Bottrop. Das Bauknecht-Quartier in Bottrop, die ehemalige RAG-Zentrale, nimmt Formen an. Bis zu 2500 Arbeitsplätze siedeln sich an. Ein Baustellenbesuch.
Komplett eingerüstet ist derzeit das Bauknecht-Quartier an Bottrops Gleiwitzer Platz. Lautstark schuften die Arbeiter, um die Kernsanierung der ehemaligen Zentrale der Ruhrkohle AG voranzutreiben. Bis zu 2500 Arbeitsplätze könnten sich hier ansiedeln. Bereits in wenigen Monaten sollen die ersten Mieter einziehen.
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„Aktuell haben wir knapp 50 Prozent der Fläche vermietet“, sagt Garrit Bauknecht, Vorstand der Bauknecht Immobilien Holding AG, die das Gebäude Anfang 2020 erworben hat. „Für den Rest sind wir in Gespräch, so dass ich optimistisch bin, in wenigen Monaten die komplette Fläche vermietet zu haben.“ 13.000 Quadratmeter groß ist das neue Bauknecht-Quartier; 7000 Quadratmeter erstrecken sich im 1954 gebauten Denkmal mit der roten Klinker-Fassade, 6000 Quadratmeter umfasst der „Neubau“ aus den späten 70er-Jahren.
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Bauknecht-Quartier in Bottrop: Charakteristik der ehemalige RAG-Zentrale erhalten
Zwischen 120 und 280 Quadratmetern groß sind die Räume, die Bauknecht Immobilien bewusst kleinteilig zu modernen Büroflächen umgestaltet. Wer größer mieten will, kann mehrere Flächen zusammenlegen, durch das Versetzen von Leichtbauwänden ließen sich die Räume auch verkleinern.
Während der denkmalgeschützte Altbau seine Charakteristik behält – gerade ist der Klinker neu verfugt worden, bald erfolgt der Anstrich der dazwischenliegenden glatten Fassade –, wird sich der Neubau stark verändern. Die unansehnliche, grüne Wellblechverkleidung weicht glattem, hellen Putz. Die neuen schwarzgerahmten Fenster reichen bis zum Boden.
„Wir haben die Bausubstanz nicht so vorgefunden, wie wir gedacht haben“, sagt Ricardo Boksteen, der die Sanierung mit seinem Bottroper Planungsatelier gestaltet. Nicht ungewöhnlich sei das in alten Gebäuden, in denen der Ist-Zustand oft der dokumentierten Planung abweiche. Da sind dann plötzlich Stahlstreben im Beton verbaut, die nicht vorhersehbar waren.
Erste Mieter sollen Anfang 2022 ins Bauknecht-Quartier einziehen
„Wir haben eine Verzögerung durch die Erkenntnisse, die wir beim Bauen gewonnen haben“, sagt Bauleiter Kai Broddin. „Die kompensieren wir durch mehr Manpower, lassen mehrere Gewerke gleichzeitig arbeiten.“ Ziel ist es, den geplanten Einzug der ersten Mieter in den Neubau Anfang 2022 zu halten, der Altbau soll sich dann ab dem späten Frühling mit Leben füllen.
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Beim Besuch der Baustelle zeigt sich, dass noch vieles getan werden muss. Die mit Bambus gefüllten Kassettendecken des Altbaus liegen offen, die Fenster der oberen Geschosse des Neubaus klaffen noch als leere Löcher in der Fassade. Im Erdgeschoss muss das Fundament mit Kernbohrungen rausgebrochen werden, weil es so massiv ist, dass es sich nicht anders lösen lässt.
Insgesamt sechs Aufzuganlagen entstehen in den beiden miteinander verbundenen Gebäuden, damit jeder Büroabschnitt einen eigenen Zugang hat, einer davon gläsern im Übergang zwischen den Bauten. Erhalten bleibt der denkmalgeschützte Aufzug im Haupteingangsbereich, der umwunden ist von einer Wendeltreppe, die ebenfalls bestehen bleibt.
Doppelstöckiger Parkplatz im Innenhof des Bauknecht-Quartiers
Ein schönes Detail im Altbau: Im ersten Stock, direkt rechts neben eben diesem denkmalgeschützten Treppenhaus, liegt der ehemalige Besprechungsraum der RAG-Vorstände. An der Decke zeichnet sich noch die ovale Form der Beleuchtung ab, angepasst an den großen Konferenztisch und sogar die Wand biegt sich ellipsenhaft.
Pläne für den Gleiwitzer Platz
Im Frühsommer hatte Garrit Bauknecht seine Pläne für den Gleiwitzer Platz präsentiert: Dort sollen 100 unterirdische Parkplätze entstehen, darüber verglaste Pavillons, die Platz für Gastronomie und Handel bieten sollen. Die Dächer sollen mit Bäumen bepflanzt werden. Aktuell befindet sich Bauknecht in der rechtlichen Abstimmung mit der Stadt. Der Gleiwitzer Platz ist im Eigentum der Kommune, über eine Erbbaupacht soll der Bauknecht Immobilien Holding eine langfristige Nutzung gesichert werden.
Unklar ist noch, was mit der ehemaligen Mensa der Ruhrkohle AG passiert, ob sie abgerissen oder ebenfalls als Bürofläche saniert wird. Im daneben liegenden Innenhof entstehen zwei Parkdecks, eines auf der aktuellen Ebene des Innenhofs, eines darüber.