. Seit Oktober leben zwölf Menschen in der Demenz-Wohngemeinschaft der Diakonie zusammen. Im Januar wird die zweite Etage bezogen.

  • In Bottrop ist im Oktober die erste Demenz-Wohngemeinschaft bezogen worden
  • Zwölf Senioren leben hier wie in einer Familie unter einem Dach zusammen
  • Im Januar eröffnet die Diakonie innenstadtnah eine zweite Demenz-WG

„Es ist alles wunderbar hier“, schwärmt Marlies Quaschny. „Die etwas Jüngeren können sich um die etwas Älteren kümmern. Wir machen Spaziergänge zusammen und passen aufeinander auf. Ich bin richtig froh“, erzählt die 72-Jährige strahlend. Und wenn man sie so reden hört, kann man glatt vergessen, dass sie nicht etwa als ehrenamtliche Helferin in der neuen Demenz-Wohngemeinschaft (WG) der Diakonie ein und aus geht, sondern dass sie dort wohnt.

Glücksfall für die Familie

„Das war ein Glücksfall für uns“, stellt ihr Schwiegersohn Christian Liersch fest. Denn bisher hat Marlies Quaschny noch in ihrer eigenen Wohnung gelebt und die Tagespflege besucht. Aber das Alleineleben wurde auf Grund der dementiellen Veränderung der Seniorin immer schwieriger, die Familie musste sich mehr und mehr kümmern, die Angst um die Mutter saß ständig im Nacken. „Das nimmt einem die Sorgen“, freut sich Christian Liersch über den Platz in der WG für seine Schwiegermutter.

Ins Pflegeheim wollten seine Frau und er die fitte und lebhafte 72-Jährige auf keinen Fall geben. „Das hier ist doch viel menschenwürdiger“, sagt Liersch und blickt sich um in dem hellen, großen Gemeinschaftsraum mit Blick in den Innenhof. Der Raum ist das Herzstück der Etage, liegt genau in der Mitte der WG, von allen Zimmern aus über die als acht angelegten Flure zu erreichen. Hier kommen die zwölf Bewohner wie in einer großen Familie zusammen, hier wird zusammen gegessen, nebenan in der offenen Küche gekocht. Alle können mithelfen.

16-köpfiges Betreuungsteam

„Brauchen Sie mich noch?“, fragt Marlies Quaschny höflich und eilt zurück ans Bügelbrett, wo noch ein Korb Wäsche auf sie wartet. Im Oktober sind die Bewohner in die erste Bottroper Demenz-WG eingezogen, alle haben eigene Zimmer und Bäder. Im zweiten Stock startet im Januar die zweite WG mit zwölf Plätzen, noch sind nicht alle vergeben.

Geleitet wird die Einrichtung von Stefanie Orgzall. Ihr 16-köpfiges Team aus Betreuungskräften, Altersbegleitern, Pflegehelfern für die Nacht und Hauswirtschaftskräften kümmert sich rund um die Uhr um die Bewohner, die individuell auch Pflegedienste haben.

Eine teure Angelegenheit? „Nicht teurer als ein Platz im Pflegeheim“, versichert die Hausleiterin und je nach Pflegegrad unterstützt von der Pflegekasse. Das aber sei mit sehr viel „Rennerei“ verbunden, kritisiert Christian Liersch die Pflegekasse. „Das ist einfach nicht in Ordnung.“ Weil die Demenz-WG etwas neues ist, lehnen viele Krankenkassen die Anträge erst einmal ab. Eine Erfahrung, die Bewohner in Bottrop mit denen anderer Kommunen teilen, sagt Stefanie Orgzall. Nach einem Widerspruch werde dann gezahlt.

Unterhaltspflichtige Angehörige können ihre Leistungen in der Demenz-WG im übrigen auch „in Naturalien“ einbringen, mal für alle grillen, Feste vorbereiten oder mit den Bewohnern spazieren gehen. „Wir sind hier wie eine große Familie“, schwärmt die Leiterin Stefanie Orgzall, die langjährige Erfahrung in der Pflege hat. „So eine WG war immer schon mein Traum.“