Bottrop. Eine Bottroper Eigentümerin hat die Schnauze voll. Ihre Beobachtung an der Bothenstraße: Protzautos, Drogendeals und vollgemüllte Container.

Die Sackgasse der Bothenstraße wird zum Problemfall. „Ein Schandfleck!“, „Eine Katastrophe!“ Das sagt eine WAZ-Leserin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Als Eigentümerin von Wohnungen in der Bothenstraße ärgert sie sich über die dortigen Zustände. Es geht nicht nur um Müll, der achtlos weggeworfen wird. Dort sollen auch Drogengeschäfte abgewickelt werden.

Aktuell lässt sie eine Wohnung nahe der Sackgasse renovieren. „Wenn Sie jeden Tag aus dem Fenster schauen, Sie glauben nicht, was Sie da zu sehen bekommen“, sagt sie im Gespräch. Sie erzählt von „dicken Autos“, die in die Sackgasse fahren und eigentlich nicht zum Image dieses schmuddeligen Hinterhofs passen. Sie habe gesehen, wie im Erdgeschoss ein Fenster aufgeht und „offensichtlich Ware gegen Geld getauscht wird“. Anschließend fuhr das Auto wieder davon.

Bottrops Stadtsprecher: „Die Gesamtsituation ist problematisch.“

Unbekannte würden regelmäßig in der Ecke einer Hofeinfahrt stehen, sich umschauen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht beobachtet werden. „Warum stehen die Typen in einer Ecke hinterm Haus“, fragt sie. „Was machen die da?“ Nach ein paar Minuten verlassen sie wieder die Sackgasse. Vor allem ein Haus ist ihr ein Dorn im Auge.

Gemeint ist das Gebäude, das sich am Kopf der Sackgasse befindet und von der Anschrift her zur Hochstraße gehört. Die Stadt hat vor fünf Jahren den Durchgang zur Bothenstraße mit einer Mauer versperrt. Anwohner und Geschäftsleute der Hochstraße hatten sich beschwert. In dem Bereich habe sich eine Drogenszene gebildet. Auf offener Straße soll gedealt worden sein, Süchtige hätten Mitarbeiter umliegender Geschäfte bedroht.

Wenn die Container an der Sackgasse der Bothenstraße voll sind, wird der Müll in Tüten notfalls daneben gelegt. Auch die Mülltrennung wird nicht zwingend umgesetzt. Hier paart sich Rest- mit Hausmüll sowie Pappe und Papier.
Wenn die Container an der Sackgasse der Bothenstraße voll sind, wird der Müll in Tüten notfalls daneben gelegt. Auch die Mülltrennung wird nicht zwingend umgesetzt. Hier paart sich Rest- mit Hausmüll sowie Pappe und Papier. © Unbekannt | Privat

„Ich finde nicht, dass sich die Situation verbessert hat. Es hat sich nichts verändert.“ Stadtsprecher Andreas Pläsken dazu: „Wir haben die Situation vor Ort nie von unserem Radar verloren.“ Er sagt aber auch: „Die Gesamtsituation ist problematisch.“ Der neue Eigentümer des Hauses habe viel versprochen, davon sei nach Auffassung der Stadtverwaltung nicht allzu viel eingehalten worden. „Wenn wir anders könnten, würden wir auch anders vorgehen“, sagt der Stadtsprecher. Ein bekanntes Problem, das in ähnlichen Fällen andernorts auch auftritt: Wenn private Eigentümer sich nicht engagieren wollen, stoßen Verwaltung und Politik an ihre Grenzen des Handelns.

Der Restmüll wird in der Papiertonne entsorgt

Der jüngste Vorfall in der Sackgasse: Zwei große Papiercontainer sind restlos überfüllt worden. Das hat die Leserin mit Fotos dokumentiert. Dort, wo nur Pappe und Papier entsorgt werden dürfen, tummelt sich alles, was nicht hinein gehört. „Diese Container sind falsch befüllt und total überfüllt“, schimpft die Bottroperin. Sie habe ein Kinderfahrrad, einen Computerdrucker und anderen Restmüll in der blauen Tonne entdeckt.

