Bottrop. Vieles, das am Wegesrand wächst, kann man nicht nur essen, sondern auch anderweitig nutzen. Kräuter-Pädagogin Nicole Heppert zeigt, wie’s geht.

„Es gibt kein Unkraut, nur Wildkraut“, sagt Nicole Heppert, die sich lieber als „Kräuterfee“ sieht, aber auch nichts gegen „Kräuterhexe“ einzuwenden hat. Vieles, was bei uns achtlos wächst, sei essbar, schmackhaft, vitaminreich und habe richtig angewandt positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, meint die Kräuter-Pädagogin und will dieses Wissen weitergeben. Wir haben sie bei einer ihrer „Kräuterwanderungen“ begleitet.

Kräuterwanderung in Bottrop: Viel Essbares am Wegesrand zu finden

Die befreundeten Ehepaare Jana und Daniel sowie Melissa und Adrian verstärkt durch die sechsjährige Nele, die schon als Hexe gekleidet antrat, wollten wissen, „woran man oft achtlos vorbeiläuft“. Schon nach wenigen Metern im Stadtgarten hat Nicole das erste „Wundermittel“ entdeckt: Löwenzahn oder „Pusteblume“ für Nele.

Laut Nicole hilft der Löwenzahn nicht nur bei Magen-Darm-Problemen und regt den Stoffwechsel an, sondern ist auch essbar in allen Teilen, sogar die Wurzeln können als Kaffee-Ersatz dienen. Dabei wird auch gleich mit dem Gerücht aufgeräumt, die „Milch“ in den Stängeln sei giftig, tatsächlich mache sie nur Flecken auf der Kleidung.

Auch interessant

Erstaunlich, wie viel essbare „Leckerschmecker“ am Wegesrand wachsen: „Viele Kräuter sind nicht nur spannend, sondern gesund und schmecken lecker.“ Neben dem Gänseblümchens eignet sich auch die ungeliebte Brennnessel als Salatbeigabe. Dass man diese einfach so essen kann, demonstriert die Expertin: Ohne Handschuhe entfernt sie die Brennhaare – es geht, wenn man es in die richtige Richtung macht – rollt das Blatt und isst mit Genuss. Außerdem sei die Brennnessel noch eisenhaltig, entschlackend und helfe bei Heuschnupfen und Allergien.

Heilwirkungen von Pflanzen und Nutzung als Waschpulver

Der „Gärtnerschreck“ Giersch schmeckt nach Petersilie und Möhre und gehört anscheinend in jeden Salat. Bei allen Pflanzen erläutert Nadine Heppert die ihnen zugeschriebene unterstützende medizinische Wirkung, weist aber auch darauf hin, dass Kräuter keinen Arztbesuch ersetzen können. Oft erwähnt sie Hildegard von Bingen, die schon im Mittelalter viele heute noch anerkannte Heilwirkungen der Pflanzen beschrieben hat.

Einiges hat Nicole Heppert an sich ausprobiert, Schöllkrautsaft entfernt Warzen und Hühneraugen, Löwenzahnsaft unterstützt bei Nierensteinen. Manche Pflanzen haben erstaunliche „Nebenwirkungen“, so gelten die Wurzeln des Bärenklau als „Ersatz für die blaue Pille“ und gekochte Nelkenwurz als „Liebeswein“. Als ökologische Alternative kann zerkleinerter Efeu in einer alten Socke Waschpulver ersetzen, Zinn putzen kann man mit Ackerschachtelhalmen.

Die Natur aktiv und mit allen Sinnen erleben

Alle paar Meter bleibt Nicole Heppert stehen und erklärt Pflanzen, die sonst vermutlich nicht bemerkt worden wären: „Momentan wächst so viel.“ Längst vergessene oder nie gekannte Namen tauchen auf wie Knoblauchrauke, Labkraut, Scharbock, Gundermann, Wiesenschaumkraut oder Vogelmiere. Manches wird mit Bauernregel garniert: „Nach der Walpurgisnacht verliert der Bärlauch seine Kraft“, oder mit Legenden erklärt wie beim Lungenkraut, dessen weiße Flecken beim Stillen des Jesuskindes durch Maria entstanden sein sollen.

Nicole Heppert veranstaltet regelmäßig Kräuterwanderungen in Bottrop.
Nicole Heppert veranstaltet regelmäßig Kräuterwanderungen in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wenn man Nicole Heppert reden lässt, kommt „Natur erleben“ in fast jedem Satz vor. „Erlebe die Natur aktiv und mit allen Sinnen“, ist das Motto ihrer Selbstständigkeit. Ihr Logo mit „Happy Heppert – Happy Moments“ sagt viel über ihre Motivation aus und die Befreiung, die sie in der Natur empfindet und weitergeben will.

„Ohne Natur geht bei mir gar nichts, Natur ist mein Rettungsanker“

Die gelernte Fremdsprachen-Korrespondentin mit Abenteuerlust und Sehnsucht nach der weiten Welt spricht Englisch, Norwegisch, Spanisch und Portugiesisch. Nach ihrer Ausbildung konnte sie in die Reisebranche einsteigen, Tourismus und Naturerlebnisse kombinieren beim Paddeln, Reiten, Wandern oder Rafting. Als sie aus verschiedenen Gründen wieder am Schreibtisch landete und dort ziemlich unglücklich war, merkte sie erneut, wofür sie wirklich lebt: „Ohne Natur geht bei mir gar nichts, Natur ist mein Rettungsanker.“

Nach Fortbildungen zur Kräuter-Pädagogin machte sie ihr Hobby zum Beruf und damit ihren Beruf zum Hobby. Wenn sie begeistert auf das nächste Gebüsch zustürzt und enthusiastisch über Blätter und Blüten schwärmt, versteht man ihre Motivation. „Für mich ist das nicht irgendein Job, es ist meine Berufung.“

Infos zu Kräuterwanderungen

Die Events von Nicole Heppert finden grundsätzlich auf Bottroper Gebiet statt „wo ich mich auskenne und weiß, wo ich etwas finde“, aber auch andere Gebiete sind nicht ausgeschlossen, „wenn ich mich einarbeiten kann“.

Kräuterwanderungen dauern etwa zwei Stunden und kosten 30 Euro pro Person. Buchungen sind in kleinen Gruppen ab vier Personen möglich, aber auch individuelle Lösung sind denkbar. Kontakt über 02041 9868292 oder per an nicole@heppert.com. Weitere Infos auf: www.happyheppert.com