Bottrop. Odile Meier-Dusol kam als Lehrerin aus Frankreich und lebt seit 1980 in Kirchhellen. Sonntag hat sie ihre persönliche Premiere: als Erstwählerin.

Odile Meier-Dusol: Schon der Name klingt nach deutsch-französischer Freundschaft. Und ebenso unverbrüchlich, wie Charles de Gaulle und Konrad Adenauer sich einst die neue Beziehung der alten Erzfeinde ausmalen, hält die Französin seit über 40 Jahren Deutschland - und Bottrop - die Treue. Als die beiden großen Europäer den Élysée-Vertrag unterzeichnen, ist Odile Dusol im nordfranzösischen St. Quentin zwar erst im zarten Grundschulalter. Dennoch kann man die spätere Lehrerin und studierte Germanistin als Kind der deutsch-französischen Freundschaft bezeichnen. Die wird vor allem in den ersten Jahrzehnten nach dem Neubeginn auf beiden Seiten Rheins begeistert gefeiert.

Eine der Arbeiten von Odile Meier-Dusol, die zurzeit in Passmanns Kulturkneipe zu sehen sind.
Eine der Arbeiten von Odile Meier-Dusol, die zurzeit in Passmanns Kulturkneipe zu sehen sind. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Anfangseuphorie scheint bei beiden Nationen etwas ermattet. Nicht so bei Odile Meier-Dusol, wie sie seit ihrer Hochzeit mit dem promovierten Mathematiker Nils Meier 1980 heißt. Sie ist Erstwählerin bei der morgigen Kommunalwahl.

99 von 100 Fragen richtig beantwortet

Und mit der offiziellen Einbürgerung vor gut einem Jahr schließt sich für die Lehrerin, die sich inzwischen mehr der Malerei und dem Tanz widmet, damit auch offiziell der Kreis ihrer ganz persönlichen deutsch-französischen Freundschaft. „Ich lebe inzwischen länger in Bottrop, also: in Kirchhellen, als in Frankreich und ich wollte endlich meine Stimme nicht nur erheben, sondern bei der Wahl auch abgeben können.“ Also hat sie die berühmten 100 Fragen aus dem Einbürgerungskatalog beantwortet („Ich habe nur einen Fehler gehabt!“) und besitzt seitdem nicht nur die deutsche, sondern auch die französische Staatsbürgerschaft.

„Es war mir ein Bedürfnis. Ich bin wirklich beides: Französin und Deutsche“, sagt Odile Meier-Dusol. Und nein: Das hätte sie früher nicht haben können. Als sie heiratet, ist die doppelte Staatsbürgerschaft noch nicht möglich und aus ihrem Heimatland will sie damals nicht einfach „austreten“. Gewählt hat sie dort allerdings immer. Zumeist die „Parti socialiste“, bis zu François Hollande. „Ein Desaster“, wie sie dann feststellt. Heute ist die überzeugte Europäerin Anhängerin von Emmanuel Macron, dessen Reform- und Europapolitik sie aus deutsch-französischer Sicht positiv gegenübersteht. Mit einem Niederländer als Schwiegersohn und einer Polin als Schwiegertochter sind die Meier-Dusols ohnehin ein europäischer Mikrokosmos. Welche Partei sie bei ihrer ganz persönlichen Premiere wählt, verrät sie jedoch nicht.

Es gab eine Sehnsucht nach Frankreich, aber zurück wollte sie nie

Was sie verrät ist, dass sie früher oft Sehnsucht nach Frankreich hatte. „Aber wirklich zurück wollte ich nie.“ Ihr Mann liebe Frankreich, das Ehepaar verbringt bis heute regelmäßig Zeit in Menton an der französischen Riviera. die sie immer wieder auch für ihre Malerei inspiriert. Die Küste bei Menton findet sich auch auf einem der Bilder, die derzeit in Passmanns Kulturkneipe zu sehen sind.

Auch Holzschnitte von Odile Meier-Dusol sind in der aktuellen schau bei Passmanns zu sehen.
Auch Holzschnitte von Odile Meier-Dusol sind in der aktuellen schau bei Passmanns zu sehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Seit 2012 ist Odile Meier-Dusol Mitglied im Bottroper Künstlerbund. „Die künstlerische Arbeit hat mir viele Türen geöffnet und Irmelin Sansen (Vorsitzende des Künstlerbundes, Anm. d. Redaktion) hat mich wirklich in die Szene hineingeholt.“ Und wie viele Menschen sie in über 30 Jahren als Französisch-Dozentin an der VHS kennengelernt hat, lässt sich kaum nachvollziehen.

Neben der Malerei spielt Tanz für sie immer noch eine wichtige Rolle. „Als Kind hatte ich Ballettunterricht, dann war es Modern Dance.“ Heute betreibt sie aktiv aber auch als Choreografin Hip-Hop und Dance Aerobic. „Wehe, sie nennen mein Alter, dann nimmt mir Hip-Hop niemand mehr ab“, sagt Odile Meier-Dusol und lächelt fast verschwörerisch. Auf jeden Fall so charmant, wie es eben doch nur Französinnen im Blut haben. Gewählt hat sie übrigens schon, Briefwahl. Sonst hätte sie morgen in der Gregorschule ihre Kreuzchen gemacht.

Die Ausstellung bei Passmanns

Die aktuelle Ausstellung mit Arbeiten von Odile Meier-Dusol in Passmanns Kulturkneipe wurde wegen der Corona-Pandemie nicht offiziell eröffnet.

Aber die Finissage am Samstag, 3. Oktober ab 18 Uhr, soll dafür ein kleines Rahmenprogramm haben. Kirchhellener Straße 57. www.passmanns-bottrop.de.