Bottrop. Explodierende Energie- und Materialkosten, höhere Löhne: Das geht an den Bottroper Friseuren nicht spurlos vorbei. Preiserhöhungen sind in Sicht.

In diesen Tagen hat man als Verbraucher den Eindruck: Es gibt im Grunde nichts, was gerade nicht teurer würde. Lebensmittel, Energie, Benzin, selbst die Pommes – und früher oder später wohl auch der Friseurbesuch. Welche (finanziellen) Sorgen die Friseure umtreiben, dazu haben wir uns in Bottrop umgehört.

Friseure: Ein Faktor für eine Preiserhöhung ist der steigende Mindestlohn

Wobei: Als erstes lassen wir einen Gelsenkirchener zu Wort kommen – Holger Augustin als Obermeister der Friseurinnung Emscher-Lippe-West, zu der auch Bottrop zählt. „Spätestens im Oktober“, sagt Augustin, müssten Kunden wohl mit einer Anpassung, also Erhöhung der Preise rechnen. Und zwar zum einen im Hinblick darauf, „dass die Löhne bald steigen“.

Der Mindestlohn klettert im Herbst auf zwölf Euro, das hat Auswirkungen. Augustin beklagt zudem gestiegene Kosten sowie Beschaffungsprobleme bei Produkten wie Gel und Schaum. „Teilweise gibt es keine Rohstoffe, das ist mittlerweile bei uns angekommen.“ Dazu die höheren Energiekosten, „mein Vermieter hat mich zum Beispiel aufgefordert, meinen Abschlag um 40 Prozent zu erhöhen“.

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Dass er nicht schon jetzt reagieren müsse, liege daran, dass er aufgrund des erhöhten Corona-Hygieneaufwandes bereits letztes Jahr die Preise angehoben habe. „Den Aufwand können wir jetzt reduzieren, daher kann ich in meinem Betrieb die Preise bis Oktober halten.“ In welcher Größenordnung sich dann die nächste Preisanpassung bewegen mag, müsse er zum Beispiel für sich persönlich erst noch kalkulieren. Aber der Innungs-Obermeister betont: „Es geht nicht darum, mehr zu verdienen. Es geht tatsächlich darum, die Kosten so umzulegen, dass wir unser Einkommen als Selbstständige erhalten.“

Markus Bernsmann vom „Friseur Saloon“ in Bottrop-Stadtmitte geht ebenfalls davon aus, mit Blick auf höhere Energie-, Lohn- und andere Kosten langfristig die Preise erhöhen zu müssen – wenn er das auch im Moment noch nicht beabsichtigt. Für die gestiegenen Anschaffungskosten für Waren im Betrieb nennt er dieses Beispiel: „Ein Paket Vinylhandschuhe hat sonst fünf bis sechs Euro gekostet. Jetzt sind es zwölf Euro!“ Irgendwie müsse man das alles ja auch umlegen.

Linda Thimm, seit gut einem Jahr Chefin eines Friseursalons in Bottrop-Fuhlenbrock, hat Mitarbeiterinnen eine Benzingeld-Zulage gezahlt.
Linda Thimm, seit gut einem Jahr Chefin eines Friseursalons in Bottrop-Fuhlenbrock, hat Mitarbeiterinnen eine Benzingeld-Zulage gezahlt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bottroper Friseurin: Extra Zahlung für Benzin an die Mitarbeiterinnen

Linda Thimm, die erst vor gut einem Jahr den Friseursalon ihrer Stiefmutter im Fuhlenbrock als Chefin übernommen hat, berichtet: „Ich habe grundsätzlich einmal im Jahr eine Preiserhöhung, weil alles immer teurer wird.“ Um 50 Cent oder einen Euro, je nachdem, sagt die Friseurin, die zuletzt im Januar ihre Peise angepasst habe. Mit aktuellen Entwicklungen wie dem Ukraine-Krieg und seinen wirtschaftlichen Folgen habe das erst einmal nichts zu tun.

Thimm denkt aber an die Entlohnung ihrer Mitarbeiterinnen, die ja mit explodierenden Lebenshaltungskosten auch klarkommen müssten. Wie mit den Benzinpreisen: „Die, die mit dem Auto zur Arbeit kommen, haben eine extra Zahlung von mir bekommen“, sagt Thimm. Was auch eine Maßnahme sei, um die Fachkräfte an ihren Salon zu binden.

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Friseurmeisterin Heike Ingendoh, deren Betrieb in der Boy gerade seinen 100. Geburtstag feiert und zu 90 Prozent von Stammkunden lebt, hatte auf der anderen Seite schon Ende März beobachtet: „Die Leute sind alle ein bisschen vorsichtiger mit ihren Ausgaben.“ Mancher zögere da seinen Friseurbesuch länger hinaus als üblich. Dieses zurückhaltendere Kundenverhalten können Linda Thimm „vielleicht ein bisschen“ und Markus Bernsmann bislang „noch gar nicht“ in ihren Salons feststellen.