Bottrop. Kondome, Windeln, Flaschen: Der Bottroper Angelverein „Petri Heil“ ärgert sich über Müll am Heidesee. Aggressive Besucher attackieren Angler.
Normalerweise ist der Heidesee in der Kirchheller Heide ein schönes Fleckchen Erde. Doch die Idylle trügt seit einigen Wochen. Zuletzt immer häufiger und meistens am Wochenende und an Feiertagen. Der Angelverein „Petri Heil“ ist verärgert darüber, wie sich Besucher im Naturschutzgebiet aufführen und verhalten. Man wünscht sich mehr Unterstützung von der Stadt Bottrop.
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Dirk Wienert, Vorsitzender von Petri Heil, und Olaf Wüstner, Gewässerwart, berichten von teils unfassbaren Szenen. Angelplätze des Vereins werden als Grillplätze missbraucht. Der Müll wird oft liegengelassen. In der Natur landen Plastik, Flaschen, Kondome und Windeln. Auch ein kaputtes Schlauchboot landete im Schilf. Wenn Angler die Besucher darauf hinweisen, dass sie am Heidesee nicht feiern dürfen, wird ihnen mit Schlägen gedroht.
Vereinsmitglieder werden angepöbelt und beleidigt
In anderen Fällen berichten sie, wie Mitglieder des Vereins angepöbelt und beleidigt wurden. Oftmals sei der Angler alleine unterwegs. Doch bevor er sich mit einer Gruppe anlegt, nimmt er lieber Reißaus. „Die Aggression wird immer schlimmer“, hat Dirk Wienert festgestellt. Er selbst sei auch schon mal „im Gebüsch gelandet“ und „körperlich attackiert worden“. Doch damit nicht genug.
Ein Fischereiaufseher sei sogar von einem Hund gebissen worden. Und das, obwohl Hunde im Naturschutzgebiet angeleint werden müssen. Überall sind Schilder aufgestellt, auf denen deutlich zu lesen ist, dass Hunde nicht frei laufen dürfen. „Wir haben keine Handhabe“, sagt Olaf Wüstner. Wenn die Angler die Halter darauf hinweisen, bekommen sie Sprüche wie „Hunde an der Leine ist eine Tierquälerei“ zu hören. Vereinsmitglieder hätten dem Vorstand gemeldet, dass sie beobachtet haben, wie Hundehalter im See ihr Tier mit Hundeshampoo gebadet haben. Olaf Wüstner hat sich sogar die Mühe gemacht und zusätzlich kleine Infoplakate über das richtige Verhalten am Heidesee aufgehängt. „Die sind abgerissen worden“, sagt er.
„Es ist wirklich hirnlos, wie manche Leute mit der Natur umgehen“
Der Regionalverband Ruhr ist Eigentümer des Heidesees, der Verein pachtet seit Jahrzehnten das Gewässer und ist demzufolge für die Unterhaltung zuständig. „Wir müssen das Gewässer hegen und pflegen“, sagt Wienert. Vonseiten des Vereins wird deshalb mehrmals im Jahr das Heideufer gereinigt. Außerdem sei man für ein ausgewogenes Verhältnis in der Fischpopulation verantwortlich. Wer Mitglied bei „Petri Heil“ ist und Glück hat, kann Aale, Hechte, Karpfen, Brassen oder Barsche an der Angel haben. Wienert erklärt: „Man darf nur angeln, wenn man im Verein ist.“ Ohne Fischereierlaubnisschein und Fischereischein ist Angeln nicht erlaubt. „Ansonsten ist es Fischwilderei“, so der Vorsitzende.
Umso mehr Frust staut sich auf, wenn der Verein sieht, was am Heidesee passiert. „Es ist wirklich hirnlos, wie manche Leute mit der Natur umgehen“, meint Olaf Wüstner. Alleine traue man sich als Angler, wie er berichtet, nicht mehr an den See. Inzwischen sind sie meistens zu dritt unterwegs, um die Besucher im Naturschutzgebiet bei Verstößen aufzuklären.
Angler wünschen sich mehr Unterstützung
Wüstner und Wienert wissen um die Schönheit vor Ort und schwärmen vom Heidesee und der Landschaft. „Man ist nicht nur Angler, sondern auch der Natur verbunden“, so der Gewässerwart. Naturliebhaber sind herzlich willkommen. Beide befürchten jedoch, dass Besucher dem Naturschutzgebiet fernbleiben und vergrault werden, wenn sich am Benehmen mancher Leute nichts ändert.
2016 sei eine ähnliche Situation am Heidesee gewesen. Schon damals landete Müll nicht da, wo er hingehört. Und Pferdehalter badeten ihre Tiere im Gewässer. Nun wünscht sich Petri Heil wieder mehr Unterstützung und zwar in Form einer häufigeren Kontrolle durch die Polizei und durch den Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt.
Alternativ dazu bieten sich Mitglieder des Vorstands an, zusätzlich neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Fischereiaufseher noch das Amt eines Naturschutzwächters zu übernehmen. Wie der Vereinsvorsitzende erklärt, müsse dafür die Stadt aktiv werden, jemanden aus dem Verein empfehlen und dementsprechend schulen lassen. „Als Naturschutzwächter hätten wir mehr Rechte“, sagt Wienert. „Zum Beispiel: Personalien aufnehmen.“
Reinigungstag am 1. Juli
Der Angelverein Petri Heil hat zurzeit ca. 150 Mitglieder und zwar von Jung bis Alt. Aber wie in vielen Vereinen so fehlt auch bei Petri Heil der Nachwuchs. Wer sich fürs Angeln interessiert oder einen Angelschein machen möchte, kann sich beim Vorstand melden. Ansprechpartner ist Dirk Wienert (Vorsitzender) unter 02041/ 7074208 oder per E-Mail an vorsitzender@avpetriheil.de.Mehr Infos zum Verein unter www.avpetriheil.de. Am Freitag, 1. Juli, veranstaltet der Verein von 10 bis 13 Uhr die Aktion „Reinigung der Heideseeufer“.