Kirchhellen. Die ersten Seilscheiben für den Erinnerungspark an den Bottroper Bergbau sind angekommen. Ziegel und Stahlträger stammen von Prosper II.

Auf einem 7300 Quadratmeter großen Stück des Parkplatzes am inzwischen verfüllten Schacht 10 des Bergwerk Prosper-Haniel soll ein Seilscheibenpark an Bottrops Bergbauvergangenheit erinnern. Jetzt sind die ersten Stücke angekommen.

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Der Verein „Seilscheibenpark Prosper-Haniel“ hat sich nach dem Ende des Steinkohlenbergbau 2018 zur Aufgabe gemacht, einen Erinnerungsort für die Bottroper Bergbaugeschichte in Kirchhellen zu schaffen. Der entsteht auf einem Teilstück des Parkplatzes am Alten Postweg, den der Verein inzwischen gekauft hat. Die Idee: Mit Seilscheiben aus den alten Fördergerüsten will der Verein die Lage der einzelnen Schachtanlagen nachzeichnen. Wege dazwischen zeigen, wie die Anlagen untereinander auf der 6. Sohle, also in 1000 Meter Tiefe, verbunden waren.

Elf Seilscheiben stehen für die Bottroper Bergbaustandorte

Elf Seilscheiben aus den Schachtanlagen Prosper IV (Grafenwald), V (Kirchhellen) und vom Schacht Hünxe hat der Verein inzwischen zugesagt bekommen, die RAG legt sogar noch Förderseile drauf. Der von 1982 bis 1990 abgeteufte Schacht Hünxe gehörte zum Dinslakener Bergwerk Lohberg 4. 2002 gab es den Durchs lag zu einer Wetterverbindung mit Prosper-Haniel. Nach der Stilllegung von Lohberg 4 nutzte das Bergwerk Prosper-Haniel Schacht Hünxe als Wetterschacht, also zur Belüftung des Grubenfeldes unter Kirchhellen.

Schwertransport: Donnerstag wurden die Seilscheiben vor dem Schacht Hünxe auf zwei Schwerlaster verladen. Freitag rollte der Konvoi nach Kirchhellen.         
Schwertransport: Donnerstag wurden die Seilscheiben vor dem Schacht Hünxe auf zwei Schwerlaster verladen. Freitag rollte der Konvoi nach Kirchhellen.          © Sebastian Stern

Aus Hünxe hat der Verein jetzt die drei dort gelagerten Reserve-Seilscheiben nach Kirchhellen geschafft. Im Wortsinne ein Kraftakt. Zwar ist jede Seilscheibe in zwei Teile zerlegt, die sind aber immer noch tonnenschwer. Auf zwei Transportern, begleitet von einem motorisierten Ladekran und den notwendigen Begleitfahrzeugen, ist der Konvoi am Freitag vor Tau und Tag nach Kirchhellen gerollt.

Die nächste Seilscheibe kommt aus Grafenwald

Der Vereinsvorsitzende Sebastian Stern berichtet: „Die Firma Timmerhaus Spedition & Transporte aus Oberhausen hat den Transport für uns kostenlos durchgeführt; der Senior Heinz-Willi Timmerhaus, hat es sich nicht nehmen lassen, das Abladen selber zu ,überwachen’ und für die Zukunft weitere Hilfe angeboten.“ Diese Hilfe kann der Verein schon bald gut gebrauchen: Als Nächstes will er die Reserve-Seilscheibe von Prosper IV vom Vossundern an den Alten Postweg holen.

Inzwischen hat der Verein weitere Unterstützer gefunden und kann so weitere Erinnerungsstücke an den Bergbau in seinen Park im Wortsinn einbauen. Auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Prosper II neben dem Malakoffturm an der Knappenstraße hat die Spezialfirma RPR mit den Abrissarbeiten begonnen; derzeit wird die Rohrbrücke über die Prosperstraße demontiert.

Erinnerung an die Kohlenwäsche

RPR-Chef Robert Proch hat dem Verein die charakteristischen roten Ziegelsteine sowie Stahlträger aus der ehemaligen Kohlenwäsche überlassen. Michael Pfeiffer, Geschäftsführer des Unternehmens Becker Sanierungstechnik, hat den Transport an den Alten Postweg übernommen. Der Verein will aus Steinen und Trägern dort eine Erinnerungsmauer an die Kohlenwäsche errichten.

Auch Arcelor Mittal überlässt dem Verein ein Erinnerungsstück. Der Betreiber der Kokerei Prosper, berichtet Stern, „hat sich bereit erklärt, uns eine ausrangierte Koksofentür zu überlassen, die ebenfalls auf dem Seilscheibenpark errichtet werden soll. Sie wird gerade aufgearbeitet und für den Transport vorbereitet, welcher zeitnah stattfinden soll.“

Verbindungen unter den alten Schachtanlagen

Die Schächte 9 in Grafenwald und 10 in Kirchhellen sind inzwischen verfüllt. Dennoch gibt es in 630 Metern Tiefe eine Verbindung zwischen den alten Schachtanlagen in Essen, Gladbeck, Bottrop und Dinslaken. Sie spielt eine entscheidende Rolle im Grubenwasserkonzept der AG.

Rund zehn Jahre lang soll das Grubenwasser in den alten Schächten ansteigen. Über die Verbindungsstrecken soll es irgendwann ab 2031 Richtung Lohberg fließen. Dort wird es wieder zutage gefördert, gereinigt und in den Rhein geleitet.