Bottrop. An Bottroper Schulen fallen mehr Lehrkräfte aus, weil sie erkrankt sind oder wegen Corona gar nicht unterrichten dürfen. Das sind die Folgen.
Am Vestischen Gymnasium in Kirchhellen melden sich in der neuen Corona-Welle vermehrt Lehrkräfte krank. Das ist sicher kein Alleinstellungsmerkmal unter den Schulen, doch der Kirchhellener Schulleiter Dirk Willebrand sagt: „Wir sind momentan an einem Punkt angelangt, an dem wir den Vertretungsunterricht nicht mehr stemmen können.“
Acht Lehrkräfte sind am Vestischen Gymnasium wegen direkter Corona-Folgen derzeit krank gemeldet, zum Ende voriger Woche waren es zehn. Am Heinrich-Heine-Gymnasium fehlt deshalb auf den ersten Blick dagegen nur eine einzige Lehrkraft, doch auch dessen Leiter Tobias Mattheis sagt: „Wir sind an unserer Belastungsgrenze angekommen.“
- Abends essen im Schmücker-Hof:Das gibts „à la carte“
- Karnevalisten:Ärger über Hin und Her im Land
- Baustart 2023: Neuer Zechenbahn-Radschnellweg kommt
- Prozess: Kinderpornos auf Speicherkarte blieben im Gefängnis unbemerkt
Denn auf den zweiten Blick werden die Personalsorgen auch am Heinrich-Heine-Gymnasium dringlicher. „Wir haben das Problem, dass wir schwangere Kolleginnen jetzt ja nicht im Präsenzunterricht einsetzen dürfen“, erklärt Tobias Mattheis. Wie viele Kolleginnen an der Schule deshalb nicht in die Klassen und Kurse dürfen, sagt der Schulleiter nicht. Zu hören ist aber, dass es vier oder fünf seien. Hinzu kommt, dass vier Lehrerinnen und Lehrer für längere Zeit krank gemeldet sind. „Ob das im Zusammenhang mit Corona steht, weiß ich allerdings nicht“, sagt der Oberstudiendirektor.
Sehr viele Bottroper Lehrkräfte leisten Mehrarbeit
Dies führt an beiden Gymnasien zu erheblichen Beeinträchtigungen im Stunden- und Vertretungsplan. „Ich kann gar nicht sagen, den wievielten Stundenplan wir inzwischen erstellt haben“, sagt Tobias Mattheis. Wenn Kolleginnen und Kollegen andere vertreten, habe das ja Auswirkungen über die jeweiligen Klassen und Kurse hinaus. „Das ist alles in allem eine enorme Gesamtleistung. Es ist eine große Bereitschaft da, zu helfen. Sehr viele Lehrerinnen und Lehrer leisten Mehrheit“, dankt der Schulleiter seinem Kollegium.
Das erkennt auch Dirk Willebrand am Vestischen Gymnasium an. Komplett seien die Lehrerkollegien nie. „Ein, zwei Lehrkräfte fehlen immer“, sagt Dirk Willebrand; entweder weil sie erkrankt seien, oder auch, weil sie zum Beispiel an Fortbildungen teilnehmen. Zurzeit fehlten am Kirchhellener Gymnasium aber acht Lehrkräfte krankheitsbedingt: sechs, die selbst erkrankt seien und zwei, deren Kinder entweder corona-infiziert oder in Quarantäne seien. Drei der krank gemeldeten Kolleginnen und Kollegen seien mit dem Coronavirus infiziert, zwei weitere litten an den Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung.
Schüler verbringen ganze Schultage in Vertretungsunterricht
„Wir bemühen uns aufs Äußerste, einen geregelten Ablauf des Unterrichts für Ihre Kinder zu gewährleisten“, schrieb der Kirchhellener Schulleiter neulich an die Eltern. Bei erkrankten Kindern suchten die Lehrkräfte auch privat nach Lösungen. „Entweder kümmern sich darum die Partnerinnen oder Partner, so weit das beruflich möglich ist. Es springen aber zum Beispiel auch Oma und Opa ein“, sagt Willebrand. Wie das so ist, weiß der Schulleiter auch aus eigener Erfahrung. Er hat selbst zwei Kinder, die Grundschulen besuchen.
An seiner Schule kommt es dennoch vor, dass Schülerinnen und Schüler es einen ganzen Unterrichtstag lang ausschließlich mit Vertretungen zu tun haben. Oft sei es so, dass die ausfallenden Lehrkräfte den Lehrstoff und die Aufgaben vorbereiten und ihre Vertretungen die Schulkinder dann gut betreuen können. Auch am Heinrich-Heine-Gymnasium gebe es ziemlich viele vertretungsbedingte Wechsel, berichtet Schulleiter Tobias Mattheis.
Bottroper Schule kündigt Unterrichtsausfall an
Diese Zahlen nennt das Land
Das NRW-Schulministerium berichtet seit Beginn des Schuljahres darüber, wie viele Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler sich in Quarantäne befinden oder sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Danach konnten in der vorigen Woche in Bottrop insgesamt 62 Lehrkräfte wegen der Corona-Pandemie nicht unterrichten. Das sind 5,8 Prozent aller Lehrerinnen und Lehrer in Bottrop. Das Ministerium meldet 39 Lehrkräfte mit bestätigten Corona-Infektionen und 16 in Quarantäne.Der Anteil der wegen der Corona-Pandemie abwesenden Schülerinnen und Schüler lag in der vorigen Woche bei 10,7 Prozent. Insgesamt nahmen 1432 Schülerinnen und Schüler deshalb nicht am Unterricht teil. Darunter waren 755 Schulkinder mit bestätigten Corona-Infektionen und 628 Schülerinnen und Schüler, die sich in Quarantäne befanden.
„Es wird aber in den kommenden Wochen immer wieder passieren, dass Randstunden nicht mehr vertreten werden können“, warnte Dirk Willebrand die Eltern vor. Dann müssten Schülerinnen und Schüler, die davon betroffen sind, entweder später zur Schule kommen oder sie dürften eher nach Hause gehen. „Die Verlässlichkeit von Schule ist uns in den Jahrgangsstufen fünf und sechs besonders wichtig“, bekräftigt der Leiter des Vestischen Gymnasiums. In Ausnahmefällen könne es aber auch in diesen Jahrgängen zum Ausfall von Randstunden kommen. Das werde dann aber nicht ohne vorherige Rücksprache mit den Eltern der Fall sein.
Unter den Kirchhellener Gymnasiasten gibt es zurzeit 21 Kinder, die positiv auf das Coronavirus getestet seien, weitere 17 seien in Quarantäne. „Das trifft in erster Linie die jüngeren Jahrgänge“, sagt Dirk Willebrand. Es gebe aber auch vereinzelt bei älteren geimpften Schülerinnen und Schülern sogenannte Impfdurchbrüche. Heine-Leiter Tobias Mattheis kommt auf einen Anteil von 1,5 Prozent seiner Schülerinnen und Schüler, die coronabedingt nicht zum Gymnasium kommen können.
Präsenzunterricht garantieren kann aber auch er nicht immer, auch wenn Tobias Mattheis betont: „Wir sind ganz froh, dass wir nur eine Klasse gemeinsam im Distanzunterricht hatten und in Absprache mit den Eltern zu Hause gelassen haben.“