Bottrop. Das Ergebnis der Bundestagswahl lässt viele Koalitionsfragen offen. In Bottrop haben die Parteien klare Präferenzen. Die Reaktionen auf die Wahl.

Bei der Bottroper SPD sieht man ganz klar den Regierungsauftrag aufseiten von Olaf Scholz. Diese Einschätzung hat sich nach der ersten Prognose den Abend über verdichtet. Allerdings fürchten die Genossinnen und Genossen schwierige Koalitionsverhandlungen – zumal die Option Rot-Rot-Grün durch das schlechte Abschneiden der Linkspartei wohl vom Tisch ist.

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Die SPD freut sich: Direktkandidat Michael Gerdes (rechts) hat das Direktmandat gewonnen. In Bottrop und Gladbeck liegt er deutlich vorne.
Von Kai Süselbeck, Matthias Düngelhoff und Linda Heinrichkeit

Nun gehe es darum zu schauen, welche Kröten man in Verhandlungen schlucken müsse, sagt der Landtagsabgeordnete Thomas Göddertz. Doch die sozialdemokratische Handschrift müsse erkennbar sein. Auch die Kreisvorsitzende Sonja Voßbeck freut sich über das Abschneiden ihrer Partei „Es hätte uns keiner mehr zugetraut. Vielleicht ist es etwas ungewohnt jetzt wieder feiern zu können.“ Sie betont, dass der Erfolg nicht nur aus den Fehlern der anderen resultierte. „Wir hatten die richtigen Kandidaten und das richtige Programm.“

Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler wagt am Sonntag keine Prognose

Oberbürgermeister Bernd Tischler wagt am Sonntagabend mit Blick auf das knappe Ergebnis noch keine Prognose, wie die nächste Bundesregierung aussieht. Allerdings gibt es aus seiner Sicht Themen die höchste Priorität hätten. Das seien Klimaschutz und Arbeit. „Und hier haben wir in Bottrop bewiesen, dass das kein Widerspruch sein muss, dass auch Klimaschutz Arbeitsplätze schaffen kann.“ Außerdem müsse sich eine künftige Bundesregierung der Kommunalfinanzen annehmen.

Direktkandidat Michael Gerdes freut sich gemeinsam mit seinen Bottroper Parteifreunden über den SPD-Erfolg.
Direktkandidat Michael Gerdes freut sich gemeinsam mit seinen Bottroper Parteifreunden über den SPD-Erfolg. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bei der CDU haben Kanzlerkandidat Armin Laschet früh die Sprachregelung vorgegeben mit ihrer Forderung nach einer „Zukunftskoalition“ aus Union, Grünen und FPD. Die Bottroper Parteispitze hat diese Vorlage aufgenommen: „Jamaika wäre nach Lage der Dinge jetzt wohl die beste Option“, sagen Kirchhellens CDU-Chef Rainer Hürter und Bottrops Parteichefin Anette Bunse.

Begeisterung bei den Grünen – sowohl übers Bundes- als auch übers Bottroper Ergebnis

Die Bottroper Grünen sind sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis – sowohl in Bottrop als auch auf Bundesebene. „Das ist das stärkste Ergebnis, das wir je hatten“, sagt Parteivorsitzender Joachim Gutsche zum Abschneiden der Grünen im Bundestag. Auch in Bottrop konnten sich die Grünen deutlich verbessern, hatten sie hier doch 2017 lediglich 4,8 Prozent der Stimmen erhalten.

Der Wahlkampf sei schwierig gewesen, weil man sich in einer Rechtfertigungsposition befunden habe. „Angriff ist immer leichter als Verteidigung.“ Sehr zufrieden ist Gutsche mit der Direktkandidatin Kim Wiesweg. Die 24-Jährige sei eine „knallharte Wahlkämpferin“.

Auch FDP-Kreisvorsitzender Andreas Mersch spricht von „einem guten Ergebnis“ für die Liberalen im Bund, die das zweite Mal in Folge zweistellig sind. Die Wähler hätten gezeigt, dass sie liberale Politik wollen, dass sie wollen, dass die FDP mitgestaltet. Mersch sieht die Liberalen klar in der Regierungsbeteiligung. „An eine große Koalition glaube ich nur im absoluten Notfall.“ Er präferiere eine Jamaika-Koalition zusammen mit der Union und den Grünen, aber das Beispiel Rheinland-Pfalz habe gezeigt, dass es auch erfolgreiche Ampel-Koalitionen gebe.

Bottroper AfD ist mit dem Abschneiden nicht zufrieden

Nicht ganz zufrieden ist Patrick Engels. Der AfD-Fraktionsvorsitzende aus Bottrop hatte gehofft, das Ergebnis von 2017 halten zu können. Damals bekam die AfD 12,6 Prozent der Stimmen. Nun ist sie nur noch knapp zweistellig, in Bottrop ist sie nun unter zehn Prozent gesunken. 2017 war die AfD hier sogar drittstärkste Kraft gewesen. „Es war zu befürchten, dass wir schlechter abschneiden", sagt Engels. Vor allem die internen Querelen hätten dazu geführt, wobei diese seiner Meinung nach aufgebauscht worden seien.