Bottrop. Die neue Produktionshalle der Rheinbaben-Werkstatt für Behinderte entspricht modernen Arbeits- und Betreuungskonzepten. Zu Besuch im Rohbau.
Grundsteinlegung und Richtfest in einem: Die Corona-Pandemie macht dies im Fall der neuen Produktionshalle der Rheinbabenwerkstatt möglich. Die kleine Gästeschar vor dem Rohbau auf dem Eigen freut sich spürbar darüber, den aktuellen Stand des 4,5-Millionen-Euro-Projekts der Diakonie persönlich in Augenschein nehmen zu können.
Und auch wenn der Baustellenboden noch feucht und die Wände unverputzt sind, wird deutlich: Hier entsteht ein modernes Bauwerk, das 140 Menschen mit Behinderungen ein zeitgemäßes Arbeiten ermöglichen wird.
Anforderung an Werkstatt für Behinderte haben sich gewandelt, nicht nur in Bottrop
Die Rheinbabenwerkstatt wurde 1977 gegründet. In den 1970er Jahren ging man noch davon aus, daran erinnert Oberbürgermeister Bernd Tischler in seinem Grußwort, dass in einer Werkstatt für Behinderte wie in der Industrie gearbeitet wird. Heute sind die Anforderungen andere. „Das Bauwerk entspricht dem Charakter, den die Beschäftigten einbringen“, so Sebastian Schwager, kaufmännischer Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Gladbeck-Bottrop-Dorsten. So sei etwa der Unterstützungsbedarf der Beschäftigten größer geworden.
Der Gang durch den 1800 Quadratmeter großen Rohbau, errichtet in Zusammenarbeit mit dem VSI-Architektenbüro aus Bottrop, zeugt von einem klar strukturiertem Aufbau samt Aufteilung in drei Werkshallen statt bisher einer einzigen, kurzen Wegen zu Pflegezentren, viel Tageslicht dank hoher Fenster plus Innenhöfen. Rückzugsmöglichkeiten gibt es sowohl für Beschäftigte, die zum Beispiel aufgrund einer Anfallserkrankung zwischendurch Ruhe benötigen, als auch für betreuende Mitarbeiter.
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Michael Kahnert, technischer Leiter der Diakonie-Werkstätten, zeigt beim Rundgang u.a. auf die Rolltore, die zum alten Lager der Rheinbabenwerkstatt hinaus führen, samt Be- und Entladezone. „Die Stellflächen für die Roh- und Fertigware waren in der früheren Halle mit untergebracht. Die verlegen wir jetzt raus“, so Kahnert. Nicht nur räumlich, auch konzeptionell werde sich die Arbeit verändern.
Die mittlere Werkshalle wird die Holzwerkstatt beherbergen. Dort können künftig erstmals die lauten Maschinen per Lärmschutzwand vom Holzmontagebereich abgetrennt werden.
Gebäudetechnik des Neubaus in Bottrop zielt auf den Klimaschutz ab
Kombiniert wird das Ganze mit einer Gebäudetechnik, die auf den Klimaschutz abzielt. Dazu gehören eine Wärmerückgewinnungsanlage, eine Luft-Wärmepumpe als Klimaanlage, eine Fußbodenheizung im Niedrigtemperaturbereich und Photovoltaik-Anlagen auf den Hallendächern. Klar, dass gerade der OB sich darüber freut, dass der Neubau sich perfekt in die städtischen Klimaschutzziele einfüge.
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Sebastian Schwager erinnert an Herausforderungen wie die Tatsache, dass das Gebäude aufgrund der Bodenbeschaffenheit auf Pfählen steht, die statt der geplanten elf sogar 18 Meter tief in die Erde versenkt wurden. Mehr Geld und vor allem mehr Zeit als geplant wurden benötigt. Deshalb findet die eigentlich für diesen Herbst geplante Einweihung voraussichtlich im Januar 2022 statt.