Bottrop. „Orgel Plus extra“ bringt mit Sonat vox einen Chor der Extraklasse nach Bottrop. Festival büßt coronabedingt dennoch die Hälfte der Besucher ein.

Niemand weiß, wie - und ob überhaupt - Musik im Himmel klingt oder ob dort wirklich alles voller sprichwörtlicher Geigen hängt. Aber für anderthalb Stunden holten die 13 jungen Sänger des Ensembles Sonat vox die vokalen Sterne vom Musikhimmel und brachten Glanz in die immer etwas düster wirkende Herz-Jesu-Kirche. Mit diesem „Orgel Plus extra“ hatte Festivalleiter Gerd-Heinz Stevens im wahrsten Sinne ein Konzert der Extraklasse nach dem offiziellen Abschluss des Festivals in die Stadt geholt.

Zwar schützt auch die schönste Stimme nicht vor Corona und Dirigent Justus Merkel musste auf einige Sänger verzichten, das Programm etwas variieren, aber der Klangfülle, der unglaublichen Homogenität und lupenreinen Intonation dieser stilsicher agierenden Boy-Group (alle deutlich unter 30) war dies alles nicht anzumerken. Profis eben, sind sie doch alle durch die Schule des berühmten Windsbacher Knabenchores gegangen und erarbeiten sich seither ein schwerpunktmäßig geistliches Chorprogramm, das von der Renaissance bis in die Gegenwart reicht.

Solistisch ausgebildete Stimmen

So konnte sich das trotz Pandemie zahlreiche Publikum angesichts dieser allesamt auch solistisch ausgebildeten Stimmen sicher tragen lassen durch das flächig ausgebreitete und dennoch transparent daherkommende Gloria und Credo aus einer vierstimmigen Messe des englischen Renaissance-Komponisten Thomas Tallis. Qualitäten, die auch Albert de Klerk’s „Pater noster“ adelten oder Vytautas Miskinis’ Komposition „I know“ zum Kleinod machten, das der 2015 gegründete Chor übrigens vor knapp vier Jahren zur Uraufführung brachte. Exquisite, flexible Tongebung vom profunden Bass bis zum klangschönen Altus, oder ein feines, zugleich tragendes Piano mit schwebendem Übergang in den vollen Chorklang machten selbst einen „Ohrwurm“ wie das „Heilig“ aus Schuberts Deutscher Messe zu einer berührende Kostbarkeit.

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Gerd-Heinz Stevens setzte schön gearbeitete instrumentale Kontrapunkte, darunter mit Pachelbels „Magnificat“ oder dem originell, fast reißerisch daherkommenden „Marsch des Glöckners“ von Jacques Louis Battmann, dem Stevens selbst den flirrenden Zymbelstern der Rensch-Orgel nicht vorenthielt.

Pandemie halbiert die Besucherzahl des Bottroper Festivals

Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef und Gerd-Heinz Stevens als künstlerischer Leiter zeigen sich erfreut, dass Orgel Plus trotz andauernder Pandemie nun wieder ohne Abstriche beim Programm stattfinden konnte. Auch mit gut 1500 Besucherinnen und Besuchern sei man angesichts der Coronasituation und verglichen mit anderen Kulturformaten sehr zufrieden, so Schilling-Graef. In Vor-Coronajahren lagen die Zuhörerzahlen allerdings mindestens doppelt so hoch. „Und wir gehen jetzt davon aus, dass es im nächsten Jahr auch wieder so sein wird.“ Dann findet Orgel Plus vom 1. bis 8. Januar statt.