Bottrop. Wie gut ist die Angebotslage für Pflegebedürftige in Bottrop? Was ist bei der Auswahl des richtigen Pflegeheims zu beachten? Wir geben Tipps.

  • Pflege in Bottrop: Was ist bei der Auswahl des Pflegeheims zu beachten?
  • Wo entstehen in den kommenden Jahren in Bottrop neue Pflegeheime?
  • Wir haben in unserem Themenschwerpunkt Pflege in Bottrop verschiedene Tipps und Hinweise gesammelt.

In den kommenden Jahren sollen in Bottrop zwei neue Pflegeheime entstehen, eins in Kirchhellen und eins im Bereich Batenbrock-Nord/Boy. Denn nach der städtischen Bedarfsplanung werden in den nächsten Jahren bis 2024 insgesamt 160 zusätzliche vollstationäre Dauerpflege-Plätze gebraucht. „In der Vergangenheit hat sich die Zahl der älteren Hochbetagten und der Pflegebedürftigen insgesamt erhöht“, sagt der städtische Sozialplaner Moritz Brunecker. Die Ausschreibungen für die neuen Einrichtungen, für die jeweils 80 Plätze vorgesehen sind, laufen bis Mitte September.

Zurzeit gibt es in Bottrop 15 Pflegeheime

Zurzeit gibt es in Bottrop 15 vollstationäre Pflegeheime – davon nur zwei in Kirchhellen –, bald sollen es stadtweit 17 sein. Und wie findet man unter denen das für sich passende? Die Erfahrung von Tim Schmidt, Sachgebietsleiter im Sozialamt, ist: „Oftmals wird der Wunsch geäußert, in der Nähe des bisherigen Wohnortes zu bleiben.“ Am liebsten im gleichen Stadtteil.

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Das sollte aber natürlich nicht das einzige Auswahlkriterium sein. Schmidt rät Senioren und Angehörigen dazu, verschiedene Einrichtungen zu besuchen und sich dort umzuschauen. „Jede Einrichtung hat ihren eigenen Charakter.“ Vom Alter der Gebäude und der Ausstattung her, aber auch von den pflegerischen und sozialen Angeboten. Welches als ansprechend empfunden werde, sei oft sehr subjektiv.

Expertenrunde zum Thema Pflege in Bottrop (v. li.): Sozialplaner Moritz Brunecker, Tim Schmidt, Sachgebietsleiter im Sozialamt, und Sascha Borowiak, stellvertretender Sozialamtsleiter.
Expertenrunde zum Thema Pflege in Bottrop (v. li.): Sozialplaner Moritz Brunecker, Tim Schmidt, Sachgebietsleiter im Sozialamt, und Sascha Borowiak, stellvertretender Sozialamtsleiter. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Sozialplaner Brunecker ergänzt: „Bei den Ausschreibungen legen wir Wert darauf, dass die Häuser sich ins Quartier öffnen, zum Beispiel mit einer Cafeteria oder Projekten und Aktivitäten.“ Solch ein öffentliches Café oder vielleicht ein Sommerfest könnten Interessierte zum Beispiel auch im Vorfeld besuchen, um sich ein Bild von einem Seniorenheim zu machen. Diese Orientierungsphase sollte ruhig zeitig geschehen und nicht etwa erst dann, wenn von heute auf morgen – vielleicht nach einem schweren Sturz oder Schlaganfall – dringend ein Pflegeplatz gebraucht wird. Vielen falle dies allerdings schwer, weiß Brunecker: „Es ist eine sensible Lebensphase, der man sich öffnet.“

Bottrop: Qualität der Pflegeheime wird regelmäßig kontrolliert

Zur Frage der Qualität der Bottroper Heime sagt der stellvertretende Sozialamtsleiter Sascha Borowiak: „Man kann sich in Bottrop in jedem Heim anmelden und ruhigen Gewissens hingehen.“ Ähnlich des Tüvs beim Auto gebe es regelmäßige Kontrollen und Begehungen. „Wenn Verbesserungsbedarf festzustellen ist, gibt es auch eine Nachbegehung“, so Borowiak. „Zum Glück haben wir in den letzten Jahren in Bottrop keine großen Probleme gehabt.“

Lesen Sie hier: Pflege in Bottrop: Darum gibt Reckmann seine Altenheime ab

Wer mag, könne die Berichte der Heimaufsicht in den jeweiligen Einrichtungen einsehen. In der Regel seien diese auch online über die Stadtseite www.bottrop.de (Stichwort Heimaufsicht) abrufbar.

Unterschiede gibt es in jedem Fall bei den Heimkosten. Der durchschnittliche Eigenanteil aller Bottroper Heime liegt zum Beispiel beim Pflegegrad 4 bei 2588,38 Euro (Zusammensetzung siehe Tabelle; Stand Juni 2022). In manchen Einrichtungen zahlt man also weniger, in anderen durchaus mehr.

Heimkosten variieren je nach Modernitätszustand

Tim Schmidt erläutert: „Das richtet sich unter anderem nach dem Modernitätszustand der Einrichtungen. Neu gebaute Einrichtungen liegen bei den Investkosten deutlich höher als Bestandseinrichtungen.“ Doppel- und Einzelzimmer oder die jeweilige Gestaltung der Apartments könnten ebenfalls Preisunterschiede ausmachen.

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Und wenn man den Eigenanteil nicht selbst zahlen kann? Werden teils die Kinder in die Pflicht genommen. Allerdings erst ab einem Jahresbruttoeinkommen von rund 100.000 Euro, erläutert Borowiak. Darüber hinaus können Heimbewohner finanzielle Unterstützung durch das Sozialamt erhalten.

Neue solitäre Kurzzeitpflege in Kirchhellen geplant

Neben den klassischen Pflegeheimen gibt es in Bottrop aktuell eine spezielle Kurzzeitpflege-Einrichtung (plus separate und eingestreute Kurzzeitpflegeplätze in Altenheimen), ein Hospiz, vier Tagespflegen, zwei Demenz-Wohngemeinschaften und zwei Intensiv- und Beatmungs-WGs.

Aktuell läuft laut Sozialplaner Moritz Brunecker eine Ausweitung der solitären Kurzzeitpflege im Bottroper Süden durch den Betreiber APD aus Gelsenkirchen: „An der Lehmkuhle kommen 20 zusätzliche Plätze dazu.“ Zudem wurde ein Kurzzeitpflegebedarf von 20 Plätzen bis 2024 in Kirchhellen festgestellt. Eine entsprechende Ausschreibung läuft noch bis Mitte September. Im Norden der Stadt entwickele die Caritas darüber hinaus 15 Tagespflegeplätze, welche dort bislang komplett fehlen. Diese sollen laut Sascha Borowiak am Jugendkloster entstehen.

Beratungen zum Thema Pflegeheime, aber nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ auch zur Versorgung daheim, zu Unterstützungsangeboten, finanziellen Hilfen oder Freizeitangeboten gibt es in der Senioren- und Pflegeberatung der Stadt bei Melanie Unruh unter 02041 70 43 91.