Bottrop . Das Mittelalterspektakel in der Bottroper City kann mit Auflagen durchgeführt werden. Doch gilt das auch für Kirmes und verkaufsoffenen Sonntag?

Das Kulturamt will trotz Corona den traditionellen Michaelismarkt am letzten Septemberwochenende in der Bottroper Innenstadt durchführen. Für diesen Plan bekommt es Beifall aus der Kulturpolitik, zumal der Markt im vergangenen Jahr abgesagt wurde. Aber wird es auch die traditionellen Begleiter des Mittelaltermarktes geben, die Herbstkirmes und den verkaufsoffenen Sonntag? Theoretisch wäre das möglich, praktisch eher unwahrscheinlich.

Am 25. und 26. September soll ein weiteres Stück Normalität in die Bottroper Innenstadt zurückkehren. Samstagabend Gaukler, Märchenerzähler und Mittelalterwirte, Sonntag rund um die Cyriakuskirche Kinderprogramm mit Bogenschießen, Kinderschmiede, handbetriebenes Karussell - und eine Schlacht von Kindern gegen Ritter.

„Beliebte Zeitreise“

„Der Michaelismarkt in mittelalterlichem Ambiente ist bei Besuchern aus Bottrop und Umgebung eine beliebte Zeitreise in vergangene Epochen“, sagt das Kulturamt. Deshalb soll er diesen Herbst wieder stattfinden. Mit Hygienekonzept, wenn es sein muss, Abstandsregelungen und bei Bedarf Absperrungen.

Das kann so funktionieren, sagt Krisenstabsleiter und Kulturdezernent Jochen Brunnhofer. „Natürlich nur, wenn die Inzidenzen landesweit und in Bottrop auf einem niedrigen Niveau bleiben.“ Und wenn die Delta-Variante nicht bis dahin neue Ungewissheit und Einschränkungen bringt: Planungsunsicherheiten, wie sie derzeit jeder Veranstalter mitdenken muss.

Kirmes ist noch nicht abgesagt

Schwieriger wird es da schon mit den traditionellen Parallelveranstaltungen, der Herbstkirmes und dem verkaufsoffenen Sonntag. Nach einem tiefen Eintauchen in die einschlägigen Verordnungen und Ausführungsbestimmungen sagt Brunnhofer: „Die Kirmes ist noch nicht abgesagt, aber auch nicht zugesagt.“ Ab 27. August wären nach der Corona-Schutzverordnung des Landes Kirmesveranstaltungen möglich, niedrige Inzidenzen immer vorausgesetzt.

Immer ein Hingucker: Ritterkämpfe mitten auf dem Bottroper Marktplatz beim Michaelismarkt
Immer ein Hingucker: Ritterkämpfe mitten auf dem Bottroper Marktplatz beim Michaelismarkt © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ein Plan B, den viele Städte im vergangenen Herbst umgesetzt haben, stehe der Stadt Bottrop auf keinen Fall zur Verfügung, sagt Brunnhofer: Für abgetrennte Kirmesflächen, die rechtlich wie kleine Freizeitparks behandelt werden, ist in Bottrop kein Platz: „Da müssten wir die halbe Innenstadt absperren.“

Auch interessant

Also wird es wohl ein Spiel auf Zeit. Anfang Juli erwartet Brunnhofer eine neue Coronaschutzverordnung. Was dann gilt, müsste für eine Kirmes in ein Hygienekonzept umgesetzt werden; Schausteller müssten für jedes Fahrgeschäft und jeden Stand ein Schutzkonzept mitbringen. Das wird zeitlich mindestens knapp. Und dazu kommt die Unsicherheit, was die Delta-Variante bringt. Brunnhofer: „Alle Experten gehen davon aus, dass die Variante zu höheren Fallzahlen führen werden. Aber wie viel höher? Und wann die Steigerung in Bottrop ankommt? Das kann heute noch keiner sagen.“

Fragezeichen hinter Sonntagsverkauf

Und der verkaufsoffene Sonntag, ohnehin grundsätzlich ein Streitthema? Noch hat der Einzelhandel nicht einmal den Antrag gestellt. „Die Meinungsbildung ist noch nicht abgeschlossen“, sagt dazu Markus Richter, Geschäftsführer des Verbandes. Auch das würde, wenn der Verband sich noch für einem Antrag entscheidet, eine knappe Nummer. Am Dienstag geht die Politik in die Sommerpause. Die nächste Ratssitzung ist am 21. September - fünf Tage vor der Sonntagsöffnung. Das wird wohl nichts mehr, vermutet Verbandspräsident Jan-Gerd Borgmann: „Diese Diskussion hätte man drei Monate früher führen müssen.“

Michaelis

Michaelis (29. September) ist der Namenstag des Erzengels Michael, den unter anderem Soldaten als Schutzpatron verehren. Er ist ein beliebter Termin für Märkte und Messen wie etwa die Michaeliskirchweih in Fürth.

Der Grund für diese Beliebtheit: Michaelis gilt als Abschluss der hellen Jahreszeit. Bis Mariä Lichtmess (2. Februar) mussten Arbeiten früher bei Kerzenschein verrichtet werden. Daher kommt der Spruch: „Der Michel zündt’s Licht an“. Klar, dass die Menschen vor den langen dunklen Tagen noch mal feiern wollten.