Bottrop. Die Stadt kommt in Bottrop mit dem Rückschnitt von sprießenden Sträuchern kaum nach. Schon raten Bürger einander: Greift selbst zur Heckenschere.

Die Beschwerden von Bürgern über wucherndes Grün in den Stadtparks, aber vor allem auch entlang von Bürgersteigen und Parkstreifen in Bottrop häufen sich. Die Mitarbeiter der Stadt kennen das schon. Wenn nach dem späten Frühjahr feuchtwarmes Wetter vorherrscht, wachsen nicht nur in den Stadtparks Rasen und Sträucher schneller, auch an Bürgersteigen treiben Büsche aus und wuchert Unkraut. Auch auf der Facebookseite der WAZ-Redaktion weisen Bewohnerinnen und Bewohner - verärgert, teils aber auch verständnisvoll - auf den Wildwuchs hin. Das Personal der Stadt kommt mit der Grünpflege zurzeit aber kaum nach. Eine Reihe von Anwohnern ruft daher schon zur Selbsthilfe auf.

Leser wie Pascal Schulte oder zum Beispiel auch der Gelsenkirchener Stadtsprecher Martin Schulmann raten den Bürgern über Facebook, selbst eine Heckenschere und einen Straßenbesen in die Hand zu nehmen, um dem sprießenden Grün Herr zu werden. Für das Bottroper Grünenflächenamt ist das teils sogar eine Bürgerpflicht. Denn um die Pflege der Bürgersteige müssen sich ja sowieso auch die Anwohnerinnen und Anwohner kümmern. „Vor der eigenen Tür muss das jeder selbst erledigen“, sagt dessen Abteilungsleiter Ulrich Kollath.

Mitarbeiter des Bottroper Grünflächenamtes sind im Dauereinsatz

Die Flächen zwischen den Bürgersteigen und Straßen in Ordnung zu halten, sei aber wiederum Aufgabe der Dienstleister bei der Stadt. Die Mitarbeiter können die wuchernden Pflanzen aber selbst bei größtem Einsatz nur nach und nach zurückschneiden. Zwar sei die Vegetation im April und Mai durch das kühle Wetter zunächst sehr stark zurückgeblieben, dafür treiben die Pflanzen bei der inzwischen feuchtwarmen Witterung um so mehr aus. „Die Zweige an Büschen und Sträuchern wachsen zwanzig, dreißig Zentimeter in die Länge und ragen dann in die Wege hinein“, erklärt Ulrich Kollath.

Nachher: Mitarbeiter haben im Auftrag der Stadt inzwischen die sprießenden Sträucher und Kräuter am oberen Ende der Schützenstraße in Bottrop stark zurückgeschnitten.
Nachher: Mitarbeiter haben im Auftrag der Stadt inzwischen die sprießenden Sträucher und Kräuter am oberen Ende der Schützenstraße in Bottrop stark zurückgeschnitten. © Norbert Jänecke | Norbert Jänecke

Auf den Bottroper Friedhöfen seien die Mitarbeiter des Grünflächenamtes längst im Dauereinsatz und kämen mit dem Säubern und Freischneiden trotzdem kaum nach. Auch bei der Pflege des Straßengrüns helfen seine Teams aus, auch wenn das gar nicht zu ihren Aufgaben gehöre. „Wir kümmern uns ja um die Grünanlagen“, sagt Kollath. Straßen dagegen seien Sache des Tiefbauamtes und der Best. Gerade diese für sie oft undurchschaubare Arbeitsteilung kritisieren die Bürger allerdings auch. Leserin Sandra Mauer macht das am Beispiel zuwuchernder Uferwege klar. „Das Schlimme ist, dass die Stadt sagt: Die Emschergenossenschaft muss es machen“, schreibt sie auf der WAZ-Facebookseite, die Genossenschaft verweise wiederum auf die Stadt.

Bottroper Leser berichten quer durch die Stadt von wucherndem Grün

Grünes Telefon

Anwohner, die auf Probleme bei der Grünpflege hinweisen möchten, können sich direkt an den Fachbereich für Umwelt wenden. Die E-Mail-Adresse lautet: gruenes.telefon@bottrop.de. Zusätzlich steht das Grüne Telefon unter der Telefonnummer: 02041 / 70 50 60 bereit.

Wegen der vielen Klagen von Bürgern über mangelnde Sauberkeit und Grünpflege in Bottrop hat die Verwaltung außerdem von einigen Jahren eine Arbeitsgruppe „Stadtsauberkeit“ gegründet, die den Service verbessern soll. Ergebnisse liegen bisher allerdings nicht vor.

Dass in Sachen Grünschnitt durchaus etwas geschieht, dafür ist zum Beispiel die Schützenstraße jenseits des Südrings ein Beleg. Dort klagten Spaziergänger vor kurzem über wucherndes Grün am Rand von Fußwegen und Straßen, inzwischen sind die Sträucher und Büsche zurückgeschnitten. Doch auch an der Hünefeldstraße sprießt es. An der Bottroper Straße in Richtung Essen sei es ebenfalls komplett zugewachsen. Das bereite vor allem Radfahrern Probleme. Am Südring müsste der Gehweg gesäubert werden, meinen Leser, wuchernde Sträucher deckten diesen teils völlig zu. An der Lindhorststraße ragen Äste in den Radweg hinein. An der Fernewaldstraße seien so gut wie alle Zwischenflächen des Parkstreifens meterhoch zugewachsen. Auch an der Gewerbestraße zwischen Heimannstraße und B 224 sei es schlimm ums Grün bestellt, berichten sie.

Der frühere Bezirksvertreter Dieter Polz behält wie früher schon weiterhin die Stenkhoffstraße im Auge. In Höhe des Pferdehofes sei der Gehweg bald zugewachsen, sodass er von Rollstuhlfahrern oder Eltern mit Kinderwagen nicht mehr zu benutzen sei, meint der Bottroper. „Bald kann man das Verkehrsschild, welches auf Gehwegschäden hinweist, nicht mehr lesen, dann ist auch dieses zugewachsen“, beschwert er sich. Schon als Bezirksvertreter habe er immer wieder auf zugewachsene und verstopfte Gullys an den Straßen auf dem Eigen hingewiesen. Geändert habe sich bis heute nichts. Dieter Polz argwöhnt: In Stadtmitte, am Rathaus, würde das nicht passieren.