Bottrop. Die große Party fällt wegen Corona aus. Dafür gibt es am 5. September aber eine Ausfahrt mit einigen historischen NSU-Maschinen aus der Sammlung.
Das Kleine Motorradmuseum feiert Silberjubiläum. Eine große Party im Domizil im Park der Villa Dickmann wird es allerdings nicht geben. „Bei gerade wieder steigenden Coronazahlen erscheint uns das nicht angebracht“, sagt Tilmann Henkel. Das war vor fünf Jahren noch anders. Neben den regelmäßigen Sonntagstreffen und Ausfahrten wurde das 20-Jährige rund um die Sammlung groß gefeiert - und die Stiftungsgründung stand kurz bevor. Die hat Addie Henkel noch mit Weitsicht auf den Weg gebracht, um die imposante Sammlung, deren Schwerpunkt und Kern über 30 Maschinen der Motorschmiede NSU bilden, für die Zukunft zusammen zu halten.
Seit fünf Jahren eine Stiftung
Der bekannte Bottroper, der im vergangenen Jahr verstorben ist, hat 1995 mit Thomas Lampar - und tatkräftiger Hilfe und Hintergrundunterstützung durch Ehefrau Ruth - das Museum gegründet. Und seither entwickelt sich das Haus zu einem Zentrum für Zweiräder des legendären Herstellers, der in den 1950er Jahren immerhin der größte Motorradhersteller weltweit ist. Inzwischen steht Sohn Tilmann der Stiftung vor. „Dabei unterstützt mich aber zum Glück von ein ganzes Team toller Leute - bis hin zum Oberbürgermeister, der dem Stiftungsrat angehört.“
Aktuell hat das Kleine Motorradmuseum nichts von seiner Dynamik verloren. „Allein in diesem Jahr haben wir unseren bestand um vier Maschinen erweitern können“, sagt Vorstandsmitglied Stephan Hombergen. Eine davon ist eine alte Bekannte: Die NSU Max mit Steib-Seitenwagen von 1955. Dem schicken schwarz-roten Gespann hat das Museum schon lange Pflege und das ebenfalls wichtige Dach über der alten Technik geboten. Und als Motorrad von Bottrops früherem Oberbürgermeister Ernst Löchelt ist sie fast schon ein Stück Bottroper Stadtgeschichte.
Ernst Löchelts „Max“ nun Teil der Sammlung
Jetzt hat Marga Löchelt sich ein Herz gefasst und die NSU ihres verstorbenen Mannes offiziell dem Museum übereignet. „Ich bin gerne mitgefahren im Beiwagen, fuhr aber nie selbst, da bin ich lieber aufs Fahrrad gestiegen“, lacht Marga Löchelt. „Ich hatte aber auch nach dem Tod meines Mannes immer einen guten Draht zum Museum und wo sollte unsere NSU besser aufgehoben sein als hier?“
Neu im Bestand ist seit diesem Jahr auch die OSL 251, die Peter Korzmann der Sammlung hinzufügt: „Hier ist sie besser aufgehoben, als wenn sie in der Garage vor sich hin dämmert, wir bewahren hier ja auch ein Stück Geschichte, zeigen das mobile Erbe.“ Und Hans-Georg Gosda aus Oberhausen hat kürzlich eine hübsche NSU Quick von 1951 beigesteuert. „Ich hab sie gerne abgegeben, hier ist sie gut aufgehoben und für Fans ist es immer toll, möglichst viele verschiedene Exemplare zu sehen.“
Ältestes Schätzchen von 1930
Das älteste Schätzchen, nicht nur unter den Neuzugängen, ist ein Vorkriegsmodell von 1930. „Wir haben es aus Heiligenstadt erworben und die Maschine ist offensichtlich in DDR-Zeiten noch regelmäßig gefahren worden“, sagt Vorstandsmitglied Stephan Hombergen, der sich maßgeblich um die Restaurierung kümmert. „Die aktuellen Reifen auf der rostigen Felge tragen noch den Aufdruck VEB Reifenwerk Fürstenwalde, also noch echte sozialistische Staatsproduktion, auch Luft ist noch drin.“ Auch Heinz Wehres vom Vorstand beugt sich fasziniert über das erhaltene Produkt dieses gelenkten Wirtschaftssystems. „Aus welchem Fünfjahresplan es stammt, kann man nicht mehr sagen.“
Maschinen müssen auf die Straße
Diese NSU-Seniorin wird am 5. September noch nicht aktiv auf der Straße sein. Die OSL von Peter Korzmann da schon eher - und die Max von Ernst Löchelt ganz bestimmt. Denn wenn schon keine Party, eine kleine Aktion sollte es dennoch geben: Eine Ausfahrt mit einigen der glänzenden Zweiräder vom Donnerberg hinunter in die Stadt. Und wenn alles klappt, will Marga Löchelt auch nochmal im schicken Beiwagen durch Bottrop kurven. Ob Ruth Henkel dann wieder auf eine Maschine steigt, wollte sie noch nicht verraten.
Ausfahrt statt Party am 5. September
Anstelle der geplanten Party soll es am Samstag, 5. September zum 25-jährigen Bestehen des Kleinen Motorradmuseums eine Ausfahrt mit zehn oder zwölf der historischen NSU-Maschinen geben. Start ist gegen 11 Uhr am Museum im Park hinter Villa Dickmann auf dem Donnerberg.
Von dort geht es Richtung Innenstadt und Rathaus. Auf dem Rathausplatz sollen einige Ehrenrunden gedreht werden. Bei starkem Regen findet die Fahrt nicht statt, so der Stiftungsvorstand.
Info auf: www.daskleinemotorradmuseum.de