Bottrop. Ruth und Addie Henkel und ihre Freunde vom Kleinen Motorradmuseum sammeln nicht nur mit Leidenschaft historische Zweiräder, sondern bewegen die Oldtimer auch, wenn Zeit und Wetter es erlauben. 2015 feiert das Museum sein 20-jähriges Bestehen.
„Fixe Fahrer fahren Fox“ oder „Nicht mehr laufen, Quickly kaufen“: Für Addie und Ruth Henkel sind das nicht nur Werbe-Slogans für Zweiräder der Wirtschaftswunderzeit, sondern ein Lebensgefühl. Und dem haben sie im „Kleinen Motorradmuseum“ Raum gegeben.
36 Maschinen und diverses Zubehör hütet das Bottroper Ehepaar in den Räumen im Garten der Villa Dickmann an der Bogenstraße. Neben alten Motorradhelmen aus der frühen Zeit der NRW-Polizei - strahlend weiß und wie die zugehörigen Stulpenhandschuhe aus weichem Leder -, Lederjacken und -mänteln, findet sich regalmeterweise Zubehör und eben auch alte Werbung für die schnieken Oldtimer.
„Addie kommt gleich, er hat noch Fachbesucher“ sagt Ruth Henkel und zeigt sofort auf eine schwarz- und chromglänzende NSU im Eingangsbereich. „Unser ältestes Stück, Baujahr 1934.“ Weiter geht es Schlag auf Schlag. „Quick“, „Quickly“, „Fox“: alte Modellnamen, die Fan- Herzen höher schlagen lassen und heutigen Ästheten und Liebhabern alter, guter und vor allem solider Mechanik Bewunderung abverlangen.
Inzwischen gesellt sich Addie Henkel dazu. Gebürtig aus der hessischen Rhön nahe Fulda, kam er in der Wirtschaftswunderzeit nach Bottrop. „Zuerst war es schwer als Zugezogener. Mit meinen damals pechschwarzen Haaren hielten die mich sogar für einen Ausländer.“ Heute lacht Addie Henkel darüber. Mittlerweile fühlt er sich selbst fast als Bottroper Urgestein. „Schließlich hab’ ich hier meine Frau kennengelernt, eine waschechte Bottroperin“, sagt der Kaufmann, der auch als Rentner immer noch dem Baustoffhandel, für den er lange tätig war, aktiv verbunden ist.
Die Wurzeln des Motorradmuseums, das im nächsten Jahr seinen 20. Geburtstag feiern kann, gehen auf den Platzmangel in Henkels alter Garage zurück. Es kam die erste „Quickly“. Dann noch eine. „Als Addie mit der dritten Maschine vor der Tür stand, wurde mir das in der Garage und auch sonst zu eng“, sagt seine Frau. Die ersten beiden dunkel-cremefarbenen Zweiräder, zählen zu den ersten echten Mopeds der Nachkriegsjahre der Bundesrepublik. NSU, Neckarsulm: die bereits im 19. Jahrhundert gegründete Firma nannte sich nach ihrem späteren Standort und war in den 50er Jahren der weltweit größte Zweiradproduzent.
In Bottrop suchten die Henkels einen Raum für die sich seither rapide vergrößernde Sammlung - und landeten schließlich 1995 am heutigen Ort, einem früheren Gärtnerschuppen, den sie bis heute von der Stadt mieten. Natürlich hat sich seither viel getan. Es wurde um- und ausgebaut, denn Addie Henkel und der sich rasch erweiternde Motorradfreundeskreis („Wir sind kein Club und auch kein Verein!“) brauchte Raum - und Sicherheit. Irgendwann musste ein stabiler Zaun her. Hier steht auch die alte NSU mit Beiwagen des früheren Oberbürgermeisters Ernst Löchelt oder ein NSU-Sondermodell von 1936. „Die hat mir ein älterer Herr verhältnismäßig günstig verkauft, der von unserem Museum gehört hatte“, sagt Addie Henkel. Ein schicke NSU „Fox“ schenkte Hanns-Wilhelm Große-Wilde dem Museum „zur pfleglichen Behandlung“. Aber nicht nur die alten NSU-Modelle (von denen übrigens zwei Drittel angemeldet sind) strahlen in altem neuen Glanz. Auch eine frühe „Schwalbe“ aus DDR-Produktion oder ein altes Dürkopp-Rad der alten Bielefelder Werke mit Rex-Motor und das Fahrrad, mit dem der Vater des Bottroper Anwalts Harald Lubina zur Arbeit fuhr, glänzen dort. Im „Kleinen Motorradmuseum“ fährt man eben nicht nur eingleisig, sondern blickt auch gerne über den NSU-Tellerrand hinaus.
Das „Kleine Motorradmuseum“an der Bogenstraße, im Park der Villa Dickmann an der Bogenstraße ist sonntags von 9.30 bis 13 Uhr geöffnet - nur bei mäßigem Wetter. Scheint die Sonne, sind Addie und Ruth Henkel mit einem ihrer „Schätzchen“ auf Tour. Wer sich für das Museum interessiert oder Fachfragen zu Restaurierung oder Erwerb von alten Motorrädern hat, kann sich mit Addie Henkel vor Ort oder unter 68 52 81 in Verbindung setzen.
Für Fans von Mofas oder Kleinkrafträdern von 50 bis 80 ccm - alle Marken bis Baujahr 1985 - gibt es am Sonntag, 31. August von 11 bis 17 Uhr auf Zeche Ewald in Herten den „Kreidler Treff Ruhrpott“.