Bottrop-Kirchhellen . In dem Supermarkt in Grafenwald arbeiten seit 20 Jahren behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen. Das steckt dahinter.
Im Cap-Markt in Grafenwald wird seit mittlerweile 20 Jahren Inklusion gelebt. Insgesamt 21 Mitarbeiter arbeiten an der Schmiedestraße, elf von ihnen sind behindert. Unter ihnen sind auch die beiden Auszubildenden Luisa Michels (21) und Dominik Leng (31), die derzeit ihr erstes und drittes Ausbildungsjahr als Verkäuferin und Kaufmann im Einzelhandel bestreiten. Obwohl Luisa Michels eine Lernschwäche hat, ist sie genauso in die Arbeitsprozesse des Marktes involviert, wie ihr Kollege. Beide unterstützen sich gegenseitig und funktionieren als Team.
Unterschiedlicher Werdegang
Kürzel „Cap“ bezieht sich auf Handicap
Das Kürzel „Cap“ im Namen des Marktes steht für Handicap. Es verweist darauf, dass in dem Laden Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten.
Das Konzept des Markts entwickelte die Genossenschaft der Werkstätten (GDW). Mittlerweile gibt es viele vergleichbare Läden in der Bundesrepublik.
Sie kassieren gemeinsam, räumen Lebensmittel in die Regale, stellen Lieferungen zusammen, packen gewünschte Produkte ein und halten die Flächen sauber. So ähnlich ihre Tätigkeiten auch sein mögen, so unterschiedlich sind die Hintergründe, die sie in das Geschäft gebracht haben: Dominik Leng hat bereits eine Ausbildung als Informationselektroniker abgeschlossen, fand aber keinen Job. Er hatte bereits über einen Wechsel und eine Karriere im Einzelhandel nachgedacht, als er erfuhr, dass es einen Laden mit Inklusionskonzept gibt. „Ich habe mir direkt vorgestellt, dass es dort menschlicher zugeht. Die Erfahrungen, die ich bis jetzt machen durfte, bestätigen das. Man vergisst irgendwann, dass manche Mitarbeiter ein Handicap haben.“
Luisa Michels machte ein Schülerpraktikum in dem Cap-Markt und bewarb sich danach auf eine Stelle. Zu dieser Zeit klappte es mit dem Job aber noch nicht. Sie schloss eine Ausbildung als Hauswirtschaftlerin ab, versuchte jedoch weiterhin einen Platz in ihrem Lieblingsbetrieb zu bekommen, der von der Diakonie betrieben wird. „Als dann die Zusage kam, ging für mich in Traum in Erfüllung. Die Bemühungen haben sich gelohnt.“ Kaum ein Tag sei wie der andere, Abwechslung ist garantiert.
Erfolgreicher Markt
„Wir schauen schon, dass wir unsere Auszubildenden möglichst fordern, egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht“, betont Marktleiterin Sandra Rose (48). Die Arbeit im Markt wäre in der Regel zeitintensiver als in einem anderen Lebensmittelhandel oder Discounter, das Team müsse sich mehr um die Mitarbeiter kümmern. „Wir legen Wert darauf, dass nicht nur der Markt gut betreut wird. Es ist ein sehr familiäres Verhältnis zwischen uns allen.“ Inklusion könne nur funktionieren, weil keine Unterschiede gemacht würden. Rücksicht spiele weiterhin aber eine große Rolle. „Es liegt auch an den Kunden, die den Laden so annehmen und wertschätzen. Das Konzept funktioniert so gut, da alle mitmachen.“
Der Erfolg zeigt sich auch darin, dass der Markt in Grafenwald zu den fünf erfolgreichsten seiner Art in Deutschland zählt. .