Die Best hat die überfüllten Container in der Sackgasse stehen gelassen. Zum Ärger von so manchem Anwohner der Bothenstraße. „Den Müll kann man nicht in die Papierverwertung geben“, erklärt Ralf Elsner, Verkehrsleiter bei der Best. Also bleiben die Container zurück. Vereinfacht gesagt: Wer den Müll nicht richtig sortieren kann, hat Pech gehabt.

Bottroper WAZ-Leserin: „Der Müll ist ein Eldorado für Ratten“

Die Sackgasse ist für die Best aus den vergangenen Jahren ohnehin nicht unbekannt. Früher sei es laut Elsner noch schlimmer gewesen. Anwohner hätten den (Sperr-) Müll aus den Fenstern auf die Straße geworfen. Von ordentlicher Sortierung fehlte jede Spur. Stattdessen sollen die Gegenstände kreuz und quer auf der Straße und auf dem Bürgersteig gelegen haben. Wieder zum optischen Leidwesen der Nachbarn aus der Bothenstraße. Offensichtlich hat die Best in solchen Fällen häufig ein Auge zugedrückt. „Aus Kulanz“, wie Elsner sagt, ist der Müll trotz Unordentlichkeit mitgenommen worden.

Eine ungemütliche Ecke des Hinterhofs in der Sackgasse der Bothenstraße. Broschüren der Best und Werbeflyer stecken in überfüllten Briefkästen oder liegen verstreut herum.
Eine ungemütliche Ecke des Hinterhofs in der Sackgasse der Bothenstraße. Broschüren der Best und Werbeflyer stecken in überfüllten Briefkästen oder liegen verstreut herum. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

In dem jüngsten Fall wurde nach Aussage der WAZ-Leserin der Müll, auch Tüten mit Lebensmitteln, wegen der Überfüllung achtlos neben die Container gestellt. „Was sind das für Menschen, die ihr eigenes Wohnumfeld so derartig vermüllen“, ärgert sie sich. Anwohner der Bothenstraße sind, wie sie weiß, darüber sehr verärgert. „Das Zeug gammelt vor sich hin. Ein Eldorado für Ratten.“

Polizei und KOD sollen für Sicherheit sorgen

Erschwerend kommt hinzu, dass sich vonseiten des Entsorgungsbetriebs vor Ort die Inhaber des Mülls nicht eindeutig zuordnen lassen. Fakt ist: Laut Best muss derjenige, dem die Tonnen zur Verfügung gestellt werden, dafür Sorge tragen, dass der Müll auf die richtigen Tonnen verteilt wird. Oder alternativ rückt die Best an und lässt die blaue Tonne als Restmüll leeren, diese Sonderleerung ist aber kostenpflichtig für den Tonnenbesitzer.

Polizei: Notruf 110 wählen

Nicht nur der ZOB und der Ehrenpark mit Schwerpunktaktionen sondern auch die entsprechenden Seitenstraßen stehen regelmäßig im Fokus der Polizei. Das erklärte Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Dazu zählt auch die Bothenstraße. Sein eindringlicher Appell an die Anwohner: Wenn jemand eine Beobachtung macht, zum Beispiel ein verdächtiges Fahrzeug oder eine verdächtige Person, soll sofort der Notruf 110 gewählt werden. Die Polizei ist auf Hinweise und Informationen der Anwohner angewiesen und geht diesen auch nach. Die Notiz des Autokennzeichens und eine Täterbeschreibung können der Polizei ebenfalls helfen und sollen unter 110 angegeben werden. Bei möglichen Drogendelikten muss die Polizei und nicht der Kommunale Ordnungsdienst verständigt werden.

Mittlerweile sind die blauen Container geleert worden. Dennoch befürchtet die Leserin, dass die Container demnächst wieder falsch befüllt und überfüllt sein werden. In Bezug auf mehr Sicherheit würde sie sich eine stärkere Präsenz und mehr Kontrollen durch die Polizei und den Kommunalen Ordnungsdienst in diesen Bereichen wünschen.