Bottrop. Die Innovation City wird die Stadt Bottrop nachhaltig prägen. Warum es gelungen ist, den Klimaschutz in der Stadtgesellschaft zu verankern.

Klimaschutzprojekte, noch dazu von internationaler Strahlkraft, sind nicht selten übergestülpte Hülsen, die das Renommee von Städten und Institutionen öffentlichkeitswirksam steigern, aber oft bei den Bewohnern der Städte kaum ankommen. Die Innovation City in Bottrop reiht sich da nicht ein, denn hier ist es gelungen, die Bürger mitzunehmen.

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Es ist ein Aspekt, den Oberbürgermeister Bernd Tischler immer wieder betont: Dass die Idee und die Ziele von Innovation City auch in der Bottroper Gesellschaft angekommen sind. Bottrop hat Klinken geputzt, hat in mehr als 400 Informationsveranstaltungen rund um das Groß-Projekt über 11.000 Bürger gezogen, hat fast 4000 Energieberatungen durchgeführt, Schülerinnen und Schüler ins Boot geholt, als die Fridays-for-Future-Bewegung noch lange nicht existierte.

Erfolgsrezept der Innovation City in Bottrop: Niederschwellige Fördermöglichkeit

Ein Teil des Erfolgsrezeptes war es sicherlich, die energetischen Fördermöglichkeiten niederschwellig anzusetzen: Wer die Mittel hatte, seine Fenster zu sanieren, hat einen Zuschuss erhalten – und musste nicht gleich zehntausende Euro in eine ökologische Komplettsanierung seines Hauses stecken. Bergleute, die Jahrzehnte lang Deputatkohle erhalten hatten, wurden in persönlichen Gesprächen davon überzeugt, nun besser mit Fernwärme zu heizen.

All diese kleinteiligen Maßnahmen haben dafür gesorgt, dass der Gedanke von Innovation City in der Bevölkerung verankert wurde, etwas, das beispielsweise der Nachbarstadt Essen im Jahr 2017 als „Grüne Hauptstadt Europas“ nicht gelungen ist. Dort wurden Fachleute zusammengetrommelt, Symposien abgehalten, das Image der Stadt aufpoliert.

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2010 wurde in Essen der Sieger des Innovation-City-Wettbewerbs des Initiativkreises Ruhr gekürt. Die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie der Initiativkreis-Moderator Wulf Bernotat gratulieren Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler zum Erfolg.
Von Matthias Düngelhoff und Norbert Jänecke

Innovation City wird Bottrop nachhaltig prägen

Zwar sind die beiden Projekte nur bedingt zu vergleichen, war die die Umwelthauptstadt bei weitem nicht mit so viel Geld und langem Atem hinterlegt. Doch auch in Essen sollte der Klimaschutz im Vordergrund stehen. Fragt man heute den Essener, was die Grüne Hauptstadt gebracht hat, erinnert er sich vermutlich nur an die Badestelle am Baldeneysee und den Baldeneysteig als Wanderroute.

Anders in Bottrop: Hier haben tausende ihre Häuser saniert, haben den Klimaschutz verinnerlicht, gelernt, dass Maßnahmen, die Umwelt zu schützen, finanziell nicht be-, sondern entlasten können. Die Innovation City ist ein gelungenes Pilotprojekt, das seine Nachfolger finden wird. Sie wird Bottrop nachhaltig prägen – vielleicht bis hin zur klimaneutralen Stadt, die OB Tischler anstrebt.