Bottrop. Der Blick auf die Bottroper Bezirke verrät, wo Stärken und Schwächen der Parteien liegen – und was es mit der Tierschutzpartei auf sich hat.
Die SPD ist in Bottrop die Gewinnerin der Wahl. Sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen verzeichneten die Sozialdemokraten am Sonntag große Zuwächse. Selbst in Kirchhellen – traditionell die Bottroper CDU-Hochburg – gelang es der SPD Nadelstiche zu setzen. Zwar bleibt das Dorf bei den Zweitstimmen schwarz, bei den Erststimmen jedoch fiel zumindest Grafenwald an den SPD-Mann Michael Gerdes.
Und auch im restlichen Kirchhellen war der Vorsprung für CDU-Kandidat Sven Volmering wesentlich kleiner als bei der letzten Wahl. Errang er bei der Wahl 2017 in Kirchhellen noch 47,2 Prozent der Stimmen und Gerdes lediglich 28,6, so entfielen diesmal 36,8 Prozent der Stimmen auf den CDU-Kandidaten und 31,9 auf den SPD-Mann. Die übrigen Stadtbezirke Mitte und Süd waren auch diesmal – wie vor vier Jahren – eine sichere Bank für die SPD.
Die Grünen konnten ihren Stimmenanteil in Bottrop-Mitte verdoppeln
Die SPD konnte in Mitte rund 3,5 Prozent hinzugewinnen, die CDU stürzte ab von 29,3 Prozent im Jahr 2017 auf jetzt nur noch 22,35 Prozent der Stimmen. Profitiert von diesen Verlusten haben augenscheinlich vor allem die Grünen, die ihren Stimmenanteil im Stadtbezirk Mitte auf 10,8 Prozent verdoppeln konnten.
Bitter für die CDU ist auch der Blick in den Bottroper Süden. Hier rutschte die Union bei den Erststimmen unter 18 Prozent – von 21,8 Prozent im Jahr 2017. Profiteur sind auch hier die Grünen, die ihren Stimmenanteil im Süden ebenfalls verdoppeln konnten. Und war der Süden im Jahr 2017 noch die Hochburg der AfD so musste die Partei hier in diesem Jahr ebenfalls Federn lassen, verlor fast drei Prozent.
Auch bei den Zweitstimmen ist die CDU in Bottrop die große Verliererin
Nicht viel anders sieht es aus beim Blick auf die Zweitstimmen in den Stadtbezirken. Auch hier gehört die Union durchweg zu den Verlierern. Auffällig ist das SPD-Ergebnis in Kirchhellen. Hier steigerten die Genossen ihren Zweitstimmenanteil von 23,4 Prozent auf jetzt 31,9. Auch die Grünen konnten ihren Zweitstimmenanteil in Kirchhellen verdoppeln. Neben der CDU erlitten hier auch FDP und AfD höhere Verluste.
Es lohnt aber auch ein Blick auf die Ratswahlbezirke und hier insbesondere auf die Zweitstimmen. Hier zeigen sich die Veränderungen ganz gut. 2017 war es der CDU gelungen, auch in Alt-Bottrop einzelne Ratsbezirke zu gewinnen. So gewann sie die Wahlbezirke Eigen-Stadtwald, Altstadt-West und Mitte-Ost.
In den Wahlbezirken der Innenstadt liegen diesmal die Hochburgen der Grünen
Davon ist die Union in diesem Jahr weit entfernt. In Stadtwald etwa errang die SPD 42,2 Prozent der Zweitstimmen gegen 26,7 Prozent für die CDU. Auch in den anderen beiden Bezirken entfielen diesmal über 40 Prozent auf die SPD. Während also Alt-Bottrop bei den Zweitstimmen fest in SPD-Hand ist, gelang es den Genossen zusätzlich, auch in Kirchhellen zu punkten und auch bei den Zweitstimmen Grafenwald zu erobern.
Großer Profiteur der CDU-Schlappe in Altstadt-West und Mitte-West sind die Grünen, die hier im Innenstadtbereich ihre besten Ergebnisse erzielen. In der Altstadt haben 16,4 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen bei den Grünen gemacht, in Mitte 15,5. Damit haben die Grünen hier ihre Stimmen ebenfalls verdoppelt, allerdings ist der Vergleich an dieser Stelle etwas schwierig, weil hier die Ratswahlbezirke zwischen 2017 und 2021 neu zugeschnitten wurden.
Tierschutzpartei wird siebtstärkste Kraft in Bottrop und hängt Ratsparteien ab
Der Blick auf die Ergebnisse der Ratswahlbezirke zeigt zusätzlich, dass die AfD zwar verloren hat, ihre Basis aber weiterhin im Süden liegt. Am stärksten schnitten die Rechtspopulisten erneut im Wahlbezirk Ebel/Welheimer Mark ab. Hier erreichten sie 15,7 Prozent der Zweitstimmen. Allerdings mussten sie hier im Vergleich zur Wahl 2017 Verluste von fast vier Prozent in Kauf nehmen. Ironischerweise dürften davon vor allem die Grünen profitiert haben, sie konnten auch hier ihren Stimmenanteil fast verdoppeln.
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Ein weiterer Profiteur in diesem Wahlbezirk: Die Tierschutzpartei kam hier auf drei Prozent. Beim Gesamtergebnis der Zweitstimmen in Bottrop kam die Tierschutzpartei auf 1,7 Prozent und ist damit siebtstärkste Kraft in Bottrop – noch vor den beiden Ratsparteien ÖDP (0,24 Prozent) und DKP (0,29 Prozent).
Die Wahlbeteiligung in den Stadtbezirken
Die Wahlbeteiligung in Bottrop ist bei dieser Bundestagswahl minimal gesunken. Gaben 2017 noch 75,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, so waren es in diesem Jahr 74,3 Prozent. Am höchsten war die Wahlbeteiligung im Bezirk Kirchhellen. Hier haben 83,8 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt und damit sogar 0,5 Prozent mehr als im Jahr 2017. In Bottrop-Mitte lag die Wahlbeteiligung bei 75,4 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte niedriger als 2017. In Bottrop-Süd sank die Wahlbeteiligung von 70,1 auf diesmal 68,8 Prozent.