Bottrop. Seit einem Jahr sind zwei zusätzliche Reinigungskolonnen in Bottrop im Einsatz. Zwischenfazit mit Blick auf Dreckecken und außergewöhnliche Funde.

Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich Freitag den frühen Besuchern im Ehrenpark. Die Reinigungskolonne des Grünflächenamtes hatte Verstärkung – Oberbürgermeister Bernd Tischler hatte sich die grell-orange Weste übergezogen und unterstützte die Kollegen beim Reinemachen im Park. „Gut acht Säcke Mülle haben wir da eingesammelt“, stellt Tischler fest – zu viel, wie er findet.

Serina Schiere zeigt die Ausbeute vom Morgen im Ehrenpark – gut acht Säcke voll haben die Reinigungskräfte aufgesammelt.
Serina Schiere zeigt die Ausbeute vom Morgen im Ehrenpark – gut acht Säcke voll haben die Reinigungskräfte aufgesammelt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Und auch wenn er da Recht haben mag, muss er sich von seinen Kolleginnen und Kollegen belehren lassen. „Normalerweise finden wir gerade im Ehrenpark noch mehr“, sagt Silvia Schmitz. Vor allem bei gutem Wetter, wenn der Park intensiv benutzt wird, habe die Kolonne am nächsten Morgen reichlich zu tun.

Stadt Bottrop wollte das Wirrwarr um Zuständigkeiten bei der Reinigung beenden

Silvia Schmitz und ihre Kollegen gehören zu den zwei zusätzlichen Kolonnen, die das Grünflächenamt aufgestellt hat, um Parks, Grünstreifen und andere Flächen in der Stadt zu reinigen. Dabei gibt es mehrere Besonderheiten. Zum einen reinigen die Männer und Frauen sämtliche Flächen, egal wer zuständig ist. Das bedeutet auch rund um die Autobahnabfahrten oder an Bahndämmen sind sie unterwegs. Der Grund: „Wir konnten den Bürgern die Zuständigkeiten und das Wirrwarr nicht länger erklären. Darum haben wir dann Nägel mit Köpfen gemacht“, sagt der OB.

Zumal gerade Straßen NRW, das für Autobahnabfahrten zuständig wäre, oder auch die Deutsche Bahn sich als hartleibig erwiesen haben, wenn es Beschwerden wegen der Sauberkeit gab. Weiterer Vorteil: In den beiden Kolonnen haben Menschen einen Arbeitsplatz gefunden, die zuvor lange arbeitslos waren. Das Projekt wird gefördert, ist angelegt auf zwei Jahre und läuft noch ein Jahr. Doch schon jetzt stellt der OB fest: „Ich bin wild entschlossen zu versuchen, die Leute zu übernehmen und sie in den regulären Betrieb einzugliedern.“

Bottroper Grünflächenamt sammelt im Jahr 950 Kubikmeter Müll

Denn für den OB, aber auch das Grünflächenamt ist das ein Erfolgsprojekt. Die Sauberkeit in der Stadt habe sich verbessert, sagt Tischler. Das bekomme er so zurück gespiegelt und auch die Zahl der Beschwerden habe nachgelassen. 950 Kubikmeter Müll entsorgt allein das Grünflächenamt pro Jahr. Auch das sei eine Steigerung seit die neuen Kolonnen im Einsatz sind und zeige den Erfolg der Maßnahme.

Aber klar sei auch: Es gebe immer wieder Ecken in Bottrop, die dringend gesäubert werden müssten. Gerade in den Parks an den Sommertagen, wenn viele Menschen draußen unterwegs sind, bittet Tischler um Verständnis. Allerdings sagt er auch: „Ich kann es nicht verstehen und finde es schade, dass viele Menschen nicht die Mülleimer nutzen.“

Zusätzliche Kolonnen bieten der Stadt Flexibilität für kurzfristige Einsätze

Die beiden zusätzlichen Kolonnen böten nun aber eine gewisse Flexibilität, um auch kurzfristig außerhalb des regulären Turnus irgendwo zu reinigen. Philipp Heidt, der zuständige Sachgebietsleiter Grünflächenunterhaltung bei der Stadt, stellt klar: Die regulären Kolonnen seien vielfach auch anders eingebunden, müssten sich um Pflege und Schnitt der Anlagen kümmern. „Der normale Tag für die Revierreinigung bei denen ist am Freitag.“ Wogegen die beiden Zusatztrupps eben keine anderen Aufgaben haben.

Ach ja, an fehlenden Mülleimern liegt es übrigens längst nicht immer. „Oft liegt der Müll auch neben den Eimern und wir müssen ihn dann aufheben“, sagt André Steimann. Dabei gibt es durchaus auch Momente, da müssen die Kräfte ihre Empfindlichkeit zurückstellen. Besonders eklig werde es, wenn Hinterlassenschaften der Hunde weggeräumt werden müssten – gern auch zunächst sauber verpackt im Beutel, der dann achtlos ins angrenzende Gebüsch befördert würde. Gerade an derart heißen Tagen wie jetzt müsse man sich da überwinden, sagen die erfahrenen Kräfte.

Vor allem an den Bottroper Autobahnabfahrten sammelt sich der Dreck

Und wo sind nun die besonderen Dreckecken in der Stadt? Silvia Schmitz und ihre Kollegen müssen nicht lange überlegen. Die Autobahnabfahrten und die Mitfahrparkplätze – hier insbesondere die A42 – und der Parkplatz an der Einbleckstraße an der Essener Stadtgrenze seien Punkte, da könne man fast sicher sein, fündig zu werden. Und manchmal sehen sich die Kolonnen da dann auch mit wilden Müllkippen und größeren Sperrmüllhaufen konfrontiert. Da gibt es zum Glück den kurzen Draht zur Best, wenn der Platz auf der Pritsche des Kleintransporters für die Müllmenge wieder einmal nicht ausreicht.

Und manchmal müssen sogar die Reinigungsprofis ob ihrer Fundstücke schmunzeln. So lag an besagtem Parkplatz in der Nähe des Kanals auch schon mal ein Gummiboot. Auch ein noch fahrtüchtiges Pocket-Bike, also ein Mini-Motorrad, haben sie schon aus dem Gebüsch gezogen. Wobei: Schön ist das natürlich nicht. OB Bernd Tischler jedenfalls bedankte sich im Namen der Bottroper bei den Mitarbeitern. „Sie können stolz auf sich sein.“

Anregungen und Beschwerden nimmt das Grünflächenamt am Grünen Telefon entgegen, unter: 705060

Zufriedenheit und Frustration

Die Mitglieder der Reinigungskolonne sind zufrieden mit ihrer Arbeit. „Es macht Spaß“, urteilt Silvia Schmitz nach einem Jahr. Zumal einen diese Arbeit durchaus auch mit Zufriedenheit erfülle, sagt sie. Schließlich sieht man am Ende auch, was man geschafft hat, wenn man auf saubere Parks, Böschungen und Wiesen schaut.

Allerdings, ergänzt André Steimann, halte diese Zufriedenheit in vielen Fällen maximal bis zum nächsten Vormittag. Dann drohe eher Frustration wenn man sieht, dass die am Vortag mühsam gereinigte Fläche wieder aussieht wie vorher.

Eine der beiden Kolonnen ist allein im Alt-Bottroper Gebiet im Einsatz, die zweite hauptsächlich in Kirchhellen. Die Kirchhellener Truppe kann aber bei Bedarf auch nach Alt-Bottrop abgezogen werden.