Bottrop. Wasserversorger RWW schickt Wasser aus Dorsten nach Bottrop. Aber: Bis zur Auswertung der letzten Proben gilt das Abkochgebot.
Der Wasserversorger RWW beliefert jetzt ganz Bottrop mit sauberem Wasser aus Dorsten. So hat er auf die Überflutung seiner beiden Wassergewinnungsgelände im Mülheim reagiert. Trotzdem gilt das von der Stadt Mülheim verordnete Abkochgebot für Trinkwasser weiter, voraussichtlich bis zum Dienstag.
Viele Bottroper in Kirchhellen, Grafenwald, auf dem Eigen und im Fuhlenbrock haben die Folgen des Ruhrhochwassers nicht nur in Mülheim teilnahmsvoll, aber gelassen zur Kenntnis genommen. Sie werden nicht mit Ruhrwasser versorgt, sondern mit Grundwasser aus den „Brunnengalerien“ in Dorsten-Holsterhausen und der Üfter Mark. Die insgesamt 64 Brunnen beider Galerien fördern aus 80 bis 120 Meter Tiefe natürliches Grundwasser aus den „Halterner Sanden“.
Mischung aus Ruhr- und Grundwasser
Anders war es bisher im Südosten der Stadt in dem Gebiet südlich der Horster und östlich der Friedrich-Ebert-Straße. Sie bekamen ebenso wie die Menschen in Oberhausen und Mülheim Uferfiltrat, das ist eine Mischung von Ruhr- und Grundwasser, aus den Wassergewinnungsanlagen des Versorgers RWW in Mülheim. Und über diese Anlagen ist die Ruhr in der Nacht zum Donnerstag mit Macht gekommen.
Inzwischen weicht das Wasser wieder. Aber der Schlamm bleibt. Und der verursacht die Eintrübungen, die nach Beobachtung der RWW-Trinkwassertechniker in den letzten Tagen immer mehr zugenommen haben. Weil die normalen Filteranlagen nicht mehr wirkten, hat der Versorger seit Donnerstag die Notbremse gezogen und gemeldet: „Wir desinfizieren das Wasser mit Ozon, UV-Licht sowie Chlor in extrem hoher Konzentration.“
Maximaldosis ist Normalfall im Hallenbad
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Das klingt gefährlicher, als es jemals war. Tatsächlich setzte der RWW in den letzten Tagen die in der Trinkwasserverordnung erlaubte Maximaldosis zu: „Zurzeit wird der maximal mögliche Zielwert nach Trinkwasserverordnung von 0,6 mg/l freiem Chlor am Wasserwerksausgang angesteuert, um die höchstmögliche Sicherheit zu erreichen.“ Diese Menge Chlor pro Liter wird aber in jedem Hallenbad dem Badewasser zugesetzt, Im Freibad bei Bedarf sogar deutlich mehr.
Und: Auf dem Transportweg zu den Wasserhähnen in den Haushalten „nimmt dieser Wert jedoch noch ab, da es noch zu Abbaureaktionen kommt.“ Wird das Trinkwasser, wie im Abkochgebot vorgeschrieben, drei Minuten sprudeln gekocht, ist das weitaus meiste Chlor aus dem Wasser verschwinden.
Zur Vorsicht weiter abkochen
Warum aber immer noch abkochen, wenn doch das saubere Wasser aus Dorsten in ganz Bottrop aus den Hähnen fließt? Auf diese Vorsichtsmaßnahme hätten sich die drei Gesundheitsämter Mülheim, Bottrop und Oberhausen geeinigt, sagt der Sprecher des Bottroper Krisenstabes Andreas Pläsken. „Keiner weiß ganz genau, wie schnell das Mülheimer Wasser durch Wasser aus Dorsten ersetzt wird.“ Deshalb sind am Montag weitere Proben gezogen worden. Wenn am Dienstag saubere Ergebnisse vorliegen, können die Ämter das Abkochgebot aufheben.
„Gechlortes Trinkwasser schadet nicht“
Trinkwasser mit Chlorzusatz in den in der Trinkwasserverordnung zugelassenen Mengen kann ein Leben lang ohne Gesundheitsschäden konsumiert werden, versichert der Wasserversorger.Leichte Hautreizungen nach dem Duschen will RWW bei empfindlichen Menschen nicht ausschließen: „Die Haut trocknet möglicherweise etwas leichter aus und kann gereizt reagieren.“ Empfehlung: „ Empfindliche Personen sollten kürzer duschen und nach dem Duschen eine fetthaltige Hautcreme verwenden.“Für Hunde und Katzen könne das Wasser ohne Bedenken verwendet werden. „Es kann aber sein, dass die Tiere das Wasser wegen des ungewohnten Chlorgeschmacks verweigern. Tiere trinken beispielsweise in freier Natur nicht aufbereitetes Wasser, wie aus Pfützen, Seen oder Flüssen.“