Bottrop. Die neue Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef in einem ersten Gespräch. Die Findungskommission traf ihre Entscheidung einstimmig.
Corona legt nicht nur das Kulturleben selbst lahm. Auch Gespräche mit Akteuren finden derzeit fast ausschließlich online statt. Wie jetzt das erste Treffen mit der neuen Leiterin des Kulturamtes, Martina Schilling-Graef, die ab Februar ihre Arbeit in Bottrop aufnimmt. Die Entscheidung für die künftige Amtsleiterin sei in der Findungskommission übrigens einstimmig gefallen, wie Kulturdezernent Jochen Brunnhofer in der Videokonferenz betont. Er verhehlt nicht: "Das war mir eine große Freude."
Zum Teil in Bottrop aufgewachsen
Und Bottrop? Das ist für die 59-jährige Martin Schilling-Graef ein wenig auch Rückkehr zu früheren Wurzeln. Denn immerhin ist sie dort, wo ihr künftiges Büro sein wird, einige Jahre zur Schule gegangen. Im alten Jungengymnasium, heute Kulturzentrum, das sich in den 70er Jahren zaghaft für Mädchen öffnet. Kurz darauf folgen Umzug und Umbenennung ins damals neue Heinrich-Heine-Gymnasium. Und für Martina Schilling-Graef weitere Umzüge. Hamm, die Unis von Würzburg und Bonn, wo sie Literaturwissenschaft, Politologie und Geschichte studiert, später nach München und Köln, wo sie ins redaktionelle Tageszeitungsgeschäft einsteigt, zum Beispiel beim Münchener Merkur.
Erfahrung mit Festivals und Kunst in der Stadt
Hamm wird dabei für die zweifache Mutter eine ihrer längsten Stationen sein. Kulturmanagement, die Organisation des dortigen Klassik Sommer-Festivals, später des Musik- und Konzertlebens der Stadt. Die Organisation, Beschaffung von Mitteln aber auch das Knüpfen eines Netzwerks von Kulturschaffenden, also inhaltliche wie organisatorische Arbeit: Bereiche, in denen sie sich wohlfühlt, die sie kennt und die ihr an ihrer neuen Wirkungsstätte ideal entgegen kommen. Hineingehen in die Stadt, mit musikalischen Formaten aber auch spartenübergreifenden Veranstaltungen, das möchte sie. "Bottrop hat viele Möglichkeiten, tolle Orte, nicht nur die Halde mit der Arena, auch unten in der Stadt", so Schilling-Graef. Als Chorsängerin war sie überrascht, wie lebendig diese Szene in Bottrop immer noch ist. "Es wäre doch wunderbar, wenn wir das Potenzial der engagierten Laienensembles mit Profiensembles verbinden könnten."
Und Kunst sollte sich ja auch für viele öffnen, die nicht sowieso schon in diesem Bereichen engagiert oder regelmäßig unterwegs sind. Selbst in der Oper (auf der Halde) sieht sie da Chancen einer Breitenwirkung. Denn: "Nach Corona müssen wir vielleicht etwas Aufbauarbeit leisten, weil manches eingeschlafen ist. Die Menschen sehnen sich wieder nach Kulturerlebnissen jenseits des Internets und: Wir fangen in Bottrop ja nicht bei Null an, wie man zu Beispiel jetzt gerade bei Orgel Plus sehen konnte."
Gute Orte für gemeinsamen Austausch
Neue Orte wie der Kulturhof oder das Ausstellungsforum kämen dazu. Veranstaltungen, in denen Musik auf bildende Kunst trifft: Das gebe es mit dem Museum Quadrat einen wunderbaren Ort gemeinsamen Austauschs. Ideen scheinen bei Martina Schilling-Graef keine Mangelware. Und für deren Umsetzung oder das Schaffen geeigneter Bedingungen hat sie sich schließlich lange und nicht mit wenig Erfolg anderswo eingesetzt.