Bottrop. Erste Gemeinschaftsausstellung des Künstlerbundes seit drei Jahren: Bottrops neue Pop-up-Galerie macht es möglich. Was ab Mittwoch zu sehen ist.
Neun Künstlerinnen und Künstler, gut 30 Arbeiten und das Beste: „Es ist nicht eng, nicht einmal voll“, sagen Irmelin Sansen und Renate Kraft-Mysliwietz vom Künstlerbund wie aus einem Mund. Die neue Pop-Up-Galerie an der Hansastraße 17 hat nach der Einzelausstellung von Wilma Reidick nun einen Querschnitt von gut 30 Arbeiten zu verkraften – und der im Grunde eher kleine Raum schafft das spielend, nicht zuletzt auch dank geschickter Hängung bei dieser ersten Künstlerbund-Schau seit 2019.
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Wer es draußen erst einmal aus dem – tatsächlich bequemen – Steinsessel schafft, den Bildhauer Guido Hofmann als Teil der Ausstellung einladend vor der Galerie platziert hat, findet sich sogleich in einer feinen Schau wieder, die überraschend viel Tierisches zu bieten hat. Da fällt zunächst der Eisbär aus dem Atelier von Reinhard Wieczorek ins Auge. Der Blick wandert sogleich in den hinteren schmaleren Teil der Galerie und bleibt auf einer kleinen Serie von ausdrucksstarken Schafsbildern hängen, deren Ausdruck in der leicht surrealen Farbgebung von Anne Alings allerdings gar nicht mehr so schäfchen-sanft daherkommt.
Vielleicht liegt das auch am direkten Gegenüber mit Peter Beckhoffs schwarzem Löwen, der scheinbar lauernd die wolligen Tiere ins Visier nimmt. Auf metallisch glänzendem Alu-Dibond-Untergrund hat Beckhoff seine eigene Löwenvorlage noch einmal mit Farbe in Manier des Informel bearbeitet, ohne den Löwenblick zu verwässern. Mit einem Nashorn in gleichem Format und Technik ergänzen sich „wilde“ und „zahme“ Seite im neuen Ausstellungsraum gewollt ungewollt. Zwei kleine Pastellkreide-Arbeiten von Odile Meier-Dusol mit Motiven aus Südfrankreich in ihrer charakteristischer Kratztechnik und zwei großformatige, intensive Landschaften von Trudel Zeltinger auf der Stirnseite lassen Natur und Kultur wie selbstverständlich ineinanderfließen.
Menschlicher, fast ironischer, wird es vorn im Ausstellungsraum, in dem Wunschzauberer-Verein und Volksbank Kunst mitten in der Fußgängerzone ermöglichen. „Pandemische Montagsrunde“ nennt Renate Kraft-Mysliwietz die zwei Herren, die etwas mitgenommen auf einem Sofa abhängen. Ist es Zufall, dass die vorkommenden Grüntöne irgendwie an Absinth erinnern? Einer der beiden hält die Hand halb vors Gesicht. Nein, er verdeckt nicht den Blick vor den vier abstrakten Arbeiten von Irmelin Sansen. „Die Hängung ergab sich fast automatisch, intuitiv und schnell“, so die Künstlerbundvorsitzende. Aber lächeln muss sie doch.
Menschliches und Tierisches in den kleinen Wunderkammern
Bleibt noch die Verbindung zwischen Mensch-Tierischem: vier kleine „Wunderkammern“ von Ingeburg Holborn. Die quadratischen Kästchen bergen in ihren unterschiedlich gefüllten Fächern kleinste Muscheln, chinesische Münzen oder sogar das winzige Modell einer Wieselzunge, wie sie Präparatoren für ihre ausgestopften Modelle benutzen. Inspiriert haben sie natürlich die großen barocken Vorbilder des 17. Jahrhunderts, als Fürsten allerlei Wertvolles, aber auch Kurioses in ihren Wunderkammern verwahrten, um damit Besucher zu beeindrucken. Allzu menschlich eben.
Öffnungszeiten und Matinée beim Stadtfest
Zu sehen sind die gut 30 Arbeiten von neuen Mitgliedern des Bottroper Künstlerbundes ab 18. Mai jeweils Mittwoch und Samstag von 11 bis 15.30 Uhr in der Pop-Up-Galerie an der Hansastraße 17. Außerhalb dieser Zeiten nach Vereinbarung unter 0171-1985 110 oder 0175-1953 729.
Eine Matinée, die der Verein Wunschzauberer ermöglicht, findet am Samstag, 11. Juni, ab 11 Uhr statt. An dem Wochenende steigt auch das Bottroper Stadtfest.