Bottrop. Hendrik Schmidts ist angehende Fachkraft für Lagerlogistik. Er findet: Der Beruf wird unterschätzt. Der Azubi erzählt, was den Job spannend macht
Waren schleppen. Stapler fahren. Und sonst? Hat der Beruf Fachkraft für Lagerlogistik eine Menge mehr zu bieten, als viele denken, betont Hendrik Schmidts. Der 20-Jährige startet im August sein drittes Ausbildungsjahr beim Sanitärgroßhandel Elmer in Bottrop.
Fachkraft für Lagerlogistik: Modernes Lagersystem bei Elmer in Bottrop
Um genau zu sein: In einem modernen Lager spielt das Warenschleppen eine untergeordnete Rolle, dafür gibt’s ja die Stapler und zum Beispiel automatisierte Behälterlager. Viel entscheidender ist es, die Übersicht zu behalten, etwa bei der Warenannahme. Da gilt es anhand der Begleitpapiere zu prüfen, ob die richtige Ware an der richtigen Stelle angekommen ist.
Dann muss alles im Lager seinen geordneten Platz finden. Was nicht im System erfasst ist, kann auch im Handel nicht verkauft werden. Das können bei Elmer zum Beispiel mal 2000 frisch gelieferte Toiletten sein. „Viele vergessen, in welchen Dimensionen die Produkte im Lager existieren.“
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Hendrik Schmidts hatte diesen Beruf selbst nicht als allererstes auf dem Schirm, war aber offen für alle möglichen Richtungen, als er während seines Fachabiturs nach einem Ausbildungsplatz suchte. Und erkannte: Zu ihm, zu seinen Fähigkeiten passt dieser Job einfach gut.
Bottroper Azubi: Logistiker brauchen ein gutes Zahlenverständnis
Und welche Fähigkeiten braucht man? „Zahlenverständnis“, sagt Hendrik Schmidts mit Blick auf Lieferscheinnummern, Artikelnummern, Regalnummern, . . . Dazu kommt technisches Verständnis – „wir arbeiten mit Computern zum Einlagern und Auslagern“. Organisatorisch müssen die Azubis fit sein und immer im Blick behalten, welche Ware wo hin gehört. Körperlich sei man manches Mal gefordert – „wir haben hier alles von Schrauben bis zu Duschtüren und Gusseisenrohre“. Teamarbeit sei unerlässlich.
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Und: „Es ist auch wichtig, dass man zuverlässig ist und Eigenverantwortung übernehmen kann.“ Waren für die Auslieferung falsch zu kommissionieren wäre fatal, Waren zu beschädigen ebenso - das kann bei dem teils zerbrechlichen Badezimmerzubehör im Lager von Elmer schnell passieren. Aber als Anfänger habe man ja immer jemanden dabei, der einem über die Schulter schaue.
Gleichzeitig macht dem 20-Jährigen die Arbeit Spaß – „sie ist abwechslungsreich“. Als Azubi ist er noch nicht ins Schichtsystem eingebunden; nach der Ausbildung muss er sich darauf aber einstellen.
Bottroper Personalreferentin: Beruf ist auch für Frauen geeignet
Ein weiteres Vorurteil: Dieser Job ist vor allem etwas für Männer. Doch Elmer-Personalreferentin Janine Kretschmer berichtet: „Ab dem 1. August haben wir eine Auszubildende.“ Dort, wo in dem Beruf Kraft gebraucht wird, gibt es heute viele technische Hilfen. So werden in der Branche laut Arbeitsagentur immer häufiger Exoskelette (am Körper tragbare Gerüste) eingesetzt, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Heben zu entlasten.
Geht es nach Janine Kretschmer, müsste der Beruf ein ganz anderes Image haben. „Viele sagen, das ist niedere Arbeit. Aber das ist absolut falsch. Ohne diese Fachkräfte haben wir zum Beispiel alle keine Lebensmittel, keine Anziehsachen.“
Aktuell sind über die Online-Plattform jobboerse.arbeitsagentur.de drei offene Lehrstellen für die Fachkraft Lagerlogistik in Bottrop zu finden. Weitere gibt es in Nachbarstädten wie Gladbeck, Oberhausen, Dinslaken, Gelsenkirchen.
Steckbrief: Fachkraft Lagerlogistik
Schulabschluss: keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben
Ausbildungsart: duale Ausbildung in Industrie und Handel sowie im Handwerk
Ausbildungsdauer: drei Jahre
Verdienst: 1. Ausbildungsjahr: 747 bis 1070 Euro (Handel), 645 bis 1010 Euro (Verkehrsgewerbe); 2. Ausbildungsjahr: 804 bis 1123 Euro (Handel), 754 bis 1075 Euro (Verkehrsgewerbe); 3. Ausbildungsjahr: 921 bis 1184 Euro, 849 bis 1115 Euro (Verkehrsgewerbe)
Arbeitsorte: Lager- oder Fabrikhallen, Kühlhäuser, Lagerplätze im Freien, Büro.
Qualifizierungsmöglichkeiten: Logistikmeister/-in, Verkehrsfachwirt/-in, Fachwirt/-in für Hafenwirtschaft, Transport und Logistik, Fachwirt/-in für den Bahnbetrieb, Logistik-Studium.