Essen. Viele Essener Grundschulen hängen am Mittwoch weiße Laken aus den Fenstern als Demonstration gegen Überlastung, auch durchs andauernde Testchaos.

Zahlreiche Grundschulen in Essen haben am Mittwoch mit weißen Bettlaken auf die derzeitige Belastungs-Situation für Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Kinder aufmerksam gemacht. Die Schulen folgten damit einem Protest-Aufruf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Mit den weißen Laken, die an „weiße Fahnen“ als Zeichen der Kapitulation erinnern sollen, wird vor allem die Unruhe angeprangert, die durch die Corona-Testverfahren in Grundschulen entsteht.

Vor zwei Wochen hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer angesichts stark steigender Infektionszahlen und kapitulierender Labore das Vorgehen zum vierten Mal innerhalb eines knappen Jahres geändert. Derzeit absolvieren die Kinder zweimal wöchentlich einen so genannten „Pool-Test“ (PCR-Test), der in Laboren ausgewertet wird und Aufschluss darüber gibt, ob in einer Klasse ein infiziertes Kind sitzt. Bei einer Positiv-Meldung werden dann Antigen-Schnelltests eingesetzt, um die infizierten Kinder genau zu ermitteln.

Immer wieder: Das infizierte Kind in einer Klasse wird von Schnelltests nicht ermittelt

„Es war vorher klar, dass man mit unzuverlässigen Antigen-Schnelltests, die erst nach Tagen einer Infektion anschlagen, einen Pool-Test auflösen kann“, sagt Anke Seifert, Leiterin der Ardey-Grundschule in Rellinghausen und Sprecherin eines der drei Grundschulbezirke in Essen. Immer wieder komme es vor, was Praktiker und Eltern sofort befürchtet hatten: „Wir haben ständig die Situation, dass ein Pool-Test positiv ist, aber alle anschließenden Schnell-Tests negativ. Dann wird Unterricht erteilt - und man weiß, dass in der Klasse ein infiziertes Kind sitzt.“ Dieser Zustand sei unhaltbar.

Auch unter Eltern ist der Unmut groß, denn in den Familien kann seit Wochen nicht geplant werden, ob das Kind am nächsten Tag zur Schule geht oder zu Hause betreut werden muss. Das hohe Risiko, das von den Schnelltests ausgehe, erhöhe die Gefahr einer Infektion - was nicht gesundheitlich ein Problem darstellt angesichts weitgehend milder Verläufe. Doch Infektion heißt Quarantäne und den totalen Stopp des Familienalltags für sämtliche Betroffene. Ganz abgesehen davon, sorgt derzeit auch die hohe Zahl der Infektionen unter Lehrerinnen und Lehrern für starke Ausfälle. Unter Kindern und Jugendlichen fehlten bei der letzten Landes-Erhebung an den Essener Schulen rund zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen – ein Drittel ist selbst infiziert, zwei Drittel verbleiben in Quarantäne, weil sich Familienmitglieder oder enge Freunde angesteckt haben.

Gewerkschaft: Lehrer sind keine Gesundheitsmanager

Lehrerinnen und Lehrern an Grund- und Förderschulen seien nicht dafür da, „als Gesundheitsmanager das Testchaos an den Schulen zu regeln und zu verantworten“, kritisiert die GEW. Sie wirft der Landesregierung Plan- und Konzeptlosigkeit“ vor. Minimale Forderung der Gewerkschaft: Die Tests an den Schulen müssten vom Fachpersonal der Gesundheitsämter durchgeführt werden.

Die Aktion mit den weißen Bettlaken begann in Essen am vergangenen Mittwoch (26. Januar), wurde zuvor schon in anderen NRW-Städten durchgeführt und soll sich jetzt wöchentlich wiederholen. Beim Auftakt nahmen vier Grundschulen in Essen teil, an diesem Mittwoch (2. Februar) nahmen unter anderem die Ardeyschule, die Grundschule an der Waldlehne (Margarethenhöhe), die Grundschule am Wasserturm (Südostviertel), die Elisabethschule (Frohnhausen) und viele weitere teil.