Bottrop. Damit die Bottroper Boye sauber wird, muss unbedingt ein großes Filterbecken gebaut werden. Die Naturschützer sorgen sich um viele kleine Tiere.

Damit die Boye in Zukunft wieder ein natürlicher Fluss mit sauberem Wasser bleiben kann, muss die Emschergenossenschaft in Bottrop ein großes Bodenfilterbecken bauen. Es wird im Pelkumer Feld an der Boye in der Nähe der Straße „Im Gewerbepark“ liegen. Für den Bau des Bodenfilters muss allerdings nicht nur ein ökologisch wertvoller Pappelforst geopfert werden, es wird außerdem immer wieder zu empfindlichen Eingriffen in die Natur kommen. Denn die Emschergenossenschaft muss den Bodenfilter alle zehn bis 15 Jahre austauschen, wie Projektleiterin Renate Gottwald klar machte.

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Dennoch machte der Bottroper Naturschutzbeirat jetzt den Weg für den Bau frei. Denn ohne das Bodenfilterbecken wäre die ökologisch weitaus wertvollere Renaturierung der Boye kaum möglich. Die Arbeiten an der Erneuerung des Wasserlaufes, der inzwischen zum Teil auch durch ein neu gebautes Bett fließt, seien weit fortgeschritten, erläuterte Ina Olejniczak. Früher war die Boye in eine offene Rinne aus Betonschalen gezwängt durch die Schmutzwasser in die Emscher abgeleitet wurde. Inzwischen führt der Fluss wieder sauberes Wasser, weil das Abwasser durch neu gebaute unterirdische Kanäle abfließt.

Bottroper Naturschützer kämpfen lange für Verbesserungen

Dass die Boye, die in die Emscher mündet, nach Jahrzehnten keine Schmutzwasserkloake mehr sei, bedeute für die Stadt einen so enormen Fortschritt, dass die Eingriffe in die Natur durch den Bau des Filterbeckens zu verschmerzen seien, machte die Mitarbeiterin des städtischen Ressorts für Umwelt und Grün klar. Das große Becken diene außerdem nicht nur als Filter für sauberes Flusswasser, sondern soll außerdem noch verhindern, dass bei starken Regenfällen die Straße „Im Gewerbepark“ überschwemmt werden könnte.

Die Boye in Bottrop wird zu einem naturnahen Wasserlauf umgebaut. Damit das Wasser künftig sauber bleibt, ist auch der Bau eines neuen Bodenfilterbeckens erforderlich.
Die Boye in Bottrop wird zu einem naturnahen Wasserlauf umgebaut. Damit das Wasser künftig sauber bleibt, ist auch der Bau eines neuen Bodenfilterbeckens erforderlich. © Achim Kubiak

Das sieht der Naturschutzbeirat ebenso, seine Mitglieder rangen während ihrer Sitzung in der Aula Welheim in einer mehr als stundenlangen Diskussion mit Vertretern der Emschergenossenschaft allerdings um eine Reihe von Verbesserungen, die die Störungen der Natur durch den Bau des Bodenfilters verringern oder teils wieder gut machen sollen. „Wir möchten erreichen, dass der Gewinn für die Natur an der Boye so groß wie irgend möglich wird“, erklärte Vorsitzender Hans-Jürgen Fey die prinzipielle Haltung der Naturschützer, die der Emschergenossenschaft daher einige Auflagen machten.

Ohne Bottroper Bodenfilter drohen Umweltschäden für den Fluss

So empfiehlt der Beirat der Genossenschaft, auch künftig Totholz im Umkreis des Bodenfilterbeckens liegen zu lassen. Denn das tote Baumholz hat den Pappelforst, der nun komplett gefällt werden muss, ökologisch aufgewertet, weil es als Lebensraum für viele Tiere wie Vögel und Insekten dient. SPD-Ratsherr Markus Kaufmann setzte sich daher erfolgreich nicht nur dafür ein, möglichst viel Totholz zu erhalten, sondern auch Nistkästen für die in Höhlen brütenden Vögel aufzuhängen. Auf Vorschlag von Werner Gahlen legten die Naturschützer der Emschergenossenschaft außerdem auf, an dem Filterbecken auch Blühflächen für Insekten anzulegen.

Viel mehr trieb die Beiratsmitglieder allerdings um, dass der Bodenfilter alle zehn bis 15 Jahre ausgetauscht werden muss. Sie wiesen darauf hin, dass sich bis dahin ja viele Tiere an dem Filterbecken ansiedeln werden. „Wenn dann die Bagger kommen und das Filtermaterial auskoffern, werden also viele Lebewesen vernichtet“, mahnte Markus Kaufmann und forderte Vorsorge zu treffen. Daher sollen Lebewesen wie etwa Amphibien aufgesammelt und woanders ausgesetzt werden, bevor die Arbeiten beginnen. Den immer wieder vorgetragenen Vorschlag der Naturschützer, den Filteraustausch schrittweise vorzunehmen, wies Projektleiterin Renata Gottwald jedoch zurück. Dann gehe die Filterfunktion verloren und der Umweltschaden wäre für die Boye insgesamt erheblich größer als durch die Arbeiten an dem Becken, warnte sie.