Bottrop. In der Boy spült die RWW Teile ihre 440 Kilometer langen Rohrnetzes für Trinkwasser in Bottrop. Das steckt hinter dieser Aktion des Wasserwerks.
Zugegeben, auf den ersten Blick sieht es nach Wasserverschwendung aus. Aus einem dicken Rohr platscht das Wasser auf die Straße, fließt ab und versickert im Abfluss. Doch dahinter steckt die Sorge für die Qualität des Trinkwassers. Die RWW (Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft) ist derzeit in der Boy unterwegs, und spült alle Trinkwasserleitungen.
Acht bis zehn Minuten lang pladdert dann das Wasser aus der Leitung – wobei das nur der sichtbare Teil ist. Der eigentlich wichtige spielt sich in dem unscheinbar grauen RWW-Kastenwagen ab. Hier fließt das Wasser nämlich an Messsonden vorbei, die die Qualität prüfen. Auf dem Computerbildschirm kann der Mitarbeiter anhand einer Kurve beispielsweise die Trübung des Wassers ablesen. Dazu werden Eisen und Mangan-Ablagerungen gemessen.
Spülvorgang schwemmt Partikel, Rost und andere Ablagerungen aus der Leitung
Ein wichtiger Punkt, schließlich sollen bei dem Spülvorgang Partikel, Rost und andere Verunreinigungen aus den Rohren herausgeschwemmt werden. Zudem muss Wasser fließen, darf nicht zu lange in den Rohren stehen. „Wir wollen kein Stagnationswasser“, erklärt Wasserwerkssprecher Ramon Steggink. Denn dort lagerten sich dann Eisen und Mangan ab. Je nach Beschaffenheit der Rohre entsteht der Rost.
440 Kilometer ist das Rohrnetz in Bottrop lang. Das entspricht in etwa der Entfernung von Bottrop nach Stuttgart – mit dem Auto über die kürzeste Strecke. Aktuell sind Markus Grewing und seine Kollegen in der Boy unterwegs. Hier seien es 76 Kilometer, die durchgespült werden müssen. Damit auch tatsächlich immer nur eine Leitung gespült wird, wird sie an einer Seite verschlossen – über einen der 4500 Schieber, die das Wasserwerk in Bottrop hat.
Im Wagen durchläuft das Wasser aus der Leitung eine Sensorik
Dann geben die RWW-Männer Druck auf die Leitung. Mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde fließt es dort jetzt durch, spült alle Ablagerungen und Verunreinigungen raus. Durch größere Rohre, von denen die Abzweigungen in die Wohngebiete abgehen, fließt beim Spülen selbstverständlich viel mehr Wasser.
Währenddessen werden im Spülwagen die Daten gesammelt. Die gibt die RWW später weiter an das TZW – das Technologiezentrum Wasser in Dresden. Dort werden sie detailliert ausgewertet und die Experten können anhand der Werte sagen, wann die nächste Spülung fällig ist.
Anwohner in Bottrop bekommen in der Regel von der Spülung nicht viel mit
Denn derzeit, so Steggink, sei die RWW, damit befasst, quasi einen Spülplan für ihr gesamtes Rohrnetz zu erstellen. Anhand der gesammelten Daten könnten die Experten dann genau sagen, ob es reicht, an einer Stelle erst in fünf Jahren wieder zu spülen, oder ob es sinnvoll ist, hier schon im nächsten Jahr wieder aufzuschlagen. „Auf diese Weise stellen wir die Qualität des Trinkwassers sicher“, begründet der RWW-Sprecher den Aufwand. Den betreibe übrigens nicht nur die RWW auch andere größere Wasserversorgen handhaben es so.
Wenn die Netzmonteure Markus Grewing, Dominik May, Markus Walczak und Jens Eichelbaum an den Schiebern regeln, den Hydrant aufdrehen und mit ihrer Arbeit beginnen, bekommen die Anwohner im besten Falle gar nichts mit. Denn das Wasser muss dafür nicht abgestellt werden. Es könne vorkommen, dass der Druck im Haus nachlässt oder das das Wasser eine bräunliche Färbung hat. Doch es reiche aus, das Wasser einfach ein paar Minuten laufen zu lassen, dann sei alles wieder okay, sagt Markus Grewing.
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Rund zehn Spülungen schafft das Team pro Tag, dafür teilen sie sich auf, zwei arbeiten am Spülwagen, die anderen beiden sind schon unterwegs, sorgen dafür, dass die Schieber richtig eingestellt sind. Demnächst wird das Wasserwerk mit zwei Spülwagen unterwegs sein. Der Transporter stehen schon bereit, die Technik sei noch nicht installiert, sagt Ramon Steggink. Rund 100.000 Euro werden am Ende für so einen Wagen fällig.
Bottroper Zahlen zum Wasser
10,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser liefert die RWW im Jahr nach Bottrop.24.000 Zähler, sprich Wasseruhren, die den Verbrauch messen, gibt es in Bottrop.4500 Schieber gehören zum Netz in Bottrop, über sie lassen sich zum Beispiel Teile des Netzes oder einzelne Rohre absperren.2700 Hydranten gibt es in Bottrop. Hier kann unter anderem die Feuerwehr Löschwasser zapfen.440 Kilometer lang ist das gesamte Rohrnetz der RWW in Bottrop. Im gesamten Versorgungsgebiet des Wasserwerks, das unter anderem auch Mülheim oder Gladbeck umfasst, ist das Rohrnetz rund 3000 Kilometer lang.