Bottrop. Bei vielen Lokalen hat der Verkauf des Mittagstischs das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Steigende Kosten erfordern Spagat beim Preis.
Es ist nicht nur die klassische Abendgastronomie, die zur Belebung und zum Flair der Stadt beiträgt. Gerade auch die Lokale, die Mittagsgerichte anbieten, sorgen neben dem Service auch für Frequenz und entspannte Atmosphäre in ihrer Umgebung. Auch wenn die Zahl der Gäste gerade wieder steigt: Das Vor-Corona-Niveau ist bei den meisten längst noch nicht wieder erreicht. Dazu kommen Personalmangel und steigende Einkaufspreise, die noch nicht immer komplett an die Gäste weitergereicht werden.
Ein eingesessener Klassiker in Sachen Mittagstisch ist die Biometzgerei Scharun und das gleich an zwei Standorten. In Kirchhellen und in Bottrop an der Poststraße. „Wir sind gerade dabei, uns vom Corona-Einbruch zu erholen, das Bistro war zu, für die Kunden, wenn sie nicht ohnehin im Homeoffice waren, gab es nur Take-away“, sagt Burkhard Scharun, der mit seinem Bruder Ulrich das Unternehmen betreibt. Inzwischen hat aber nicht nur das Catering-Geschäft wieder zugenommen, auch die Mittagsgäste kehrten wieder zurück. „Das Vor-Corona-Niveau ist aber noch nicht wieder erreicht“, betont Scharun.
Dennoch: Es gibt wieder fünf Gerichte, in der Regel zwei Hauptgerichte, zum Beispiel Klassiker wie Sauerbraten, Klöße, Apfelrotkohl, aber auch Eintöpfe oder Omas Linsensuppe gehören dazu. Fleisch aus dem eigenen Bio-Angebot, Beilagen von regionalen konventionellen Erzeugern. „Wir wissen, wo alles herkommt“, so der Chef.
Bio-Metzger Scharun: Bottroper City ist schwierigeres Pflaster als Kirchhellen
Aber er weiß auch, dass die City in Bottrop anders als in Kirchhellen ein schwierigeres Pflaster ist. Daher setzt Scharun auch auf die Marktviertel-Initiative und freut sich, mit dem Café Kram einen weiteren Mittagstischanbieter auf der Poststraße zu haben. Sein Traum: Zusammen die Straße zu einem lebendigen Bindeglied zwischen Berliner Platz, dem hoffentlich kommenden Hansa-Center und dem Kirchplatz zu machen – mit erweiterter Außengastronomie.
Die brummt auch beim zweiten Mittagstisch-Player auf der Poststraße. „Allerdings nicht mit der Beständigkeit und Regelmäßigkeit wie vor Corona“, weiß Inhaberin Christina Berger. Man könne kaum voraussagen, wann ein wirklich starker Tag ist, manche Leute seien immer noch verunsichert. „Für uns ist der Mittagstisch wirklich wichtig, der macht einen Großteil des Geschäftes aus“, so Berger. Seit der Pandemie spiele Take-away eine recht große Rolle.
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Darum setzt das Café Kram bereits seit längerer Zeit auf recycelbare Verpackung und hat – wie übrigens auch der Nachbar Scharun – ein Pfandsystem eingeführt. „Leider haben wir unterschiedliche Systeme, was mit den Getränkegrößen zu tun hatte“, sagt Christina Berger. Ein einheitliches Mehrwegsystem zumindest für die ganze Bottroper City wäre sicher ein echter Pluspunkt.
Drei Mittagsgerichte, wie Suppe, Eintopf, Salat – alles hausgemacht und ohne künstliche Zusatzstoffe – stehen täglich im Café mit Blick auf Markt und Cyriakuskirche auf der Karte. Manchmal spürt die Inhaberin aber auch eine Zurückhaltung bei Kundinnen und Kunden. „Der Wareneinkauf ist richtig teuer geworden, das müssen wir aber irgendwie weitergeben, das gilt aber auch für recycelbare Einwegverpackung, für die wir nun einen Obolus verlangen müssen, denn das umweltfreundliche Material ist immer noch teurer als das schädliche.“
Kunden haben sich durch Homeoffice zum Teil umorientiert
Auch bei Bio-Bukes setzt man auf Pfandgläser und recycelbares Material. „In der Corona-Zeit, als das Bistro geschlossen bleiben musste und es nur Gerichte zum Mitnehmen gab, wuchsen die Verpackungsberge“, sagt Marion Bochenek. Mit ihren Kolleginnen Simone Bürger, Emine Uygur und Eva Elster ist sie überwiegend für das Bistro und die Zubereitung der Mittagsgerichte – hausgebackener Kuchen gehört auch fast immer dazu – zuständig.
Der Außenbereich wurde inzwischen neu begrünt und möbliert und lädt so neben dem Martinszentrum zur mittäglichen Auszeit ein. „Der Mittagstisch ist ein ganz wesentlicher Teil unseres Geschäfts“, betont Marion Bochenek. Der Vorteil: „Wir kochen bio und vegetarisch und können daher alles direkt aus unserem Supermarkt-Sortiment verarbeiten.“
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Auch Bukes lebt mittags überwiegend von Stammkunden. Die Corona-Delle, als die meisten Berufstätigen der Umgebung im Homeoffice waren, ist noch nicht wieder ausgeglichen – kein Wunder, bei einem Rückgang von gut 70 Prozent bei den Mittagskunden. Und gerade machen sich die Sommerferien etwas bemerkbar. Aber: „Die Anzahl der Gerichte bleibt erstmal auf dem gewohnten Niveau.“ Und natürlich reagiert man dort auch auf die steigenden Erzeuger- und Transportpreise.
Weitere Mittagstisch-Anbieter
Neben den genannten Anbietern gibt hier ausschließlich einen Mittagstisch: In Kirchhellen im Bio-Supermarkt Spickermann. In der Bottroper Innenstadt beim Metzger Bellendorf an der Hochstraße.
„Simones Schlemmercafé“ an der Gladbecker Straße ist ebenfalls nur bis 18 Uhr geöffnet und hat tägliche wechselnde Mittagsgerichte auf der Karte. Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.