Bottrop. Bei den 16. Bottroper Figurentheatertagen gibt es ab 4. September 24 Stücke für Kinder und Erwachsene. Der Vorverkauf beginnt am 12. August.

Die Figurentheatertage sind seit Jahrzehnten ein Markenzeichen der Stadt und gehören inzwischen zu Bottrop wie die Halden, die Zechenkultur, Orgel.Plus oder Josef Albers im Quadrat. Zwischen dem 4. und 16. September stehen nun 24 Produktionen von Kompanien aus ganz Deutschland auf dem Programm.

Bottroper Figurentheatertage: Von lebensgroßen Figuren bis zu kleinen Handpuppen

Insider wissen: Die Sparte hat längst das heimelige Märchen-Image oder die frechen Kasperlestreiche hinter sich gelassen. Gerade auch im Abendprogramm stehen immer wieder neue Stücke oder ungewöhnliche Adaptionen von Klassikern aus Literatur, Oper und Schauspiel auf dem Programm. Das Spektrum reicht dabei von kleinen Handpuppen bis zu lebensgroßen Figuren. Aber auch da gibt es Moden, wie Maja Brüggemeier und Werner Bartelt-Brüggemeier wissen. Das bewährte künstlerische Leitungsduo, als „Figurentheater Sonstwo“ selbst über Jahrzehnte im Puppengeschäft unterwegs, freut sich daher, dass es in dieser Festivalausgabe drei Stücke für die kleinen Handpuppen gibt. „Denn die werden inzwischen deutlich seltener gespielt, als noch vor einigen Jahren.“

Maja Brüggemeier und Werner Bartelt-Brüggemeier, künstlerische Leitung, stellen das Programm der 16. Bottroper Figurentheatertage im Kulturzentrum vor.
Maja Brüggemeier und Werner Bartelt-Brüggemeier, künstlerische Leitung, stellen das Programm der 16. Bottroper Figurentheatertage im Kulturzentrum vor. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Eine davon ist zum Beispiel die Inszenierung „Fifty Shades of Gretel“ (7. 9.), mit der das Theater Blaues Haus aus Krefeld nun mit einem Erwachsenenstück auf dem Festival gastiert. Das zeigt, dass auch bei Kasper und Gretel eine Beziehung am Ende sein kann, wenn Kasper anfängt, nach Ersatzpuppen zu greifen, Gretel sich auf den Weg in die Unterwelt, ins Pritschenstudio des Teufels, macht und die verängstigte Großmutter sich den vermeintlichen Schutzraum (rechts-)populistischen Wahns flüchtet.

Preisgekrönte Produktion kommt nach Bottrop

Subtiler Horror, Psychoanalyse und das Überschreiten der Wahrnehmungsgrenzen von Tod und Leben sind die Zutaten für Edgar Allan Poe’s Kurzgeschichte „Der Untergang des Hauses Usher“ (14. 9.). Damit gibt es dann auch ein Wiedersehen mit der Bremer Bühne Cipolla. Das Team Sebastian Kautz und Gero John gehört mittlerweile zu den bekannten Größen der Zunft, tritt regelmäßig in Hamburgs Elbphilharmonie auf und wurde zuletzt für die Produktion „Der Untergang des Hauses Usher“ mit dem „Monica-Bleibtreu-Preis“ in der Kategorie „Klassiker“ ausgezeichnet. „Dass wir die beiden wieder nach Bottrop holen konnten, freut uns dabei ganz besonders“, sagt Maja Brüggemeier.

Sie hängen die Kasperlemütze am Nagel: Die Puppenspieler Stella Jabben und Volker Schrills vom Theater Blaues Haus sind mit „Fifty Shades of Gretel“ bei den Bottroper Figurentheatertagen zu Gast.
Sie hängen die Kasperlemütze am Nagel: Die Puppenspieler Stella Jabben und Volker Schrills vom Theater Blaues Haus sind mit „Fifty Shades of Gretel“ bei den Bottroper Figurentheatertagen zu Gast. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Nicht nur für die Zuschauer, auch für viele der engagierten Künstlerinnen und Künstler, bedeuten die Figurentheatertage endlich einen Aufbruch nach der Corona-Pandemie, die fast alle ausgebremst hat. „Wir waren noch nie soviel digital unterwegs, Stücke live anzusehen und zu bewerten, war gar nicht möglich und wir merken nun die erleichterte Resonanz der Kompanien, dass wir hier in Bottrop endlich einen Auftakt wagen, noch bevor die eigentliche Theatersaison wieder beginnt“, so Werner Bartelt-Brüggemeier. Das merkten die Theatermacher sogar in der Stadt beim Verteilen der Flyer und Plakate. „Die Leute wollen, dass endlich auch wieder Kultur stattfindet.“

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Abweichungen vom Üblichen sind nicht nur coronabedingt Fakt. Auch der Open-Air-Auftakt am 4. September des Ensembles PasParTout mit Cock-Tales, der verrückten Hühner-Show mit Live-Musik muss krankheitsbedingt ausfallen. Aber das Team hat würdigen – und sogar coronakompatibelen – Ersatz gefunden für den Aufführungsort an Bottrops Schwarzmarkt: Zwischen 10.30 und 13 Uhr zeigt das Buchfink-Theater neben anderen Produktionen jetzt zusätzlich das „Mikrodrama Komplettschaden – Eine Reise ins Herz des Motorblocks“. Vier Minuten kurz, Satirisches und Tiefgründiges für ein bis drei Zuschauer in Dauerschleife, nicht nur für Auto-Fans.