Bottrop/Oberhausen/Gladbeck. Die RWW versorgt aus Dorsten einen Großteil Bottrops und der Nachbarstädte mit Trinkwasser. Ein Besuch vor Ort – bald auch möglich für alle.
Unscheinbar, nicht viel größer als eine Gartenhütte, steht das grüne Häuschen auf der Wiese hinter dem Dorstener Wasserwerk. Hier, in dieser Einhausung mit Blick in Richtung Lippe kommt ein Teil des Bottroper Trinkwassers an die Oberfläche. Das muss man in dem Fall glauben, denn sehen kann man das Wasser hier an dieser Pumpe nicht.
Bis zu 100 Meter tief sind die Brunnen ins Grundwasser der Halterner Sande gebohrt. 70 Stück sind es und sie versorgen zwei Drittel des Bottroper Stadtgebiets, ein Drittel des Oberhausener Gebiets und ganz Gladbeck mit Trinkwasser. Dazu Dorsten und Teile Schermbecks – insgesamt rund 315.000 Menschen. Wenn hier was schief geht – man erinnere sich an den Rohrbruch im vergangenen Jahr – dann hat das große Auswirkungen.
Pumpen in Dorsten werden zentral von Mülheim aus gesteuert
Am Sonntag, 8. Mai, können sich alle Interessierten einen Eindruck vom Dorstener Standort der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) machen. Beim Tag der offenen Tür am Wasserwerk können Besucher den Weg des Wassers verfolgen und auch sehen, wie man sich hier gegen Pannen schützt.
Doch zurück ins Pumpenhäuschen. Bis zu 90 Kubikmeter Wasser können die Pumpen pro Stunde fördern, doch selbstverständlich laufen sie nicht alle gleichzeitig. Von der Zentrale in Mülheim aus werden sie – je nach Bedarf – gesteuert.
16 Filter machen aus dem Rohwasser Trinkwasser für Bottrop, Gladbeck und Oberhausen
Am Standort Dorsten arbeiten nur zehn Mitarbeiter in der Wasseraufbereitung und Gewinnung. Dazu noch einmal rund 20, die sich von hier aus um das Rohrnetz in der Nachbarstadt kümmern. Die Trinkwassergewinnung und Aufbereitung erfolgt nahezu automatisch.
16 große Filter – von außen sehen sie aus wie riesige blaue Stahltanks – sind die nächste Station des sogenannten Rohwassers. Pumpen brummen und drücken es in die Filter, wo das Wasser durch Sand und Kies läuft und auf diese Weise aufbereitet und zu Trinkwasser wird. Weil es sich hier um Grundwasser handelt, sei der Aufwand vergleichsweise gering, sagt RWW-Sprecher Ramon Steggink. In Mülheim gewinnt die RWW Trinkwasser aus der Ruhr.
Grundwasser aus Dorsten lässt sich leichter aufbereiten als Flusswasser aus der Ruhr
Das Flusswasser aufzubereiten und trinkbar zu machen, sei wesentlich aufwendiger. In Dorsten dagegen würde dem Wasser lediglich Eisen und Mangan entzogen. Dazu wird es gefiltert und es wird Luft zugesetzt. Eine UV-Behandlung sorgt dafür, dass sich keine Keime anreichern. Deshalb steht auf der dicken Leitung, durch die das Wasser aus den Filtern abfließt, dann auch nicht mehr länger „Rohwasser“ geschrieben, sondern „Trinkwasser“.
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Acht riesige Pumpen im Maschinenhaus sorgen dann dafür, dass das Wasser aus Dorsten die vielen Wasserkräne und Verbraucher in den vier Städten erreicht. Bis zu 1500 Kubikmeter Wasser kann eine Pumpe pro Stunde fördern. Die Besonderheit bei der RWW als Verbundwasserwerk: Hier wird von zwei Seiten im Netz Druck aufgebaut.
Ein großer Schieber in Bottrop verbindet Mülheimer und Dorstener Leitungen
Von der einen Seite drückt Mülheim, von der anderen Dorsten. Tatsächlich gibt es in Bottrop einen großen Schieber, der die Netze verbindet – und der sei in der Regel auch nicht geschlossen, sagt Vorhandwerker Daniel Kaul. So sei immer genug Druck im Netz. Vorteil: Im Zweifel können Kunden von beiden Seiten beliefert werden.
Das hat sich im vergangenen Jahr zumindest in Bottrop gezeigt, als das RWW-Wasserwerk unter den Folgen des Ruhrhochwassers litt. Der Teil Bottrops, der Wasser aus Mülheim erhielt, wurde dann relativ schnell von Dorsten aus mit versorgt, musste das Wasser nicht mehr so lange abkochen.
Das Programm beim Tag der offenen Tür im Wasserwerk
Regelmäßig veranstaltet die RWW an seinen Standorten Tage der offenen Türen. Von Jahr zu Jahr können die Besucher einen anderen Standort erkunden. Im Dorstener Wasserwerk konnten sich Interessenten zuletzt vor fünf Jahren umsehen. Diesmal lädt die RWW ein am Sonntag, 8. Mai, von 11 bis 17 Uhr.
An dem Tag stellt sich nicht nur das Wasserwerk vor, sondern das gesamte Unternehmen. Viele Abteilungen zeigen einen Teil ihrer Arbeit. Der Rohrnetzbetrieb hat etwa eigens eine Schaubaustelle ausheben lassen, um zu demonstrieren, was bei Arbeiten an den Leitungen geschieht. Auch das PE-Schweißen, also das Verbinden der Kunststoffleitungen, wird vorgeführt.
RWW bildet seit Jahren bedarfsgerecht aus
Informationen gibt es auch rund um die Ausbildung bei der RWW. „Wir bilden seit Jahren nur noch bedarfsgerecht aus“, stell Miriam Schmalhaus, die den Tag der offenen Tür federführend organisiert, klar. Heißt: Wer sich nicht vollkommen ungeschickt anstellt, der hat später seinen Platz im Unternehmen sicher – als Industrie- oder Anlagenmechaniker, Betriebselektroniker oder Fachkraft für Wasserversorgung.
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Auch der RWW-Fuhrpark wird gezeigt, darunter auch die Spezialfahrzeuge zur Netzspülung und zur Wasserverlustanalyse. Für Kinder gibt es zudem ganz viele Wettbewerbe und Spiele rund ums Wasser – vom Badeschlappenweitwurf bis hin zum Metalldetektorparcours zum Aufspüren von Leitungen.
Eingeschränkte Parkmöglichkeiten am RWW-Wasserwerk in Dorsten
Allerdings bitten die Verantwortlichen die Besucher auch um Verständnis, dass die Parkmöglichkeiten am Wasserwerk sehr eingeschränkt sind. Wer die Möglichkeit hat, der sollte vielleicht mit dem Fahrrad anreisen.
RWW-Wasserwerk Dorsten Holsterhausen, Am Kreuskenhoff 66.