Bottrop. So viele Briefwähler wie bei keiner Landtagswahl zuvor wird es diesmal in Bottrop geben. Warum das kein Rekord ist und wann es einer werden kann.

Bei der Landtagswahl am 15. Mai werden in Bottrop voraussichtlich gut doppelt so viele Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen per Brief abgeben wie bei der Landtagswahl vor fünf Jahren. Ein neuer Briefwahlrekord für Bottrop zeichnet sich damit aber nicht ab – wenn die Wahlbeteiligung am übernächsten Sonntag nicht sehr viel geringer als bei der Landtagswahl 2017 ausfallen sollte.

Bis jetzt haben nach Mitteilung der Stadtverwaltung rund 18.000 wahlberechtigte Bottroperinnen und Bottroper ihre Wahlscheine beantragt. Bei der Landtagswahl 2017 hatten in Bottrop 10.670 der insgesamt 59.057 Wählerinnen und Wähler per Brief gewählt. „Es könnten diesmal bis kurz vor dem Wahltag alles in allem knapp 20.000 Briefwahlanträge werden“, schätzt Klaus Wenger. „Das sind sehr viele im Vergleich zu den Wahlen vor der Corona-Pandemie“, betont er. Wenger unterstützt Pascal Gniffke, der nun erstmals verantwortlich ist für die Durchführung einer Wahl in Bottrop.

Bei Bundestagswahl lag Briefwahlanteil auf Rekordniveau

Dennoch wird das Briefwahl-Rekordniveau bei der vorigen Bundestagswahl in Bottrop damit gemessen an der absoluten Zahl der Wahlscheinanträge bei weitem nicht erreicht. Denn bei der Bundestagswahl 2021 war der Anteil der Briefwählerinnen und Briefwähler unter den Bottroper Wählerinnen und Wählern so groß wie bei keiner anderen Wahl zuvor. „Da waren es um die 28.000 Wahlscheinanträge. Bei einer Landtagswahl ist die Wahlbeteiligung aber immer geringer als bei einer Bundestagswahl“, erklärt Klaus Wenger.

Klaus Wenger ist zum letzten Mal bei einer Wahl in Bottrop dabei. Hier steht der Sachgebietsleiter 2017 vor den Koffern, mit denen die Stimmzettel in die Wahllokale gebracht werden (Archivbild).
Klaus Wenger ist zum letzten Mal bei einer Wahl in Bottrop dabei. Hier steht der Sachgebietsleiter 2017 vor den Koffern, mit denen die Stimmzettel in die Wahllokale gebracht werden (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bei der Wahl des SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Gerdes hatten in Bottrop insgesamt 65.217 Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen abgegeben. Darunter waren exakt 27.746 Stimmabgaben per Wahlschein. Die Briefwahlquote lag somit bei gut 42,5 Prozent. Bottrop sei bisher keine Briefwahlhochburg gewesen, weiß Klaus Wenger aus Erfahrung. Wegen der Corona-Pandemie hätten aber inzwischen viele Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen lieber nicht in den Wahllokalen abgegeben, sondern per Wahlschein. „Das hat sich etabliert und wird auch so bleiben. Briefwahlen liegen im Trend“, sagt Wenger.

Bottroper Helfer zählen Briefwahlstimmen im Berufskolleg aus

Wegen der Corona-Pandemie hatte das Wahlamt „eine rege Teilnahme an der Briefwahl“ diesmal auch ausdrücklich empfohlen. Wenger erklärt das damit, dass die Wahllokale auch jetzt besser nicht voller wartender Wählerinnen und Wähler sein sollten, weil auch die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer nach wie vor Schutz vor dem Coronavirus benötigen. Auch sei eine Reihe bekannter Wahllokale entfallen. „In Pflegeheimen, Seniorenzentren und Kitas können wir wegen der Corona-Pandemie ja inzwischen keine Wahllokale mehr einrichten“, sagt der städtische Mitarbeiter.

Die Briefwahlstimmen werden die Helferinnen und Helfer am übernächsten Sonntag erstmals im Bottroper Berufskolleg auszählen. Die Briefwahlstellen sind im Casino des Saalbaus am Droste-Hülshoff-Platz 4 in der Stadtmitte und in der Bezirksverwaltungsstelle Kirchhellen am Kirchhellener Ring 84-86 eingerichtet. Diese sind montags und dienstags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr, mittwochs von 8.30 Uhr bis 13 Uhr, donnerstags von 8.30 Uhr bis 18 Uhr und freitags von 8.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.

Briefwahlstellen im Saalbau und in Kirchhellener Verwaltungsstelle

Briefwahl: So geht’s

Wer am 15. Mai 2022 nicht im Wahllokal wählen kann oder will, kann per Brief wählen. Die Briefwahl kann schriftlich, über ein Online-Formular, per E-Mail, per Fax oder persönlich im Wahlamt des Wohnortes beantragt werden. Ein Briefwahlantrag findet sich auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigung.

Wer den Antrag auf Briefwahl persönlich im Wahlamt stellen will, sollte seinen Personalausweis oder Reisepass und die Wahlbenachrichtigung mitbringen. Auf Wunsch können Wählerinnen und Wähler dort dann auch sofort ihr Wahlrecht per Briefwahl ausüben.

Briefwahlunterlagen können grundsätzlich bis Freitag vor der Wahl, also bis zum 13. Mai 2022, 18.00 Uhr beantragt werden. Landeswahlleiter Wolfgang Schellen rät allerdings, die Briefwahl möglichst frühzeitig zu beantragen, damit für Bearbeitung und Versand genügend Zeit bleibt.

Zusätzlich ist die Briefwahlstelle im Saalbau noch am Samstag, 7. Mai, in der Zeit von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet. Auch am Freitag, 13. Mai, können Wahlberechtigte noch in beiden Bottroper Briefwahlstellen Wahlscheinanträge stellen. Die Briefwahlunterlagen können auch schriftlich und per E-Mail an briefwahlstelle@bottrop.de angefordert werden. Wer wahlberechtigt ist und keine Wahlbenachrichtigung erhalten hat, sollte sich unter 02041/703918 an die Leitung der Briefwahlstelle wenden.

Ausgeschlossen ist ein neuer Briefwahlrekord bei der Landtagswahl theoretisch nicht. Dann müsste die Wahlbeteiligung insgesamt allerdings stark zurückgehen. Um den 42,5-prozentigen Briefwahlanteil bei der Bundestagswahl zu übertreffen, dürften bei voraussichtlich rund 20.000 Briefwahlanträgen bei der Landtagswahl in Bottrop weniger als 47.060 Bottroperinnen und Bottroper wählen. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren hatten dagegen insgesamt 59.057 Wählerinnen und Wähler in Bottrop abgestimmt.

+++ Nachrichten aus Bottrop bequem ins Postfach:Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter anmelden! +++