Bottrop. Dennis Ludwig baut in der Boy drei Demenzwohngemeinschaften. Im März sollen sie fertig sein und das will der Betreiber den Bewohnern bieten.
Eine neue Heimat für Menschen mit Demenz entsteht aktuell an der Klosterstraße in der Boy. Dennis Ludwig baut dort drei Wohngemeinschaften für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, auf. Bisher gibt es solche Alternativen zur stationären Unterbringung in Alten- und Pflegeheimen in Bottrop nur vereinzelt, unter anderem bietet die Diakonie so eine Wohnform an.
Das Gebäude auf einem Teilgrundstück, das früher einmal zur Kirche St. Johannes gehörte, steht schon längst. Im März sollen die Bewohner einziehen, noch sind Maler, Trockenbauer und Fliesenleger am Werk. Doch auf den einzelnen Etagen lässt sich schon gut die Raumaufteilung erkennen.
In den großen Gemeinschaftsräumen soll sich später das Leben abspielen
Es gibt einen großen gemeinsamen Wohnraum, dazu eine Wohnküche. „Hier spielt sich dann später das Leben ab“, sagt Dennis Ludwig. Die Räume sind Treffpunkt, hier finden gemeinsame Aktivitäten statt und hier wird auch gemeinsam gekocht. Denn das ist Teil des Konzepts, das Dennis Ludwig mit seinem Unternehmen ANW-ALTER-nativ Wohnen schon an bald 20 Standorten im Ruhrgebiet und im Rheinland umgesetzt hat.
In Bottrop leben künftig acht Menschen in einer WG zusammen. Dort werden sie von einem festen Team betreut. Auch darauf legt Ludwig Wert. Die Kräfte würden nicht zwischen den einzelnen WGs wechseln sondern es gebe feste Zuständigkeiten, die Bewohner sollen sich nicht ständig an wechselnde Gesichter gewöhnen müssen. Eine solche Verlässlichkeit sei für die Bewohner wichtig, weiß Ludwig. Tagsüber rechnet er mit anderthalb bis zwei Kräften pro Wohngemeinschaft, nachts mit einer pro WG.
Ein Therapiehund soll auch eingesetzt werden
Zusätzlich arbeite man auch mit einem Therapiehund und selbst beim Lichtsystem orientiere man sich an aktuellen wissenschaftlichen Standards, um die Lichttemperatur zu steuern und so Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner zu nehmen.
Vom Wohnungseingang geht es entweder rechtsrum in den großen Gemeinschaftsbereich oder links herum zu den Zimmern der Bewohner. Die sind untergebracht in Einzelzimmern, teilen sich jedoch ein Bad. Ganz bewusst habe man da den Zugang vom Flur aus geschaffen, sagt Ludwig.
Bewohner können Zimmer und Gemeinschaftsräume mit eigenen Möbeln bestücken
Die Alternativlösung – ein Bad mit zwei Eingängen begehbar von beiden Zimmern aus – habe man aus zwei Gründen verworfen. Zum einen wolle man unschöne Begegnungen vermeiden, zum anderen habe das Personal die Situation so besser im Blick.
Die Zimmer können die Bewohner individuell mit eigenen Möbeln bestücken. Das gelte übrigens auch für die Gemeinschaftsbereiche, sagt Dennis Ludwig. „Jeder soll was mitbringen, diese persönlichen Dinge sind wichtig.“ Zumal die meisten Menschen erfahrungsgemäß nur dann einzögen, wenn es zu Hause allein nicht mehr funktioniere. Da sei es umso wichtiger, persönliche Dinge und Erinnerungsstücke mitzubringen.
Schon rund 15 Interessenten für die 24 Plätze in Bottrop
Ludwig erinnert sich an einen Fall aus einer seiner anderen WGs. Eine Bewohnerin habe Zeit ihres Lebens getöpfert und habe am Ende alle ihre Werke mitgebracht. „Da hatten wir dann jede Menge Keramik, aber es hat funktioniert.“
Für die 24 Plätze, die Ludwig in der Boy anbietet, gebe es schon rund 15 Interessenten, dabei habe man überhaupt noch nicht offensiv geworben, sagt der WG-Betreiber. Denn wie an fast allen Baustellen haben auch hier Corona und die Folgen für Verzögerungen gesorgt. „Eigentlich wollten wir schon im November starten“, sagt Ludwig. Aber Lieferengpässe, Krankheits- oder Quarantänefälle hätten den Zeitplan gekippt.
Gemeinsame Aktionen mit dem benachbarten Kindergarten St. Johannes
Nun also der Start im März. Eigentlich plane man auch an jedem neuen Standort einen Tag der offenen Tür für Interessenten, Angehörige und Nachbarn, um sich und das Projekt vorzustellen. Inwieweit das in der Boy klappt, könne angesichts der Corona-Entwicklung jedoch niemand sagen. Dennis Ludwig ist skeptisch.
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Immerhin zu einem Nachbarn habe man bereits Kontakte geknüpft – zur Kita St. Johannes. „Wir planen da auch gemeinsame Aktionen“, sagt Dennis Ludwig. Selbstverständlich erst dann, wenn Corona es zulassen. Aber von anderen Standorten wisse man, dass Kinder und Senioren gut miteinander auskämen. Ein Loch im Zaun, der die beiden Grundstücke trennt, ist ein erstes Indiz dafür. Hier werde man ein Hochbeet aufbauen. Das könne dann von beiden Seiten aus gepflegt werden.
Zentraler Standort in Bottrop-Boy bietet viele Vorteile
Den Standort in der Boy habe man bewusst ausgesucht. Das Gebäude, in dem die drei WGs untergebracht sind liegt abseits der Straße in zweiter Reihe, davor entsteht aktuell eine Reihe mit Mehrfamilienhäusern. Dazu kommen kurze Wege zum Supermarkt und zum Nahversorgungsgebiet an der Johannesstraße, so dass man mit fitten Bewohnern auch hier unterwegs sein könne.
Doch was unterscheidet eine Demenz-WG nun von klassischen Pflegeheimen, die ja oftmals auch nach dem Prinzip der Wohngruppen arbeiten? Zunächst einmal hätten in einer solchen WG eben alle Bewohner dieselbe Diagnose, sagt Ludwig. Außerdem könnten sich Angehörige stärker mit einbringen, es sei auch ein entsprechender Beirat geplant. Sie könnten auch gern Angebote wie Musik oder Basteln machen, ganz wie es ihnen möglich sei. Außerdem werde hier in jeder WG frisch gekocht und die Bewohner beteiligten sich daran.
Ansprechpartner
Die ANW-Wohnen betreibt zahlreiche Demenz-WGs in der Region. Sie arbeitet dabei mit Partnern und Investoren zusammen, die die entsprechenden Häuser bauen, so auch in Bottrop. Die ANW ist dann als langfristiger Mieter und Betreiber an Bord. Weitere Informationen zu ANW, den Standorten und Ansprechpartner für Interessenten gibt es im Internet unter ANW-wohnen.de oder aber unter 0209-1775570.