich ausgegangen. „Ich habe gesehen, wie ein Entenküken die Wachsverpackung fast gegessen hätte und daran erstickt wäre“, sagt der Angler. Im letzten Moment hat er die Verpackung eingesammelt.

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„Das ist unfassbar, was hier abgeht“, sagt ein anderer Angler. Bei ihm und seinen Vereinskollegen hat sich eine Menge Frust angestaut. Denn die Reinigung des Ufers und den nahen Büschen abseits der Hauptwege ist trotz aller Mühe doch nur eine Momentaufnahme. Auf ihren Smartphones haben sie alles dokumentiert. Bilder zeigen wie Umweltsünder nicht nur See und Ufer, sondern auch die Angelplätze verschmutzen. Zu sehen sind Verpackungen, liegen gelassene Grillschalen aus Aluminium und Gaskartuschen. Es würden, so die Angler, teilweise Zustände wie auf dem Campingplatz herrschen. Es vergehe zurzeit kaum ein Tag, an dem es nicht zu irgendwelchen Zwischenfällen kommt.

Stärkung während des Großreinemachens. Die Mitglieder des Angelvereins Petri Heil setzen bei ihrem Mittagessen am Heidesee auf Mehrweggeschirr und -behälter und hinterlassen ganz bestimmt keinen Müll.
Stärkung während des Großreinemachens. Die Mitglieder des Angelvereins Petri Heil setzen bei ihrem Mittagessen am Heidesee auf Mehrweggeschirr und -behälter und hinterlassen ganz bestimmt keinen Müll. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Wie Dirk Wienert, Vorsitzender von Petri Heil, erklärt, muss laut Gewässerordnung jeder Angler seinen Angelplatz sauber halten und sauber verlassen. Das heißt: Jeder Angler hat immer Müllbeutel für sich selbst dabei. Nur allzu oft muss er, bevor er angeln kann, den Müll anderer Leute wegräumen. Noch schlimmer: Um überhaupt zu nageln, müssen Angler zunächst zu ihrer offiziellen Angelstelle gelangen. Zumeist sind die Plätze besetzt von Grillern oder Badegästen. Nur die Wenigsten würden sich aufklären lassen, dass sie sich dort eigentlich nicht aufhalten dürfen. Mit Ruhe und Besonnenheit kommt man oft nicht weiter. „Ich bade hier schon seit Jahren“, lautet dann eine Antwort oder ein patziges „Was willst du von mir?“ müssen sich die Angler anhören.

Abends eskalieren Situationen immer öfter - Allein Angelnde sind gefährdet

Gefährlich sei die Situation insbesondere am Abend, wenn Jugendliche, die „ordentlich Alkohol getankt haben“, in der Gruppe unterwegs seien. Erst vor wenigen Wochen kreisten, wie die Angler berichten, einige Unverbesserliche mit Bollerwagen, Bierkästen und Musikanlage immer wieder um den See herum. Ein damals anwesender Angler berichtet, dass nach dem Sauf- und Feiergelage die leeren Flaschen im Gebüsch landeten. Angler sind meistens allein am See und somit bei möglichen Konflikten in der Unterzahl. Man handele lieber nach dem Motto: „Sei klug und gehe denen aus dem Weg.“ Vorfälle habe es nämlich genug gegeben. „Anglern wurde auf dem Parkplatz Autoreifen zerstochen und Spiegel abgetreten“, berichten die Vereinsmitglieder von Petri Heil. „Es muss doch dagegen vorgegangen werden“, ärgert sich der Vorsitzende Dirk Wienert. „Wo kein Kläger, da kein Richter.“

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Deshalb wird der Verein nicht müde, mehr Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst und der Polizei zu fordern. Und aus Sicht der Angler muss die Untere Naturschutzbehörde handeln. Sie möchten das Amt des Naturschutzwächters ausüben. Dafür müssen sie von der Behörde empfohlen und geschult werden. „Dann hätten wir mehr Rechte“, meint Wienert. Mitglieder des Vereins würden dann in ihrer Funktion als Naturschutzwächter nicht allein, sondern mit drei, vier Mann in einer Gruppe den Heidesee kontrollieren und bei Vorkommnissen dürften sie Personalien aufnehmen. Mit der Folge, dass die Personalien an die Naturschutzbehörde weitergeleitet werden und diese wiederum Anzeige bei der Polizei stellen kann.

Hinweisschilder haben erfahrungsgemäß nur eine kurze Lebensdauer

Denn auch vor Vandalismus wird am Heidesee nach wie vor nicht Halt gemacht. Im Zuge der Reinigungsaktion wurden an den Angelstellen neue Holzpfosten mit Hinweisschildern montiert – finanziert aus der Vereinskasse. Wienert rechnet jedoch erfahrungsgemäß mit einer kurzen Lebensdauer. „Ich bin mir sicher, dass die Pfosten bald umgehauen werden, und wir sie wieder aus dem See oder aus den Büschen holen müssen.“

So geht es weiter bei Petri Heil

Nach der Reinigung des Heideseeufers folgte am Abend das Hegefischen auf Aal. Hierbei wird gezielt nach einer Fischart geangelt. In dem Fall handelte es sich um den Aal, weil dieser zu stark im Heidesee vertreten ist.

Die nächste Reinigung des Ufers am Heidesee und des Heidhofsees durch den Angelverein Petri Heil ist für Oktober geplant. Die Abholung der blauen Mülltüten übernahm die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best).

Mehr zum Angelverein Petri Heil: avpetriheil.de.