Kirchhellen. Das Geschlecht derer von Hillen hat Kirchhellen den Namen gegeben. Ein Erklärschild an der Burgstraße erinnert an ihren einstigen Stammsitz.

Im 8. Jahrhundert kam ein sächsischer Edelmann in die Kirchheller Heide und ließ auf dem „Hillen“ (Hügel) eine Burg und eine Kapelle bauen. So beschreibt der Bürgerverein Hof Jünger die Entstehung des Ortes und des Namens Kirchhellen. Mit seiner vorerst letzten Erklärtafel erinnert der Verein „Natürlich Kirchhellen“ an der Burgstraße an die längst verschwundene Keimzelle Kirchhellens.

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Ob die Gründung Kirchhellens so abgelaufen ist, wie es der Bürgerverein beschreibt, weiß niemand. „Wahrscheinlich entstand um diese Zeit in Kirchhellen der Oberhof mit einer Eigenkirche“, formuliert der Heimatverein in seiner Chronik vorsichtig. Das erste in einer Urkunde erwähnte Gebäude ist 890 das Haus Brabeck. Die Kirche, die womöglich zur Burg gehörte, wird im Jahr 1021 erstmals erwähnt, die Burg Kirchhellen um 1200. In diese Zeit fällt auch der Bau einer Kirche auf dem alten Kirchplatz.

So kam es zum „Kölnischen Krieg

Dass heute kaum noch jemand weiß, wo die Burg einst gestanden hat, ist je nach Lesart Ernst von Bayern oder Gebhard Truchsess von Waldburg Schuld. Die wollten 1577 nämlich beide Kurfürst und Erzbischof von Köln werden. Truchsess gewann die Wahl knapp, Ernst von Bayern den nachfolgenden „Kölnischen Krieg“. Der wiederum sollte wenige Jahrzehnte später zum 30-jährigen Krieg führen.

Was das mit Kirchhellen zu tun hat? Der Kölnische Krieg schwappte nach Westfalen, weil Truchsess, inzwischen zum Protestantismus konvertiert, dort Verbündete gefunden hatte. Am Ende ging es um die Frage, ob Westfalen evangelisch oder katholisch wurde; der Ausgang ist bekannt.

Söldnertruppe legt Feuer an die Burg

Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Ausgang hatte der niederländische Söldnerführer Martin Schenk von Nideggen, den ein Zeitgenosse so beschrieb: „wildbegierig nach Blutvergießen und Beute“. Seine Leute waren auch im Vest Recklinghausen unterwegs, überrannten am 16. November 1583 die Landwehr aus Kirchhellener Bauern, stürmten Haus Brabeck, nahmen den Hausherrn Georg gefangen und pressten ihm 1000 Taler Lösegeld ab. 1585 steckten die Söldner, weil sie gerade da waren, die Burg Kirchhellen in Brand. Danach gab es halbherzigen Wiederaufbauversuche, die im 19. Jahrhundert mit dem Abriss der Ruine endeten.

Standort findet sich im Urkataster

Zu sehen ist also nichts mehr, aber dank des Ur-Katasters von 1822 weiß man, wo sie gestanden hat: zwischen Burgstraße, Wellbraucksweg und Kaplan-Xanten-Straße. Dort hat der Verein jetzt das Erklärschild aufgestellt: betextet von Rudolf Steinmann in Abstimmung mit Rainer Weiss vom Heimatverein; gesponsert von den Eheleuten Reinhard Esch und Christa Esch-Brock, denen im Essener Gervinuspark eine Stele aus verwittertem Stahl so gut gefallen hatte, dass sie den als Schild-Halterung gewählt haben; befestigt mit Hilfe von Bauunternehmer Markus Gertz.

„Damit ist unser Erklärtafel-Projekt vorerst abgeschlossen,“, sagt die Vereinsvorsitzende Gundis Jansen-Garz. Seit 2019 hat „Natürlich Kirchhellen“ neun dieser Tafeln aufgestellt, die wichtige Orte oder Ereignisse in der Dorfgeschichte erinnern.