Bottrop-Kirchhellen. Das Bistum Münster plant eine Neuordnung pastoraler Räume. In St. Johannes denkt man auch über eine Kooperation mit Bottrop statt Dorsten nach.
Kirchliche Strukturen sind seit vielen Jahren im Fluss. Weniger Mitglieder, weniger Geld und vor allem viel weniger Personal – in der katholischen Kirche ein eklatanter Priestermangel – zwingt die geradezu, neue Strukturen und Modelle zu denken. Neue pastorale Räume heißt das Zauberwort, das seit einiger Zeit im Bistum Münster und damit auch in Kirchhellen diskutiert wird. Nachdem die alte Pfarreistruktur zugunsten von Großpfarreien aufgelöst wurde, denkt man jetzt noch großflächiger – zum Teil sogar über Bistumsgrenzen hinweg.
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Der Pfarrei St. Johannes kommt in dieser Situation eine spannende Rolle zu. Im Zuge der Diskussion um diesen neuen pastoralen Räume, zunächst bistumsintern als eine erweiterte, engere Zusammenarbeit auf Dekanatsebene – im konkreten Fall hier mit Dorsten – gedacht, weiten Ortspfarrer Christoph Potowski und eine siebenköpfige Planungsgruppe der Pfarrei den Blick nach Süden. Genauer gesagt nach Alt-Bottrop und das gehört seit 1958 zum Bistum Essen. Die kommunale Neuordnung in den 70er Jahren scherte sich wenig um alte Bistumsgrenzen. So kommt es, dass seit dem Zusammenschluss 1975 die Bistumsgrenzen durchs Bottroper Stadtgebiet läuft.
Animositäten gibt es heute nicht mehr, höchstens mit Augenzwinkern. Das war einmal anders. Ältere erinnern sich. Auch die Gemeinden rücken seither näher zusammen. Die evangelische Gemeinde umfasst seit einigen Jahren schon Gesamt-Bottrop. Und Kirchhellens Pfarrei ist inzwischen auch dem Arbeitskreis christlicher Kirche (ACK) in Bottrop beigetreten.
„Der Caritasverband Bottrop ist in Kirchhellen ebenso aktiv wie der des Dekanats Dorsten“, sagt Pfarrer Christoph Potowski. Ihm und seinem Team liegt eine sinnvolle Neuordnung der künftigen pastoralen Räume sehr am Herzen. Das bedeutet für ihn als Seelsorger vor allem: „Die Menschen sollen auch künftig nicht die Anbindung an ihre Heimat und ihre Kirche, auch mit ihren Kirchenbauten, nicht verlieren.“ Bei zu großen Einheiten sei das immer eine Gefahr.
Es geht nicht darum, Bistumsgrenzen zu verschieben
Der Priester macht eine Rechnung auf: Läge Kirchhellen künftig im pastoralen Raum des Dekanats Dorsten, wäre das ein Gebiet von Grafenwald im Süden bis hinauf nach Lembeck und Rhade, quasi entlang der A31. Kooperierte man hingegen in südlicher Richtung mit Bottrop wäre so bei etwa gleicher Katholikenzahl ein viel kleineres Gebiet zu „beackern“.
Wohlgemerkt: Es gehe nicht darum, Dekanats-, geschweige denn Bistumsgrenzen zu verschieben. Auf der anderen Seite sollten die aber auch keine sinnvollen Kooperationen verhindern. „Die gibt es ohnehin schon mit Bottrop, zum Beispiel was Taufen und Trauungen aber auch gegenseitige Aushilfen betrifft“, so der Priester. Erinnert sei hier auch an die Vakanz. Damals feierte Bottrops Propst Jürgen Cleve mehrfach in Kirchhellen die Messe. So selbstverständlich, wie es früher kaum möglich gewesen wäre.
Froh ist Christoph Potowski darüber, dass die vom Bistum erwünschte aber bislang noch unkonkrete stärkere Zusammenarbeit auf Dekanatsebene ergebnisoffen und transparent mit den beteiligten Pfarreien diskutiert wird. Die sollen auch künftig kirchenrechtlich eigenständig bleiben. Ob die Entscheidung für den neuen pastoralen Raum Kirchhellen eher Richtung Bottrop oder Dorsten fällt, stehe nicht fest. Am Ende sollte aber die beste Lösung für Gläubige wie Seelsorger stehen.
Der Prozess - Der Zeitplan
Seit Ende 2021 schon gibt es in Kirchhellen eine siebenköpfige Steuerungsgruppe, die sich mit den verschiedenen Modellen der künftigen pastoralen Räume auseinandersetzt. St. Johannes war damit Vorreiter, auch im Sinne eine frühen Kommunikation mit der Gemeinde.
Am 24. August gibt es ein Informationstreffen auf Dekanatsebene. Danach soll die Gemeinde wieder über den aktuellen Diskussionsstand informiert werden. Eine Entscheidung über das künftige pastorale Raumkonzept soll bis 2023 fallen, so Pfarrer Christoph Potowski.