Bottrop. Die Corona-Lage verschärft sich auch in Bottrop, die Inzidenz steigt rasant. Wer steckt sich aktuell an, wie ist die Lage in den Krankenhäusern?
Binnen weniger Tage hat sich die Sieben-Tages-Inzidenz in Bottrop deutlich erhöht und am Sonntag sogar die 150er-Marke wieder überschritten. So einen negativen Aufschwung hatte es bereits Ende August gegeben, die Infektionen gingen im Spätsommer, wenige Wochen nach Ende der Sommerferien, vor allem auf Reiserückkehrer zurück, breiteten sich zum Großteil unter Kindern und Jugendlichen aus. Und jetzt? Sind wieder vor allem die Jüngsten betroffen.
Seit mehr als einer Woche bewegt sich die Inzidenz bei den Zehn- bis 19-Jährigen zwischen 300 und 400. Rund 40 Bottroperinnen und Bottroper dieser Altersgruppe haben sich in den vergangenen sieben Tagen angesteckt. Auch bei den 30- bis 49-Jährigen gibt es viele Infektionen.
Corona in Bottrop: Viele Schülerinnen und Schüler betroffen
„Es geht weiterhin quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen“, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Aber während sich Mitte Oktober, also während der Herbstferien, die Infektionslage bei den Jüngeren entspannt hatte, sind nun auch wieder zahlreiche Schülerinnen und Schüler betroffen. Vergangene Woche waren fünf Bottroper Schulen mit vier bis zehn Fällen betroffen.
Den Anteil der Impfdurchbrüche an den Infektionen kann die Stadt nicht prozentual beziffern. „Der Eindruck ist aber eindeutig: Zumeist sind nicht Geimpfte betroffen“, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken.
Aktuell werden die Booster-Impfungen vorangetrieben: Die Pflegeeinrichtungen sind bereits durch mit ihren Drittimpfungen, bei den mobilen Impfaktionen der Stadt entfallen rund zwei Drittel der Spritzen auf Booster. Um mehr Kapazitäten zu schaffen, eröffnet am Montag eine stationäre Impfstelle in der Dieter-Renz-Halle.
Bottroper Krankenhäuser: Schwere Verläufe treffen die Ungeimpften
Denn auch wenn es regelmäßig zu Impfdurchbrüchen kommt: Von schweren Verläufen betroffen sind vor allem die Ungeimpften, wie der Einblick der Krankenhäuser zeigt. „Die meisten Patienten sind ungeimpft oder ältere Patienten mit Begleiterkrankungen, die zweimal geimpft worden sind“, sagt Dr. Guido Trenn, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Knappschaftskrankenhaus.
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Aktuell werden dort sechs Covid-Patienten behandelt, derzeit keiner von ihnen intensivmedizinisch. Laut Stephan Morrosch, leitender Oberarzt der Intensivstation, seien in den vergangenen Tagen jedoch immer wieder Covid-Intensiv-Patienten behandelt worden und zum Teil auch verstorben. Er rechnet fest damit, zeitnah wieder Intensiv-Patienten aufnehmen zu müssen.
Marienhospital: „Wir sehen die Entwicklung der Infektionszahlen mit großer Sorge“
Auch Dr. Markus Peuckert, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Marienhospital, warnt vor einer Zuspitzung der Lage. „Wir sehen die Entwicklung der Infektionszahlen mit großer Sorge“, so Dr. Peuckert. Derzeit sei die Situation noch ohne Probleme zu handhaben. „Wir wissen aber auch, dass die schweren Verläufe erst ein bis zwei Wochen nach Infektion auftreten und die Aufnahmezahlen dann ansteigen.“
Impfungen in Bottrop
Seit Beginn der Corona-Impfungen gehört Bottrop zu den Städten in Nordrhein-Westfalen, die die höchsten Impfquoten verzeichnen. Rund 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind vollständig geimpft, rechnet man nur mit den über 18-Jährigen, geht die Quote Richtung 90 Prozent. Auch bei den Booster-Impfungen rangiert Bottrop unter den Top-Städten. Ab sofort öffnet montags von 9 bis 16 Uhr die stationäre Impfstelle in der Dieter-Renz-Halle.
Eine Impfung verhindert keine Infektion, mindert aber deutlich das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Stadtsprecher Andreas Pläsken appelliert auch an die Geimpften, „nicht ihre Sorglosigkeit weiter zu etablieren“, weil ihnen vermeintlich nichts passieren kann. „Das ist eben falsch.“
Derzeit werden zwei Patienten auf der Normalstation und zwei auf der Intensivstation des Marienhospitals mit Covid-19 behandelt. Mit Blick auf die vergangenen Wochen sagt Markus Peuckert, dass die Patienten, die stationär behandelt werden müssen, ungeimpft sind. „Nur drei Patienten mussten trotz Impfung stationär wegen Covid behandelt werden, diese hatten jedoch weitere sehr schwere Erkrankungen.“
Jüngste Covid-Patientin im Krankenhaus war 22, die älteste 106
Infizierte, die mit Sauerstoff auf der Normalstation behandelt werden, blieben in der Regel ein bis zwei Wochen. Bei den Intensivpatienten sei die Behandlungsdauer im Krankenhaus deutlich länger. Kinder seien bislang nicht dabei.
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„Die jüngste Patientin auf unserer Intensivstation war bisher 22, die älteste war 106 Jahre alt“, so Dr. Peuckert. Beide hätten das Marienhospital wohlbehalten wieder verlassen. „Aber leider sind auch viele Patienten gestorben, darunter auch Menschen unter 50 ohne Vorerkrankungen.“