Bottrop. Noch halten sich die Abgaben im Tierheim Bottrop in Grenzen. Doch die Chefin erwartet einen Anstieg. So geht es dem ausgesetzten Katzen-Paar.
Sie sind beide sehr zurückhaltend gegenüber Menschen, und der Kater des Katzenpaares Janice und Jaca ist so ängstlich, dass er sich gerne im Schrank versteckt. Gesundheitlich geht es den beiden aber gut; die trächtige Janice bringt in drei bis vier Wochen ihre Jungen zur Welt. Anfang des Monats wurde das Paar spätabends vor dem Bottroper Tierheim ausgesetzt – und Mitarbeiterin Jessica Böck dachte nur: „Oh je – Ferien!“ Oh je – Corona, mag Tierheim-Chefin Hildegard Frank-Tüllmann da hinzufügen wollen.
Viele Menschen haben sich in den langen Monaten der Corona-Pandemie ein Haustier angeschafft, wissen die Tierschützer. Manches Mal vielleicht allzu unbedarft – und ohne die Zeit nach Homeoffice, Kontakt- und Reisebeschränkungen mit allen Konsequenzen zu kennen. Beginnt jetzt die Rückgabewelle der Corona-Haustiere? „Es fängt ein bisschen an“, sagt Frank-Tüllmann auch mit Blick auf die jüngst ausgesetzten Katzen. „Es hält sich noch in Grenzen, aber die Telefone gehen sehr oft.“
Den wahren Grund, warum Tiere ins Heim gebracht werden, erfahren die Tierpfleger natürlich nicht immer. In den vergangenen Jahren habe die klassische Abgabewelle zu den Sommerferien etwas abgenommen. „Durch Corona wird das ganz anders sein“, fürchtet Frank-Tüllmann. „Ich glaube, dass wir in allen Städten große Schwierigkeiten bekommen werden, weil wir die Tiere nicht so schnell aufnehmen können.“
Tierfreunde Bottrop befürchten Fehler in der Welpenerziehung
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Ihre Befürchtung: Viele Menschen haben sich Welpen angeschafft, doch in der Corona-Krise waren die Hundeschulen geschlossen. „Ich fürchte, dass sich Fehler in der Erziehung eingeschlichen haben, dass die Hunde in der Sozialisierungsphase nicht so gut geführt wurden, wie es sein müsste.“ Sollten dann verhaltensgestörte Tiere ins Heim kommen, seien diese wiederum nicht so schnell zu vermitteln und besetzten Plätze länger. „Und die Leute, die mit den Tieren nicht fertig werden, werden die Ersten sein, die sie abgeben.“
Auch Katzen hätten sich viele Leute zuletzt zugelegt. „Wir merken schon, dass das Katzenhaus voll wird“, sagt Frank-Tüllmann. Etwa mit Janice und Jaca, wie die Tierfreunde das ausgesetzte, namenlose, noch junge Katzenpaar getauft haben. Jessica Böck hatte die beiden verängstigten Stubentiger in ihrer Box nur so schnell gefunden, weil sie zufällig gegen 22.30 Uhr noch im Büro war – und draußen eine Autotür hörte.
„Wenn die Mitarbeiterin nicht da gewesen wären, hätten die Katzen die ganze Nacht in ihrem Urin gesessen“, meint Hildegard Frank-Tüllmann. Die Tiere, aktuell aufgrund der Trächtigkeit von Janice getrennt untergebracht, waren gestresst, aber nicht vernachlässigt. Dennoch wurden sie ihrem Besitzer offenbar zu viel.
Grundsätzlich beobachtet die Tierheim-Chefin: „Es gibt zu viele unvernünftige Leute, die sich einfach einen Hund kaufen.“
Bottroper Tierheimchefin warnt vor Tierkauf im Internet
Vor allem Angebote auf Online-Kleinanzeigen-Plattformen sollten Haustierinteressierte besonders sorgsam prüfen, rät Tüllmann-Frank. Gerade dort würden oftmals Tiere angeboten, die problematisch sind - „was den Käufern aber verheimlicht wird“. Teils zahlten diese horrende Preise fürs Tier. Sollte dann in der Familie etwas vorfallen – sollte der Hund zum Beispiel ein Kind beißen – würden die Verkäufer die Vierbeiner meist nicht wieder zurück nehmen. „Dann sind wir als Tierheim gefragt“.
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Wichtig sei auch, sich vor der Anschaffung eines Hundes mit den Rassen auseinanderzusetzen. Und diese bei Mischlingen auch zu kennen. „Je nach Kreuzung kann ein Herdenschutzhund mit drin sein. Das kann Probleme machen – Herdenschutzhunde brauchen etwas zum Bewachen.“ Sie verteidigen beim Spazierengehen vielleicht das Kind der Familie im Kinderwagen gegen andere Passanten. Darauf muss man eingestellt sein – und eine konsequente Erziehung verfolgen.
Hilfe fürs Tier steht bei den Bottroper Tierfreunden im Vordergrund
Sollten Besitzer am Ende, aus welchen Gründen auch immer, ihr Tier nicht mehr behalten wollen bzw. können, so wünschen sich die Tierfreunde zumindest eine persönlich Übergabe. „Wir reißen keinem den Kopf ab“, betont Frank-Tüllmann. Innerlich mag über den ein oder anderen Besitzer der Kopf geschüttelt werden – „aber dem Tier wollen wir helfen, das steht für uns im Vordergrund“.
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Bei anonymen Abgaben würde helfen, wenn der Besitzer in Not einen Zettel mit einer Beschreibung dazu legen würde, inklusive Name, Alter, Gewohnheiten, gesundheitlicher Vorgeschichte und der Info, ob das Tier kastriert ist oder nicht.
Aktuell befinden sich rund 40 Hunde und 60 Katzen inklusive Katzenbabys im Bottroper Tierheim. „Damit sind wir ausgelastet“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann.