Bottrop. Hans-Harald Webers konnte die Dachsanierung seines Bottroper Altbaus mit Innovation City pünktlich beenden. Darum war es für die Fassade zu spät.
Die Fördermittel für energetische Sanierung im Innovation-City-Projekt sind ausgeschöpft. Geförderte Projekte mussten bis zum 30. Juni abgeschlossen sein. In einer kurzen Serie stellt die WAZ noch einmal Hausbesitzer vor, die von diesem bundesweit bekannten Projekt zuletzt profitiert haben, bereits eine Energiesparbilanz ziehen können oder - wie im heutigen Auftakt - darüber hinaus auch andere Fördertöpfe zur umweltfreundlichen Sanierung ihrer Immobilie in Anspruch nehmen.
Innovation City hatte Mittel zur Fassadensanierung bereits bewilligt
So zum Beispiel Hans-Harald Webers. Mit seiner Frau Susanne Thelen saniert er gerade deren Elternhaus, einen Altbau von 1904 mit einem Anbau aus den 1990er Jahren, an der Schützenstraße von Grund auf. Für die bereits im Juni abgeschlossene energetische Dacherneuerung kann das Ehepaar in der Endphase von Innovation City noch Fördermittel in Anspruch nehmen. Dann sollte auch die Wärmedämmung der Fassaden erfolgen. „Auch dafür war die Förderung seitens Innovation City bereits bewilligt, obwohl wir die Anträge recht spät, im Sommer 2020, gestellt hatten“, sagt Hans-Harald Webers.
Firma konnte nicht rechtzeitig anfangen: Materialmangel
Aus der Fassadendämmung wird nichts - bis jetzt. „Kein Dämmmaterial vorhanden“, heißt es bei der zuständigen Firma. Eine Situation, wie sie derzeit viele Firmen und Kunden am Ende der dritten Coronawelle erleben. Für Webers bedeutet das aber: keine Förderung mehr durch Innovation City, da die Arbeiten, wie zuvor am Dach, bis zum 30. Juni hätten abgeschlossen sein müssen. So sieht sich der Bottroper anderweitig um.
Fündig wird er im allgemeinen Vergabe-Dschungel beim BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle), das in großem Maße auch energieeffiziente Umbaumaßnahmen fördert. Das übernimmt nun die Fassadendämmung. „Dafür mussten wir einen unabhängigen Energieberater mit der Antragsstellung und beauftragen und bezahlen und konnten nicht wie bei Innovation City deren Berater nehmen“, so Webers. Dafür müsse man für das BAFA kein Angebot einholen, während Innovation City drei Angebote verlangte und die Fördersumme beim günstigsten Angebot deckelte. Allein das Einholen der Angebote habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen und nur wenige Firmen seien angesichts der brummenden Auftragslage überhaupt interessiert, aufwändige Angebote zu erstellen. Manche haben sofort abgewunken.
Auftraggeber müssen oft lange auf Angebote der Firmen warten
Und: „Im Gegensatz zum komplizierten und langwierigen Prüfungsprozess bei Innovation City konnte ich bei der BAFA gleich nach Einreichen des Antrags die Aufträge vergeben, das spart also Zeit“, fügt Webers hinzu. Ebenfalls aus Zeitgründen haben die Webers für die weiteren Arbeiten nach der Dachsanierung auch keinen individuellen Sanierungsfahrplan für gesamte Immobilie erstellen lassen, sondern dies nur für die Einzelmaßnahmen wie Fassadensanierung oder Fensterertüchtigung vorgenommen. „Übrigens: Kunststofffenster müssen nicht immer gleich komplett raus“, so Hans-Harald Webers. Die Rahmen seien gut gewesen, trotz einiger Jahrzehnte auf dem Buckel. So wurde nur das Glas ausgetauscht. Iso-Glas sei heute bereits so wirksamn, dass der volle Energiespareffekt auch im alten Rahmen durchschlage und zugleich Kunststoffmüll vermieden werden.
Auch interessant
Hans-Harald Webers vorläufiges Fazit: „Wer bei umfassender energetischer Sanierung seiner Immobilie nicht diese Fördermittel in Anspruch nimmt, verschenkt einfach Geld.“ Gerade beim BAFA sei es unkompliziert und zügiger als vorher bei Innovation City. Er hat den Vergleich.