Bottrop. Bottrops Kleines Motorradmuseum wächst weiter. Mit einer NSU 501 T steht dort ein echtes Kraftpaket. NRW-Heimatministerium fördert Restaurierung.

Wenn es so weiter wächst, wird sich das Kleine Motorradmuseum bald umbenennen müssen. Mittlerweile ist die Sammlung die einst Addie Henkel ins Leben rief, auf über 30 Exponate gewachsen. Vom schnellen Dürrkopp-Damenfahrrad mit sagenhafter Ein-PS-Maschine und einer „eingeschmuggelten“ DKW bis zum Kern des Bestandes, den schicken historischen NSU-Maschinen aus der traditionsreichen Schmiede in Neckarsulm reicht der Museumsbestand.

Auch interessant

Jetzt haben Tillmann Henkel und die zweiradbesessenen Mitstreiter sogar ein echtes Muskelpaket im Stall: eine NSU 501 T, Baujahr 1927. Den so genannten Neckarsulmer Traktor. „Die heißt so, weil sie damals mit 500 Kubikzentimetern (ccm) nicht nur eins der stärksten Pferde der NSU-Schmiede war, sonder auch wie ein echter Traktor dröhnt“, sagt Michael Hombergen.

Er gehört zu den Technikern unter den Mitgliedern und wird bald das alte Schätzchen intensiv unter die Fittiche nehmen. Das heißt komplett auseinander nehmen, reparieren, konservieren, fehlende Teile ergänzen und dann auch fein für den TÜV machen. Denn die Maschinen sollen und müssen auch regelmäßig bewegt werden – verkehrssicher natürlich.

Kleines Motorradmuseum in Bottrop: Förderung vom Heimatministerium

Da kommt eine Förderzusage aus Düsseldorf gerade richtig. Denn das NRW-Ministerium für Heimat und Kommunales, dessen Hausherrin, Ministerin Ina Scharrenbach (CDU), sich regelmäßig für Bottrop stark macht, hat beschlossen, für die Instandsetzung dieses „verkehrshistorischen Kulturguts“ knapp 3000 Euro beizusteuern. Da führt die Vermittlerspur ebenfalls nach Bottrop, Heimat der Landtagsabgeordneten Anette Bunse, die sich für „dieses Bottroper Kleinod“ im Park der Villa Dickmann starkgemacht hat.

Das Kleine Motorradmuseum: Der Blick auf einen Teil der Sammlung zeigt, dass dort durchaus auch glänzendes Kulturgut penibel restauriert zu finden ist. Die NSU-Freunde setzen nicht immer komplett auf Patina.
Das Kleine Motorradmuseum: Der Blick auf einen Teil der Sammlung zeigt, dass dort durchaus auch glänzendes Kulturgut penibel restauriert zu finden ist. Die NSU-Freunde setzen nicht immer komplett auf Patina. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Nein aufsteigen wird sie nicht. „Man will ja nichts beschädigen.“ Aber ausgehfein ist die 501 T natürlich längst nicht. Eher unberührt, ungeputzt und etwas angerostet. Eine echte Zeitkapsel eben. Denn seit sie in den 50er Jahren in Dinslaken eingemottet wurde, hat sie kaum einer berührt, geschweige denn gefahren. „Der Sohn des Vorbesitzers hat von uns gehört nach einem TV-Beitrag und lange überlegt, bis er die NSU dann doch unserem Museum verkauft hat“, erzählt Tillmann Henkel, Sohn des Museumsgründers.

Die NSU sollte in Liebhaberhände kommen – Besitzer gibt Bottrop den Zuschlag

Etwas anderes sei für ihn nicht infrage gekommen. Mit dem Gefährt, an dem sein Vater wirklich hing, sollte kein Reibach gemacht werden, es sollte in Liebhabehände kommen. „Bei uns also gerade richtig“, lacht Willy Minz, der selbst eine Maschine seines Vaters im Museum stehen hat.

Auch die Historie dieser neuen alten NSU lässt sich detailliert nachverfolgen. Alte Fahrzeugpapiere, mit Vorkriegs- und Nachkriegszulassungsstempel sind vorhanden, die den Schreinergesellen (1938) und späteren Schreiner (1953) Alber Bongert als Eigentümer ausweist. Mit der Maschine ist ebenfalls aus Dinslaken mitgekommen: ein leicht vergilbtes Foto, das den einstigen Besitzer in voller Montur stolz auf seiner 501 T zeigt.

Erstbesitzer Albert Bongert auf seiner NSU 501 T in voller Montur. Das Foto übergab der Sohn mit der Maschine und den alten Zulassungspapieren an das Kleine Motorrad-Museum der Addie Henkel-Stiftung.
Erstbesitzer Albert Bongert auf seiner NSU 501 T in voller Montur. Das Foto übergab der Sohn mit der Maschine und den alten Zulassungspapieren an das Kleine Motorrad-Museum der Addie Henkel-Stiftung. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bis jetzt haben die Motorrad-Freaks die Maschine noch nicht auseinandergenommen. „Man darf mit den Arbeiten erst beginnen, wenn die Förderung unter Dach und Fach ist“, weiß Tillman Henkel. Anette Bunse nickt bestätigend. Das hat sich nun geändert. Stefan Hombergen rechnet mit rund 140 Stunden Arbeit. „Wir wissen nicht, in welchem Zustand die Kolben, Kabel und Züge sind, Reflektor und Scheinwerferglas fehlen und was der frühere Besitzer als Schreiner in Holz ergänzt hat, wie die Halterungen der Beinschutzbleche, wollen wir als Zeitdokument aus so wieder herstellen“, so der Techniker der „NSU-Oldtimerfreunde Bottrop“. Verbaut würden Originalteile, soweit irgend möglich und auffindbar, das sei Ehrensache.

Das Motorradmuseum im Park

Seit 1995 gibt es in Bottrop das Kleine Motorradmuseum. Die Oldtimerfreunde sammeln und restaurieren dort schwerpunktmäßig historische Fahrzeuge der legendären NSU-Schmiede in Neckarsulm. Zu den über 30 fahrtüchtigen Exponaten gehört u.a. auch eine NSU Max mit Beiwagen von Bottrops ehemaligem Oberbürgermeister Ernst Löchelt.

Bis 5. Februar bleibt das Museum an der Bogenstraße 40 (im Park hinter der Vila Dickmann) coronabedingt geschlossen. Sonst ist das Haus sonntags immer von 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Info und Kontakt: daskleinemotorradmuseum.de.

Am Ende soll die 501 T aber nicht glänzen wie vor 95 Jahren bei der Werksauslieferung. Die Oldtimerfreunde setzen auf Patina und Originalität. „Man soll sehen, dass es eine alte Maschine ist, wir sichern, lackieren aber nicht, wie wir die alten Gummihandgriffe, die nur noch in Resten vorhanden sind, wissen wir noch nicht.“ Aber schon jetzt wissen sie, dass der Sound des historischen Kraftpakets auch bei den Harley-Fans an der Grafenmühle Eindruck machen wird.