Bottrop. Rund ein Viertel aller Bottroper Grundschulen zeigen mit den weißen Fahnen deutlich sichtbar nach außen: Die Belastungsgrenze ist überschritten.

Die Lehrkräfte der Schillerschule haben nicht nur eine weiße Fahne gehisst. Gleich sechs helle Stoffbahnen sind am Mittwoch an der Fassade zu sehen, hinausgehängt um aufmerksam zu machen auf die Überlastung der Grundschulen. An dem Start der wöchentlichen „Weiße Fahne“-Aktion in Bottrop haben sich insgesamt rund ein Viertel der Grundschulen beteiligt, sagt Frederike Hennings, Lehrerin an der Schillerschule und Vorsitzende der zuständigen Fachgruppe in der Lehrergewerkschaft GEW. „Und ich kann mir vorstellen, dass es nächsten Mittwoch noch mehr sind.“

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Denn ob Schillerschule, Fichteschule, Grundschule Welheim oder jede andere: „Schon seit Pandemiebeginn wird die Überlastungsgrenze überschritten“, so Hennings. Doch seit Jahresbeginn werde es immer schlimmer: „Die aktuelle Testsituation ist der Gipfel.“

Bottroper Grundschulen: „Die aktuelle Testaktion ist der Gipfel“

Seit einer Woche werden bei einem positiven PCR-Pooltest in der Klasse keine Einzeltests mehr in den überlasteten Laboren ausgewertet. Vielmehr machen die Schülerinnen und Schüler in der Regel am nächsten Tag zu Unterrichtsbeginn in den Schulen einen Antigen-Schnelltest. Mit den weißen Fahnen wollen die Schulen gewerkschaftsübergreifend zeigen, so Hennings: „Was hier passiert, ist nicht richtig. Das ist eine riesengroße Gesundheitsgefährdung für alle Beteiligten.“

Und ein Riesenaufwand noch dazu: Es gebe Kollegen, die morgens früher anfangen und auch die Kinder zum Testen früher einbestellen, damit nicht so viel Unterricht ausfällt. Denn die Testungen nähmen bis zu zwei Schulstunden in Anspruch.

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„Viele Kollegen sagen: Wir können nicht mehr“

Die GEW-Vertreterin, die sich mobile Teststationen mit professionellem Personal für die Grundschulen wünscht, weiß, dass es Grenzen bei der Umsetzbarkeit geben mag. Eines ist für sie aber ganz klar: „Wir brauchen dringend qualifiziertes Personal zum Testen und zum Auffangen der Kinder.“ Denn bei einem positiven Test-Ergebnis müssten diese ja aus der Klasse raus, und bis die Eltern sie abholen können, kann es eine Weile dauern. „Für die Kinder ist das eine schwierige Situation, sie sind verängstigt, besorgt.“ Und auch die Schüler, die in den Unterricht gehen, fragten sich oftmals bange: Wann bin ich dran?

Dabei gilt es ja auch noch, Lerninhalte zu vermitteln, zusätzlich für die Kinder in Quarantäne Materialpakete zu packen oder online Aufgaben zur Verfügung zu stellen.

Frederike Hennings, Vorsitzende der Fachgruppe Grundschule in der Lehrergewerkschaft GEW in Bottrop.
Frederike Hennings, Vorsitzende der Fachgruppe Grundschule in der Lehrergewerkschaft GEW in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Hennings fasst zusammen: „Es gibt immer mehr Kollegen, die unter der Belastung gesundheitlich zusammenbrechen.“ Immer mehr auch inklusive pädagogischem Personal, die an Covid-19 erkrankten, trotz Impfung und Booster. „Wir geben alles unser Bestes, die gesamte Schulgemeinde in Bottrop. Aber viele Kollegen sagen: Wir können nicht mehr“, berichtet Hennings. Und, mit Blick aufs Land: „Das Schlimme ist, und da sind wir als GEW fassungslos, dass nichts passiert.“