Bottrop. . Um den speziellen Bedürfnissen von Demenzerkrankten während eines Krankenhausaufenthaltes gerecht zu werden, führt Frank Krüger schon im Vorfeld Gespräche mit Angehörigen.
Immer mehr Patienten, die mit Beschwerden ins Krankenhaus kommen, leiden auch an einer Demenz. „15 bis 20 Prozent der Patienten in einem Krankenhaus sind betroffen“, sagt Frank Krüger, pflegerische Bereichsleitung der Inneren Medizin am Marienhospital. Im Bereich der Geriatrie, der Altersmedizin, seien es gar bis zu 50 Prozent. Als Demenzexperte kümmert sich der 54-Jährige darum, dass die speziellen Bedürfnisse dieser Patienten, die auf die ungewohnte Krankenhaussituation oft mit Unverständnis, Angst und Stress reagieren, berücksichtigt werden. Dazu führt er Gespräche mit Angehörigen schon im Vorfeld der Aufnahme eines dementen Patienten.
Kurzbiographie wird abgefragt
Einen Fragebogen hat Frank Krüger, der sich ein Jahr lang zum Demenzexperten weitergebildet hat und eine entsprechende Projektgruppe im Haus leitet, dazu entwickelt. Der fragt etwa ab: Reagiert der Patient positiv auf Körperkontakt? Wie gut ist das Sprachverständnis noch? Hat er Rituale, steht er etwa immer erst um 9 Uhr auf? „Wenn wir das wissen, lassen wir das Frühstück so lange liegen“, sagt Krüger. Die Angehörigen dürfen auch Sachen mitbringen, die dem Patienten Sicherheit geben. Eine Schalke-Fahne etwa für einen Fan. Notiert wird auch, was dem Demenzerkrankten Angst macht, wann er typischerweise Abwehrverhalten zeigt. Die ausgefüllten Bögen kommen in die Patientenakte – und das Pflegepersonal kann sich dank der Vorkenntnisse besser auf den Patienten einstellen. Konflikte werden im Vorfeld vermieden. „Das verbessert auch die Kommunikation zwischen Angehörigen und Pflegenden“, so Krüger, der mit seinen Maßnahmen im Bereich der Geriatrie begonnen hat, in der ältere Patienten für die Rückkehr ins eigene Zuhause mobilisiert werden.
Heller Aufenthaltsraum
Neben speziellen Betten gibt es dort einen hellen Aufenthaltsraum, in dem zusammen gegessen wird. „Das Gemeinsame motiviert zur Nahrungsaufnahme und lässt die Patienten am Leben teilnehmen“, so Krüger. Zudem gibt es hier an drei Tagen in der Woche eine Alltagsbegleitung. „Dazu gehören Gedächtnisspiele, mittwochs werden Waffeln gebacken“, so Krüger. Donnerstags wird zur Gitarre gesungen. „Es ist beeindruckend zu sehen, dass jemand, der sonst apathisch da sitzt, plötzlich alle Strophen mitsingt.“ Oft seien gerade einfache Mittel besonders wirkungsvoll. Wie die selbstklebende Folie, die mit individuellen Symbolen bemalt etwa an der Zimmertür angebracht wird, damit der Patient sich zurechtfindet. Im nächsten Schritt will der Experte Untersuchungen für die dementen Patienten möglichst stressfrei gestalten: „So wird eine Magenspiegelung etwa zu einer festen Uhrzeit und mit Begleitung eines Angehörigen geplant.“
Das Marienhospital macht auch seit Anfang 2014 mit bei einem entsprechenden Workshop-Programm des Gesundheitsministeriums NRW. Es zeige sich: „In diesem Bereich sind alle erst am Anfang.“